Immunsystem: Allergien als Schutzfunktion des Körpers
26.11.2013
Weltweit sind immer mehr Menschen von Allergien betroffen. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die im bereits Februar publiziert wurde, leben in Deutschland etwa 25 Millionen Menschen mit einer oder mehreren Allergien. Das ist fast ein Drittel der gesamten Bevölkerung. Doch warum Allergien auf dem Vormarsch sind, können Mediziner nicht beantworten.
Nach der sogenannten Hygienehypothese entstehen allergische Reaktionen aus mangelnder Beanspruchung des Immunsystems in der Kindheit, die sich infolge eines übertriebenen Hygieneverhaltens entwickeln. Die sterile Umgebung, in der Kinder heutzutage aufwachsen, lässt den Körper einen nicht mehr ausreichenden Immunschutz produzieren. Eine weitere weit verbreitete Hypothese ist, dass allergische Reaktionen als Abwehrmechanismus gegen Parasiten entstanden sind.
Forscher um Philipp Starkl von der Stanford University, kommen in einer deutsch-amerikanischen Maus- Studie zu dem Ergebnis, dass allergische Reaktionen als Schutz vor Giften entstanden sein könnten. Schon 1991 hatte die Evolutionsbiologin Margie Profet diese Theorie aufgestellt, die bis heute unter Medizinern für Diskussion sorgt.
Den Mäusen wurden anfänglich kleinen Mengen von Bienengift injiziert. Die Dosis wurde im weiteren Verlauf der Studie erhöht. Dabei konnten die Forscher beobachten, wie sich Resistenzen bildeten. "Wie bei einer Impfung schien der Körper eine Art Immunschutz gegen das Bienengift aufzubauen", erklärte Starkl. Bei den Untersuchungen war zu erkennen, dass das sogenannte Immunglobulin (IgE) eine entscheidende Rolle bei der Abwehrreaktion des Körpers einnimmt. Die umgangssprachlich auch als Antikörper bekannten Eiweiße, werden als Reaktion auf bestimmte Stoffe vom Körper gebildet. So produziert der Körper beispielsweise nach einem Bienenstich große Mengen dieser Antikörper. In Folge der Histamin- Ausschüttung sind Entzündungsreaktionen auf der Haut erkennbar, die in schweren Fällen in einem anaphylaktischer Schock ausarten können.
Um herauszufinden ob IgE-Antikörper oder eine andere Form des Immunglobulins für die Schutzreaktion verantwortlich sind, haben die Forscher in einem weiteren Versuch bei den Mäusen die Bildung von IgE unterbunden. Es zeigte sich, dass diese Mäuse keinen Schutz gegen das Bienengift aufgebaut hatten. Folglich müssen für den Immunschutz die IgE- Antikörper verantwortlich sein, so die Schlussfolgerung der Forscher.
"Die Annahme, dass die Funktion von IgE-Antikörpern auf das Auslösen allergischer Reaktionen beschränkt sei, griff aus unserer Sicht schon immer zu kurz", sagte Thomas Marichal, Mitautor der im Fachblatt "Immunity" publizierten Studie. "Sonst wären IgE-Antikörper im Zuge der Evolution sicher eliminiert worden." Diese Überlegung stützt auch die von Margie Profet aufgestellte Gift-Hypothese Anfang der 1990er Jahre.
IgE-Antikörper übernehmen demnach eine Schutzfunktion Funktion vor giftigen Substanzen und müssen eine wichtige Rolle in der Evolution der Menschheit eingenommen haben, die sich im Zuge von immer geschützteren Lebensbedingungen zurückgebildeten. (fr)
Bild: Günther Richter / pixelio.de
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