Viele Jugendliche erfahren Grenzüberschreitungen und Gewalt
19.11.2013
In ihren ersten Liebesbeziehungen werden Jugendliche nicht selten mit schwierigem, grenzüberschreitendem Verhalten und Gewalt konfrontiert, so da Ergebnis einer aktuellen Studie der Hochschule Fulda. Derartige Erfahrungen können laut Aussage der Forscher „das Potential beeinflussen, als Erwachsene eine beidseitig respektvolle Beziehung aufzubauen“ und allgemein sei „Gewalt in Kindheit und Jugend ein Risikofaktor für Gewalt in der Partnerschaft als Erwachsene.“
In der Studie „Grenzüberschreitungen und Gewalt in den Liebesbeziehungen und Dates von Hessischen Schülerinnen und Schülern zwischen 14 bis unter 18 Jahren“ hat das Forscherteam um Prof. Dr. Beate Blättner Schülerinnen und Schüler an neun allgemeinbildenden und einer beruflichen Schule befragt. Sie konnten allerdings von den knapp 3.200 Schülern, die diese Schulen besuchen, nur 509 berücksichtigen, da für die übrigen keine Einverständniserklärung der Eltern vorlag. Von den 509 Fragebögen, die die Schülerinnen und Schüler ausgefüllt haben, waren 47 aufgrund fehlerhafter Angaben nicht verwertbar, so dass die Ergebnisse der Studie am Ende auf den Angaben von 462 Schülerinnen und Schülern basieren (271 Mädchen und 191 Jungen). Das Durchschnittsalter der befragten Jugendlichen betrug laut Angaben der Forscher 15,3 Jahre.
Zehn Prozent der Jugendlichen erleben Gewalt in ihrer Beziehung
Von den Befragten hatten knapp 77 Prozent (181 Schülerinnen; 173 Schüler) bereits Erfahrungen mit ersten Dates oder Beziehungen. In ihren Beziehungen erlebten rund 66 Prozent dieser Schülerinnen und 60 Prozent der Schüler mindestens einmal „irgendeine Form von Grenzüberschreitung oder Gewalt“, so das Ergebnis der aktuellen Studie. Dies entspricht laut Angaben der Forscher einem Anteil von rund 50 Prozent der Gesamtstichprobe bei den Mädchen und von 45 Prozent bei den Jungen. „Derartige Erfahrungen wurden überwiegend erstmals in der 8. und 9. Klasse gemacht“, berichten Prof. Blättner und Kollegen. Häufigste Form der Grenzüberschreitung seien verbale Aggressionen und Drohungen. Allerdings berichteten 26 Prozent der Mädchen mit Beziehungserfahrung und 12,7 Prozent der Jungen von mindestens einer sexualisierten Grenzüberschreitung oder Gewalt. Jeweils rund zehn Prozent wurden direkt Opfer von Gewalt in ihrer Beziehung. „Mit Gewalt zu ungewollten sexuellen Handlungen gezwungen worden waren 6 Prozent der Mädchen und 1,7 Prozent der Jungen“, schreiben die Forscher.
Präventive Maßnahmen gefordert
Den aktuellen Studienergebnissen zufolge konfrontiert die erste Beziehungen viele Jugendliche mit extrem unangenehmen Erfahrungen, die nicht selten mit einer deutlichen Beeinträchtigung des Wohlbefindens, aber auch mir Lern- und Konzentrationsschwächen einhergehen können. Die Wissenschaftler der Hochschule Fulda kommen zu dem Schluss, dass ihre Studie den Bedarf an präventiven Maßnahmen verdeutliche. Den Jugendlichen könnte zum einen vermitteln werden, wo die eigenen Grenzen liegen und anderseits wie in Beziehungen respektvoll miteinander umgegangen wird. „Diese Maßnahmen sind auch deshalb wichtig, um eine weitere Chronifizierung von Gewalt zu verhindern“, so das Fazit der Forscher. (fp)
Bild: sokaeiko / pixelio.de
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