Ältere oft mit Magnesium und Vitamin E überversorgt
05.01.2014
Immer mehr ältere Menschen in Deutschland vertrauen auf die vermeintlich gesundheitsfördernde Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln. Viele von ihnen nehmen sogar soviel davon, dass sie ihre Gesundheit gefährden könnten.
Empfohlene Höchstmengen werden oft überschritten
Einem Vitamin- oder Magnesiummangel vorbeugen, sich vor Krankheiten schützen: Immer mehr ältere Deutsche vertrauen dabei auf die vermeintlich gesundheitsfördernde Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln. Einer aktuellen Studie zufolge schlucken viele Senioren zu viele von diesen Mitteln. Demnach würden 54 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer über 64 Jahren ergänzende Vitamine, Mineralstoffe oder sonstige Zusatzstoffe zu sich nehmen. Dabei würden die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit empfohlenen Tageshöchstmengen häufig überschritten.
Senioren aus der Region Augsburg
Das Team um Sigrid Schwab, Priv.-Doz. Dr. Barbara Thorand und Professor Dr. Annette Peters vom Institut für Epidemiologie II (EPI II) am Helmholtz Zentrum München (HMGU) untersuchten in der Studie, wie häufig ältere Menschen ergänzende Nährstoffe, sogenannte Supplemente, zu sich nehmen und welche Inhaltstoffe dabei in welchen Dosen zugeführt werden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „The Journal of Nutrition, Health and Aging“. Für die Studie waren 1.079 Personen ab 65 Jahren in der Region Augsburg befragt worden.
Zu viel Magnesium und Vitamin E
Demnach nahmen Frauen in erster Linie Magnesium (32 Prozent) und Vitamin D (22 Prozent) ein, Männer Magnesium (18 Prozent) und Vitamin E (12 Prozent). Sowohl bei den Frauen (20 Prozent) als auch bei den Männern (33 Prozent), die regelmäßig Magnesium einnahmen, seien die Mengen zu hoch gewesen. Bei Vitamin E waren es bei den weiblichen Befragten acht und bei den männlichen 14 Prozent, die zu hohe Dosen zu sich nahmen.
Mängel insbesondere bei Pflegebedürftigen
Der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge haben insbesondere Pflegebedürftige dennoch häufig einen Mangel an Kalzium, Vitamin D, Vitamin E, Folsäure und Ballaststoffen. Die Nährstoffversorgung könnte durch Vollkornprodukte, Gemüse und Obst verbessert werden. Vitamin E könne man auch über hochwertige Öle zu sich nehmen, doch bei Vitamin D könnten Ergänzungsprodukte nötig sein. Bei Männern über 65 Jahren empfiehlt die DGE eine Dosis von 350 Milligramm Magnesium pro Tag, bei Frauen 300 Milligramm. Wie die Wissenschaftler erklärten, seien Überdosierungen deshalb gefährlich, weil sie die Aufnahme anderer wichtiger Vitamine hemmen können.
Fehlende wissenschaftliche Basis für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
Die Direktorin des Instituts für Epidemiologie II am HMGU, Professor Dr. Annette Peters, erläuterte, dass bislang „aktuelle und bevölkerungsbasierte Daten zur Einnahme von Supplementen bei älteren Menschen“ für Europa weitgehend fehlen, diese Bevölkerungsgruppe aufgrund von altersbedingten Nährstoffdefiziten jedoch in Bezug auf die Nahrungsergänzung von besonderem Interesse sei. Bislang erfolgt hier vielfach eine Einnahme ohne fundierte wissenschaftliche Basis. „Einen großen Einfluss bei der Auswahl der Präparate scheinen Industrie und Werbung zu haben“, betonte Peters. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung und weiterer Forschungen seien hier wichtig, um sinnvolle Empfehlungen zur Nahrungsergänzung im Alter abgeben zu können. (ad)
Bild: Gisela Peter / pixelio.de
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