Multiresistente Tuberkulose wird „wirkliches Gesundheitsproblem“
28.12.2013
Nach Einschätzung von Experten sind viele Länder schlecht für den Kampf gegen resistente Tuberkuloseerreger gewappnet, welche mit herkömmlichen Medikamenten nicht mehr behandelt werden können.
Patienten werden wegen fehlender Zimmer einfach nach Hause geschickt
Experten sind besorgt: Ihrer Einschätzung nach sind viele Länder weltweit schlecht für den Kampf gegen Tuberkulose gewappnet. Wie der Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe DAHW, Burkard Kömm, gegenüber der der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, gebe es immer mehr Fälle einer multiresistenten Art der Krankheit. Da es vor allem in ärmeren Ländern nicht genug Zimmer zur Isolation der Erkrankten gebe, würden Patienten häufig einfach nach Hause geschickt und verbreiten so den Erreger weiter.
„Das wird wirklich ein Gesundheitsproblem“
DAHW-Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg sagte dazu: „Das wird wirklich ein Gesundheitsproblem.“ Kömm erläuterte, dass in Westusbekistan mittlerweile bereits 60 Prozent aller neuen Tuberkulosefälle auf resistente Erreger zurück gingen. „Diese Welle schwappt irgendwann natürlich auch Richtung Westeuropa – wobei wir mit unserem guten Immunsystem wahrscheinlich recht gut geschützt sind.“
Wirksame Medikamente schlagen bei resistenten Erreger nicht an
Bei Tuberkulose, die von einem Bakterium ausgelöst wird, ist meist die Lunge betroffen. Die beiden wirksamsten Medikamente schlagen bei multiresistenten Erregern nicht an und eine Behandlung sei dann schwierig, wie Kömm erklärte. Erkrankte Patienten müssten dann isoliert werden und über Monate einen Antibiotika-Mix mit schweren Nebenwirkungen nehmen. Daher dürfe man mit der Therapie erst beginnen, wenn die Betroffenen für ein halbes Jahr stationär aufgenommen werden können. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Patient die Medikamente wegen der Nebenwirkungen absetze, „und dann hat man eine total resistente Tuberkulose.“ In einem Land wie beispielsweise Nigeria, gebe es jedoch nur 80 geeignete Plätze und hunderte Patienten auf der Warteliste.
Tuberkulose ist die weltweit tödlichste Infektionskrankheit
Bis heute ist Tuberkulose vor allem in Asien, Afrika und den osteuropäischen Staaten relativ weit verbreitet. Den Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge erkrankten 2012 rund 450.000 Menschen an multiresistenter Tuberkulose. Weltweit infizierten sich insgesamt 8,6 Millionen Menschen mit der Krankheit, 1,3 Millionen starben. In Deutschland sei das Problem zwar relativ gering, aber laut dem Robert-Koch-Institut steigen auch bei Kindern hierzulande die Infektionszahlen. Im Jahr 2011 erkrankten den jüngsten Zahlen nach rund 4.300 Menschen an Tuberkulose und 162 starben daran. Im weltweiten Vergleich steht Deutschland mit durchschnittlich 5,3 gemeldeten Fällen je 100.000 Einwohnern relativ gut da. (ad)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de (Bild ist eine Nachzeichnung)
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