Immer mehr Deutsche sind Alkoholiker
10.01.2014
Die Zahl der Alkoholiker in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht. Knapp 1,8 Millionen Deutsche sind heute alkoholabhängig, so das Ergebnis des aktuellen „Epidemiologischen Suchtsurveys“, der im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durch das Institut für Therapieforschung in München erarbeitet wurde. Harald Terpe, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, hat in einer eigenen Pressemitteilung die neusten Zahlen des Suchtsurveys aufgegriffen und diese als „Quittung für eine untätige Sucht- und Drogenpolitik in den letzten vier Jahren“ bezeichnet.
Zwischen 2006 und 2012 ist die Zahl der Alkoholabhängigen von 1,3 Millionen auf 1,77 Millionen gestiegen, berichtet Terpe unter Berufung auf den „Epidemiologischen Suchtsurvey“. Dies sei eine Steigerung um 36 Prozent. „Die Zahl der Medikamentenabhängigen stieg sogar von 1,5 Millionen auf 2,3 Millionen und damit um 53 Prozent“, so Terpe weiter. Der Grüne-Bundestagsabgeordnete bemängelte, dass die Daten aus dem Survey bereits seit dem Herbst im Bundesgesundheitsministerium vorliegen, von diesem bislang jedoch nicht veröffentlicht oder kommentiert wurden.
7,4 Millionen Deutsche trinken zu viel Alkohol
Die Studie des Instituts für Therapieforschung zeigt nicht nur einen deutlichen Anstieg bei der Alkoholabhängigkeit allgemein, sondern auch eine besonders bedenkliche Entwicklung bei den jungen Erwachsenen im Alter unter 25 Jahren. Zudem würden 1,6 Millionen Erwachsene zwar sehr viel trinken, jedoch nach den offiziellen Kriterien nicht als abhängig gelten, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“ unter Berufung auf die Zahlen des Surveys. Insgesamt würden 7,4 Millionen Bundesbürger mehr Alkohol als die empfohlene maximale Tagesmenge zu sich nehmen.
Prävention sollte verbessert werden
„Hinter diesen Zahlen verbergen sich zahlreiche Familientragödien, denn mit den Abhängigen leiden auch ihre Familien und insbesondere die Kinder“, erklärte Harald Terpe. Hier sei schnelle Hilfe geboten, doch würden Abhängige oft monatelang auf die Genehmigung ihrer Therapie warten. Seine Partei fordere daher zum Beispiel eine „Frühintervention durch den Arzt bei Verdacht auf Suchtprobleme, eine schnellere Genehmigung von Therapieanträgen, insbesondere für ambulante Angebote, und eine systematische Einbeziehung der Selbsthilfe, insbesondere nach Abschluss der Therapie.“ Das Präventionsangebot müsse jedoch nicht nur für die Alkoholabhängigen deutlich verbessert werden, sondern sollte auch die Medikamentenabhängigkeit, Tabaksucht und Sucht nach illegalen Drogen berücksichtigen. Mehr ambulante Angebote für ältere Suchtkranke sowie eine Anerkennung der Raucherentwöhnung als Kassenleistung seien hier wünschenswerte Maßnahmen.
Der grüne Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik hat den neuen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) angesichts der bedenklichen Zahlen des „Epidemiologischen Suchtsurveys“ dazu aufgefordert, „der Suchtprävention und -therapie mehr Energie als sein Vorgänger zu widmen“ und kritisiert in diesem Zusammenhang, dass bislang der Posten des Drogenbeauftragten der Bundesregierung nicht neu besetzt wurde. (fp)
Bild: Jorma Bork / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.