Muskel- und Skeletterkrankungen häufigster Grund für Ausfalltage
17.12.2013
Rückenschmerzen sind unter Arbeitnehmern nach wie vor der häufigste Grund für Ausfalltage. Zu diesem Ergebnis ist der am Dienstag veröffentlichte „BKK-Gesundheitsreport 2013“ gekommen, für welchen die Daten von knapp fünf Millionen Menschen ausgewertet worden waren. Demnach sei auch die Anzahl der Rücken-Operationen in letzter Zeit enorm angestiegen – obwohl mindestens jeder dritte Patient in Anschluss unter chronischen Schmerzen leide. Dementsprechend müsse aus Expertensicht umgedacht und stärker in Richtung ganzheitliche Behandlungskonzepte gedacht werden.
BKK-Gesundheitsreport wertet Daten von knapp fünf Millionen Menschen aus
Wenn Arbeitnehmer nicht zur Arbeit erscheinen, ist in den meisten Fällen der Rücken schuld – denn laut dem aktuellen BKK-Gesundheitsreport „Gesundheit in Bewegung“ gehen die meisten Fehltage der Mitglieder der Betriebskrankenkassen (BKK) auf das Konto von Muskel- und Skeletterkrankungen (27 Prozent). Bei mehr als der Hälfte der Fälle handelt es sich dabei um Rückenschmerzen, aber auch Gelenkerkrankungen und Leiden an Muskeln und Sehnen sind häufige Gründe für einen Arbeitsausfall. Dieser kann durchaus länger andauern, denn auch wenn die Arbeitnehmer in 95 Prozent der Fälle weniger als sechs Wochen fehlen, kann sich aus einem chronischen Rückenleiden auch schnell eine längere Arbeitsunfähigkeit entwickeln – was derzeit auf rund 44 Prozent der Ausfalltage zutrifft.
Arbeitnehmer in den Postdiensten besonders häufig betroffen
Besonders stark betroffen von Muskel-und Skeletterkrankungen seien dabei nach Angaben des BKK Dachverbands die BKK Mitglieder in den Postdiensten (766 AU-Tage je 100 beschäftigte Mitglieder), aber auch Mitarbeiter der Abfallentsorgung und Recycling (646 AU-Tage) sowie Beschäftigte in der Metallerzeugung und -bearbeitung (615 AU-Tage). Vergleichsweise gering fielen hingegen die Ausfalltage in den Branchen Informationsdienstleistung und Datenverarbeitung (133 AU-Tage), Verlag und Medien (162 AU-Tage) sowie im Kredit-und Versicherungsgewerbe (177 AU-Tage) aus.
Jeder dritte Patient leidet im Anschluss an Rücken-OP an chronischen Schmerzen
Fraglich sei jedoch aus Sicht der Kassen, ob sich die Behandlungen bei Muskel- und Skeletterkrankungen nicht optimieren ließen – denn immer mehr Klinken würden immer mehr Wirbelsäulen-Operationen durchführen, obwohl mindestens jeder dritte Patient im Anschluss an die OP an chronischen Schmerzen leiden würde, so die Ausführungen des Berliner Rückenspezialisten Ulf Marnitz gegenüber der „dpa“. Hinzu kämen nach Angaben von Andrea Galle, Vorstand der BKK Verkehrsbauunion (VBU), steigende Kosten, denn allein bei der BKK VBU würden rund 30 % der Krankengeld-Ausgaben durch Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems verursacht, wobei ein Großteil davon auf Erkrankungen des Rückens entfallen würde.
Ganzheitliche Therapieansätze stärken
Dementsprechend sei es das Ziel, ganzheitliche, schonendere Therapien bei Rückenbeschwerden immer stärker ins Blickfeld zu rücken, um „Kosten und Leiden“ zu sparen: „Denn viele Menschen mit Rückenschmerzen haben eine wahre Odyssee hinter sich. Sie werden von Arzt zu Arzt geschickt, erhalten Spritzen und physikalische Therapien – und leiden doch nach kurzer Zeit wieder an Schmerzen. Was vor allem chronisch kranken Rückenpatienten fehlte, war ein in sich geschlossenes Behandlungskonzept, das auch die psychosozialen Folgen von Rückenerkrankungen, die eine wichtige Rolle bei der Genesung spielen, berücksichtigte“, so Andrea Galle im im Rahmen der Pressekonferenz zum „BKK Gesundheitsreport 2013“.
Auch DAK-Gesundheitsreport bestätigt Anstieg der Rückenbeschwerden
Auch der jährliche Gesundheitsreport der „DAK“ kommt zu dem Ergebnis, dass Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems im Jahr 2012 – wie auch schon in den Vorjahren – unter den Mitgliedern mit 23,2 Prozent den höchsten Anteil an den gemeldeten Arbeitsunfähigkeits-Tagen (AU-Tage) hatten, was im Vergleich zum Vorjahr sogar noch einen Anstieg bedeutet (2012: 325,9 AU-Tagen je 100 Versicherte / 2011: Mit 320,7 AU-Tagen je 100 Versicherte). Auch hier stehen an der Spitze der Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems Rückenschmerzen, hinzu kommen unter anderem „sonstige Bandscheibenschäden“, „Binnenschädigung des Kniegelenkes“ und „Schulterläsionen". (nr)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.