Kongress: Weltweit führende Herzrhythmusexperten treffen sich in Berlin
09.12.2013
Über 200 Experten für Herzrhythmusstörungen, aus allen Teilen der Welt, sind am Wochenende in Berlin für eine Fachtagung zusammen gekommen. Dabei ging es um den Austausch über neue Behandlungsmöglichkeiten – und Entwicklungen in Bezug auf Rhythmusstötungen der Herzkammern. Der vor fünf Jahren ins Leben gerufene Fachkongress hat sich mittlerweile zu dem führenden Think Tank (Denkfabrik) entwickelt.
Für die meisten Menschen, die an Herzrhythmusstörungen wie sogenanntes Herzstoplern leiden sind diese Störungen nicht lebensbedrohlich, beeinträchtigen aber dennoch nicht unerheblich die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit. Ängste und Depressionen begleiten die Betroffenen in allen Lebenslagen. In Deutschland leiden etwa 100.000 Menschen am so genannten gutartigen Herzrasen. Das „gutartige Herzrasen“ tritt meist im Ruhezustand auf und endet so plötzlich wie es auch begonnen hat. Helfen kann dabei manchmal einfach ein Glas Wasser in raschen Zügen auszutrinken und tief in den Buch hinein einzuatmen. Im Mittelpunkt des Kongresses standen jedoch mehr technische Innovationen.
Im diesem Jahr wurden eine Reihe neuer Entwicklungen und Erfahrungen vorgestellt und diskutiert. Neue, winzige Schrittmacher, die ohne fehlerbehaftete Elektroden auskommen aber auch Erfahrungen über das Zusammenspiel des vegetativen Nervensystems und Herzrhythmusstörungen standen auf der Tagesordnung. Neue Erkenntnisse gibt es auch im Umgang mit Leistungssport. Entgegen den aktuell bestehenden gültigen amerikanischen und europäischen Empfehlungen, Leistungssportler mit häufigen Rhythmusstöngen mit einem Verbot für Sport- und Wettkämpfe zu belegen, sprachen sich führende Experten für eine von Fall zu Fall Betrachtung aus. Erfahrungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass die meisten Sportler weiterhin Sport treiben können. Das zeigten neue Studienergebnisse die anlässlich des Kongress vorgestellt wurden.
Die sogenannte IN-TIME-Studie lieferte dazu überraschende Ergebnisse bei der Beurteilung der Wirkung von telemedizinischer Überwachung von Herzschwäche-Patienten mit Defibrillatoren. Ihr Einsatz wirkte sich bei einer Vielzahl von Patienten lebensverlängernd aus. Hingegen zeigte eine andere Studie nicht nur die Nutzlosigkeit spezieller Schrittmacher auf, sondern entdeckte sogar, dass von Ihnen eine viel größere Gefährlichkeit ausgehe, als bisher von den Experten angenommen. Im Zuge des Austauschs wurde auch die Bedeutung der Erfahrung und Routine beim Einbau von Herzschrittmachern und Defibrillatoren neu bewertet. Um diese zu erlangen, sind mindestens 50 Implantationen solcher Geräte pro Jahr notwendig, so die Spezialisten. Fakten wurden auch in Bezug auf die Rolle des vegetativen Nervensystems bei der Entstehung von Herzrhythmusstörungen zusammengetragen. Therapien, wie die Nierenarteriendenervation, die bisher zur Senkung eines zu hohen Blutdrucks durchgeführt wurde, können auch bei der Behandlung von Rhythmusstörungen der Herzkammern hilfreich sein. Ob die Perfektionierung bei verschiedenen Therapieverfahren oder die Vermeidung von Infektionen bei Schrittmachereingriffen. Der Kongress zeigt die Notwendigkeit eines globalen Austausch von Experten, wenn es um die Behandlung von Herzrhythmusstörungen der Herzkammern geht. (fr)
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
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