Medizinische Hypnose mit vielfältigen Möglichkeiten
05.01.2014
Hypnose ist als Behandlungsform in der Medizin schon seit langem etabliert. Doch zahlreiche Vorurteile halten sich hartnäckig. Experten versuchen immer wieder, etwa anlässlich des Welthypnosetages, diese zu entkräften.
Kontrolle über den eigenen Körper zurückgewinnen
Sich vor Zuschauern von einem alten Mann mit Rauschebart und stechendem Blick so lange mit einem Pendel behandeln lassen, dass man schließlich in eine Zwiebel beißt oder sich auf andere Art zum Affen macht. Mit solchen Klischees der gefährlichen Hokuspokus-Hypnose möchte Olf Stoiber, Vorsitzender des deutschen Verbandes für Hypnose, endlich aufräumen. Anlässlich des gestrigen 10. Welthypnosetages erklärte der Münchner Hypnotherapeut: „Viele Menschen glauben, dass die Hypnose willenlos macht. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall: Hypnose hilft, die Kontrolle über den eigenen Körper wieder zurückzugewinnen.“
Hypnotherapie in vielen Gebieten einsetzbar
Der Großteil seiner Klienten, die Stoiber bewusst nicht als Patienten bezeichnet, kämen zu ihm, weil sie die Kontrolle über sich selbst verloren haben. „Sei es wegen einer Depression, Angstzuständen oder Nikotinsucht. Nach einer erfolgreichen Therapie hat der Klient wieder mehr Macht über das eigene Denken, Fühlen und Handeln.“ Daher werde mittlerweile Hypnotherapie, eine Mischform aus Hypnose und Psychotherapie, die Elemente aus beiden Bereichen miteinander vereint, in vielen Gebieten eingesetzt. „Ein großer Bereich ist die Gesundheitsprophylaxe. Dazu gehört Stressmanagement, Rauchentwöhnung oder der Wunsch, abzunehmen. Die psychotherapeutische Hypnose hilft bei Depressionen, Phobien und Traumata, wird aber auch häufig bei unerfülltem Kinderwunsch oder Geburten eingesetzt.“
Bei Geburten und Zahnarztbesuchen
Selbst Herzogin Kate habe im vergangenen Juli auf das sogenannte „Hypnobirthing“ gesetzt, als sie ihren kleinen Prinzen zur Welt brachte. Dabei handelt es sich um eine natürliche Methode, bei der verschiedene Entspannungsübungen dazu dienen, die Geburtsschmerzen ganz oder teilweise zu vermeiden sowie die Geburt entspannt und bewusst zu erleben und zu genießen. Doch nicht nur Geburten, sondern auch anstehende Zahnarztbesuche seien für viele ein Grund, eine medizinische Hypnose auszuprobieren. „Dem Patienten wird im Rahmen der Hypnose die Eigenverantwortung zurückgegeben, sodass er seine Selbstheilungskräfte aktivieren kann“, so der Zahnarzt Allan Krupka, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für ärztliche und zahnärztliche Hypnose (ÖGZH). „Das ist nichts anderes, als die Aufmerksamkeit des Patienten von seiner Angst auf seine inneren Ressourcen zu leiten.“
Unklar was Hypnose genau bewirkt
In Fachkreisen wird nach wie vor heftig darüber diskutiert, was die Hypnose im Körper genau bewirkt. „Fest steht, dass ein direkter Zugang zum Unterbewusstsein gelegt wird“, so Stoiber. „Hypnose geht immer auch mit seelischer Ruhe einher.“ Grundsätzlich sei jeder Mensch dazu geeignet, eine Hypnotherapie zu machen. „Vorausgesetzt, man hat den starken eigenen Wunsch, etwas zu verändern.“ In diesem Fall steht einer Reise ins Unterbewusstsein nichts mehr im Weg.
Hypnose zählt zu den ältesten Behandlungsmethoden
Die moderne Wissenschaft hat schon vor über zwei Jahrhunderten Hypnose erstmals als Phänomen wahrgenommen. Die Behandlung an sich zählt mit zu den ältesten Behandlungsmethoden. Schritt für Schritt erhält diese Technik der Suggestion Einzug in die Schulmedizin, wo sie beispielsweise bei der Stressbewältigung oder Schmerzbewältigung angewandt wird. Sie kann aber auch als Blutungskontrolle bei kleinen und mittleren Operationen eingesetzt werden. Im Rahmen der Hypnose werden Patienten verbale Anweisungen, sogenannte Suggestionen, gegeben, die direkt auf das Unbewusste wirken sollen. Es soll dabei ein Trance-Zustand erreicht werden, der die Selbstheilungskräfte des Patienten mobilisieren soll. Der Welthypnosetag findet seit 2002 jedes Jahr am 4. Januar statt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.