Unterschiedliche Komplikationen bedrohen trotz erkennbarer Besserung das Leben von Michael Schumacher
03.01.2014
Seit vier Tagen liegt Michael Schumacher mit einem Schädelhirntrauma (SHT) im Koma. Seine Überlebenschancen steigen, doch bleibt das Risiko dauerhafter Schäden am Gehirn. Bei einem Skiunfall hatte sich der ehemalige Formel-1-Weltmeister trotz Helm schwer am Kopf verletzt und fiel anschließend auf dem Weg in die Klinik ins Koma.
Bei dem Sturz war Schumacher mit dem Kopf gegen einen Fels geprallt und hatte dabei ein schweres Schädelhirntrauma erlitten. Zwar blieb der ehemalige Formel-1-Pilot bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zunächst noch bei Bewusstsein, doch fiel er anschließend ins Koma und ist seither nicht wieder erwacht. Die Computertomographie des Schädels zeigte laut Angaben der Ärzte deutlich Prellungen und Blutergüsse in beiden Gehirnhälften. Zwar gelang es den Ärzten in zwei Operationen den Zustand Schumachers zu stabilisieren und sie berichteten bereits von einer leichten Besserung seines Zustandes, doch noch kann keine Entwarnung gegeben werden. Zudem sind bleibende Schäden und Behinderungen bei derart schweren Verletzungen des Gehirns durchaus keine Seltenheit.
Steigende Überlebenschancen
Der Neurochirurg Andreas Pingel, Leitender Arzt des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Frankfurt, erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“, dass „die ersten drei bis fünf Tage die kritischsten“ sind und es daher noch zu früh sei, um eine Prognose abzugeben. Doch würden die Überlebenschancen Schumachers stündlich steigen. Allerdings könne ein längeres Koma auch zusätzliche Komplikationen bedingen. So bestehe beispielsweise „durch die Langzeitbeatmung die Gefahr einer Lungenentzündung. Zudem können dadurch die Nerven in Armen und Beinen geschädigt werden“, erläuterte Pingel. Bei Patienten, die länger als zwei Wochen im Koma liegen, erhöhe sich außerdem das Muskelschwund-Risiko und es steige die Gefahr einer gestörten Nervenwasserzirkulation. Letztere könne zur Folge haben, dass sich die Hirnkammern mit Wasser füllen.
Langzeitschäden bei Schädelhirntraumata
An der Klinik des Mediziners werden laut Angaben des „Focus“ jährlich rund 2.000 Patienten mit einem Schädelhirntrauma behandelt, wobei etwa ein Viertel davon so schwere Fälle seien, wie bei Schumacher. Von den Betroffenen überlebe knapp ein Drittel das schwere Schädelhirntrauma nicht. Auch Patienten, die den akuten Zustand überstehen, zeigen anschließend oftmals schwere Schäden und Behinderungen, so der Neurochirurg weiter. Pingel spricht von lediglich „zehn bis 30 Prozent der Überlebenden“, die anschließend mit tolerablen Einschränkungen weiterleben können. „In der Regel fangen die Patienten von vorne an und müssen die einfachsten Dinge wie essen und trinken neu lernen“, betonte der Fachmann. Angesicht der drastischen Konsequenzen, die solche Schädelverletzungen mit sich bringen können, raten Mediziner bei Sportarten, die das Risiko von schweren Stürzen auf den Kopf bergen, allgemein zum Tragen eines Schutzhelms. Dieser habe auch im Fall von Schumacher überhaupt erst ermöglicht, dass er es bis ins Krankenhaus schaffte. Ohne Helm wäre Schumacher nach Einschätzung der Ärzte wahrscheinlich direkt am Unfallort verstorben.
Koma die Folge von Blutungen und Ödemen im Gehirn
Bei circa 25 Prozent der Patienten mit derart schweren Verletzungen wie im Fall von Schumacher setzt laut Aussage des Experten nach der akuten Phase ein Wachkoma ein, in dem die Patienten zwar ihre Augen öffnen, jedoch keine Anzeichen auf eine bewusste Wahrnehmung zeigen und nicht zur Kommunikation in der Lage sind. Dieser Zustand, kann theoretisch auf unbestimmte Zeit anhalten. Typisch bei schweren Schädelhirntraumata sei auch, dass die Patienten direkt nach dem Unfall zunächst noch ansprechbar sind und erst zeitlich versetzt ihr Bewusstsein verlieren, wie dies bei Schumacher ebenfalls der Fall war, erläuterte Pingel. Das Koma sei hier die Folge von Blutungen und Ödemen im Gehirn. Diese drücken angesichts des fehlenden Platzes im Schädel zunehmend aufs Gehirn und die Betroffenen fallen in eine anhaltende Bewusstlosigkeit. Wie auch bei Schumacher müsse in solchen Fällen umgehend der Schädel geöffnet werden, um den Druck vom Gehirn zu nehmen. Entsprechende Hirnblutungen und Ödeme können auch mit deutlicher zeitlicher Verzögerung zu dem Ereignis auftreten, weshalb selbst bei leichteren Formen des SHT eine klinische Überwachung über mehrere Tage empfohlen wird. (fp)
Bild: Monika Torloxten / pixelio.de
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