Österreich startet Impfkampagne gegen Masern
12.01.2014
In Österreich startet das Gesundheitsministerium eine neue Kampagne gegen Masern, Mumps und Röteln. Schätzungen zufolge erkrankten in den vergangenen Jahren rund 10.000 Menschen in der Alpenrepublik an Masern, 16 Kinder starben.
Krankheit nicht unterschätzen
Die Viruserkrankungen Masern, Mumps und Röteln sind Fachleuten zufolge keinesfalls „harmlose Kinderkrankheiten“. Allein in Österreich erkrankten laut Schätzungen etwa 10.000 Menschen an Masern, 16 Kinder starben daran. Mit einer neuen Impfkampagne will das Gesundheitsministerium das Problem bekämpfen. Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) erläuterte: „Masern sind kein Kinderspiel. Ich habe mich an meine Kindheit erinnert und meine Mama gefragt. Wir sind fünf Geschwister gewesen – alle waren krank. Es hat lange gedauert, bis ich wieder in die Schule gegangen bin. Die Gefahr ist, dass man die Krankheit unterschätzt und als Kinderkrankheit abtut.“
Kostenloses Kinderimpfprogramm
In Österreich gibt es seit 1998 ein kostenloses Kinderimpfprogramm gegen Masern, Mumps und Röteln. Doch obwohl die Krankheiten durch den MMR-Impfstoff eigentlich „verbannt“ sein sollten, ist dies noch längst nicht der Fall. „Wir haben auch in den letzten zwei Wochen wieder Ausbrüche mit fünf gemeldeten Fällen. 2008 hatten wir einen großen Ausbruch in Salzburg, wo Schüler einer anthroposophischen Schule erkrankten, weil sie nicht geimpft waren. In den vergangenen zwölf Jahren hatten wir 1.000 gemeldete Masernfälle“, so die Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Ministerium, Pamela, Rendi-Wagner.
WHO rechnet mit Dunkelziffer
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet mit einer Dunkelziffer vom Faktor zehn. „Das wären in Österreich rund 10.000 Erkrankungen. 16 Kinder sind an einer tödlichen Spätfolge gestorben. Allein in Bulgarien gab es 2010 rund 22.000 Masernfälle, es kam zu Ausbrüchen im fünfstelligen Bereich in Frankreich, Deutschland und Italien“, so Rendi-Wagner. Der einzige Schutz dagegen sei die MMR-Impfung. Der Expertin zufolge sollte die Erstimpfung ab dem elften Lebensmonat erfolgen und die zweite bis zum Ende des zweiten Lebensjahres. Doch „wir sind bei den Kindern viel zu spät dran“, meint Rendi-Wagner.
Durchimpfungsrate von 95 Prozent
„Wir haben bei den Zweijährigen erst Schutzraten zwischen 60 und 80 Prozent. Da ist Handlungsbedarf angesagt“, so Stöger. Erst ab einer Durchimpfungsrate der Bevölkerung von 95 Prozent ergebe sich der sogenannte „Herdenschutz“ der durch Unterbrechung des Zirkulierens der Viren für Personen, welche die Erkrankung nie gehabt haben oder die Impfung nicht bekommen können, wie Säuglinge unter elf Monaten, Immunsupprimierte und Schwangere, entscheidend ist. Das österreichische Gesundheitsministerium schließt sich mit der Kampagne der WHO an. „Wir haben die Durchimpfungsrate von 95 Prozent derzeit nicht erreicht. Wir werden das auch nicht bis 2015 erreichen. Aber wir wollen das Ziel haben“, erläuterte die Sektionsleiterin.
Junge Erwachsene als zweite Zielgruppe
Die zweite Zielgruppe neben den Eltern und ihren Babys sind junge Erwachsene. „Wir sehen auch Impflücken bei den jungen Erwachsenen ab Mitte 20 bis Ende der 30er Jahre. Das sind jene Altersgruppen, die noch nicht von den Impfprogrammen erfasst worden sind“, erklärte Rendi-Wagner. Allen Österreichern bis zum Alter von 45 Jahren wird seit Sommer 2011 die MMR-Vakzine für Nachholimpfungen kostenlos angeboten.Wie die Sektionsleiterin erklärte, sei der Impfstoff ausgesprochen effektiv und gut verträglich: „In den letzten 14 Jahren gab es keinen einzigen anerkannten Impfschaden bei den Masernimpfungen – bei seit 1998 drei Millionen verimpften Vakzine-Dosen.“
Kombinierte Masern-Mumps-Impfung
In Deutschland kann man sich mittlerweile mit einem Vierfach-Impfstoff gegen Masern und Mumps impfen lassen. Dieser schützt auch vor Röteln und Windpocken. Schutzimpfungen werden von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts für verschiedene Krankheiten und Personengruppen empfohlen. Im vorletzten Jahr etwa hatte sich die STIKO dafür ausgesprochen, auch Lehrer und Krankenschwestern generell gegen Mumps impfen zu lassen. Die Änderung der Impfempfehlungen war Folge eines Mumpsausbruchs im Jahr 2011 an einer Grundschule in Nürnberg, bei dem festgestellt wurde, dass einige Lehrer keinen Impfschutz gegen die Krankheit aufwiesen. Dies hatte die Ausbreitung der Erkrankungen maßgeblich begünstigt. (ad)
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