Menschen in OECD-Ländern nehmen immer mehr Tabletten
21.11.2013
In dem jüngstem Gesundheitsreport der OECD wurde mit Besorgnis darauf hingewiesen, dass immer Menschen in den Mitgliedstaaten zu Antidepressiva greifen. Dabei sehen die Verantwortlichen den Grund nicht nur in einer möglichen Überarbeitung und dem Voranschreiten der „ständigen“ Erreichbarkeit durch Smartphones und anderen internetfähigen Produkten. Für sie trägt auch die Eurokrise mit dazu bei, dass der Gebrauch von antidepressiven Medikamenten seit dem Jahr 2000 kontinuierlich zugenommen hat, wie aus ihrem Report „Health at at Glance 2013“ zu entnehmen ist. Demnach nehmen die Menschen in Island am meisten Medikamente gegen Depression zu sich, gefolgt von Australien, Kanada, Schweden und Dänemark.
Allein im Jahr 2011 wurden pro Tag je 1000 Einwohner 106 Dosen dieser Medikamentengruppe verschrieben. Im Jahr 2000 waren es noch ungefähr 70. Aber auch in Australien, wo die Tagesdosis in 2011 noch bei 89 Dosen pro 1000 Einwohnern lag kam es zu einem auffälligen Anstieg. Dort wurden 11 Jahre zuvor noch nicht einmal 50 verschrieben.
Betrachtet man einmal den Durchschnittswert aller OECD-Länder, fällt auf, dass der Gebrauch von Antidepressiva in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Im Jahr 2000 verschrieben die Ärzte noch rund 30 Tagesdosen je 1000 Einwohner, die in 2011 auf 50 Dosen angestiegen sind.
Deutschland unterhalb des OECD-Durchschnittswerts
Deutschland liegt dabei mit 50 Dosen pro Tag unter dem OECD-Durchschnitt. Schaut man sich den Anstieg genauer an, lässt sich aber erkennen auf, dass dieser schneller vorangeschritten ist, denn im Jahr 2000 wurden je 1000 Einwohner gerade einmal knapp 20 Dosen pro Tag verschrieben.Aber was ist der Grund warum immer mehr Menschen Antidepressiva nehmen? Die OECD weist in ihrem Report auf andere Richtlinien bei der Verschreibung hin und erwähnt unterschiedliche Behandlungsformen von Ärzten und Psychiatern in den anderen Ländern. Ein weiterer Grund könnte laut OECD auch darin liegen, dass die Behandlungsdauer von Depressionen in manchen Ländern gestiegen sei. Beispielsweise werden in England solche Erkrankungen länger medikamentös behandelt als noch in der Vergangenheit.Der Anstieg der Tagesdosen könnte ebenso daran liegen, dass Antidepressiva vermehrt auch bei leichteren Formen von Depressionen verschrieben werden.
Die OECD erwähnt in dem Report auch noch einen anderen möglichen Grund: Berichte aus den vergangenen Monaten, dass gerade in Krisenländern wie Griechenland die Selbstmordraten nach oben gegangen seien, könnten in Zusammenhang mit der Euro Krise stehen. So könnte auch der Anstieg der Verschreibungen von Antidepressiva in Krisenländern, damit einher gehen, so die OECD. In Portugal ist der Gebrauch von Antidepressiva zwischen 2007 und 2011 um 20 Prozent angestiegen, in Spanien um 23 Prozent. Doch auch in Deutschland, das kaum von den Auswirkungen der Krise betroffen ist, stieg der Gebrauch um 46 Prozent.
Gesundheitsausgaben wurden reduziert
Die Krise, so stellt die OECD in dem Bericht weiter fest, hat auch dazu beigetragen, dass viele Länder ihre Ausgaben im Gesundheitswesen massiv eingeschränkt haben und alternative Behandlungsformen der Verschreibung von Medikamenten gewichen sind. In 2011 lag Deutschland noch zwei Prozent über dem OECD-Durchschnitt. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich hierzu Lande die Menschen mehr in Krankenhäusern behandeln lassen, als in den anderen Ländern. (fr)
Bild: Peter Franz / pixelio.de
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