Krebsforschung: Fruchtfliegen können Krebszellen riechen
12.01.2014
Wissenschaftler der Universitäten Konstanz und Rom haben festgestellt, dass Fruchtfliegen mit ihrem Geruchssinn Krebszellen beim Menschen entdecken können. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten künftig zu einer verbesserten Krebsdiagnose beitragen.
Fliegen können zwischen gesunden und kranken Zellen unterscheiden
Eine Forschergruppe um den Neurobiologen und Zoologen Prof. Dr. Giovanni Galizia hat in einem internationalen Kooperationsprojekt erstmals nachweisen können, dass Fruchtfliegen über ihren Geruchssinn Krebszellen von gesunden Zellen unterscheiden können. Die Wissenschaftler der Universität Konstanz und der Universität La Sapienza in Rom veröffentlichten ihre Ergebnisse im internationalen Wissenschaftsmagazin „Scientific Report“ im Nature-Verlag. („“) Demnach können Fruchtfliegen der Gattung Drosophila durch ihre Duftrezeptoren nicht nur zwischen gesunden und kranken Zellen unterscheiden, sondern auch einordnen, zu welcher Gruppe von Krebs das Geschwür gehört.
Genetisch veränderte Fruchtfliegen
„Das Neue und Spektakuläre an diesem Ergebnis ist die Kombination aus einem objektiven, spezifischen und quantifizierbaren Laborergebnis mit der extrem hohen Sensitivität eines natürlichen Lebewesens, die durch künstliche Nasen oder Gaskromatographie nicht erreicht werden kann“, erklärte Giovanni Galizia. Für die Versuchsreihe wurden die Antennen der Fliegen genutzt, an deren Rezeptorneuronen einzelne Duftmoleküle binden und so die Neuronen aktivieren. Es wurden fünf verschiedene Brustkrebszellinien im Vergleich zu gesunden Zellen ausgewertet, was zu eindeutig unterschiedlichen Mustern bei der Neuronen-Aktivität der Fliegen führte. In einem durch die Forscher entwickelten bildgebenden Verfahren erzeugen die unterschiedlichen Duftmoleküle verschiedene Muster von aktivierten Neuronen. Die Wissenschaftler nutzten dafür genetisch veränderte Tiere, bei denen die entsprechende Aktivität unter dem Mikroskop fluoresziert.
Grundlagenarbeit für die Krebsdiagnose
Dr. Alja Lüdke, Mitarbeiterin der Forschergruppe und Wissenschaftlerin an der Universität Konstanz, erklärte: „Da nicht nur kranke und gesunde Zellen unterschieden werden können, sondern auch Untergruppen innerhalb der Krebszellen erkennbar waren, scheinen über die Antenne der Drosophila sogar verschiedene Brustkrebszellarten differenzierbar zu sein.“ Für den Neurobiologen Galizia stellen die gewonnen Erkenntnisse eine entscheidende Grundlagenarbeit für die Krebsdiagnose dar: „Die hohe Sensitivität der natürlichen Duftrezeptoren gepaart mit der Geschwindigkeit, mit der wir diese Testergebnisse gewinnen, könnten es ermöglichen, ein sehr preiswertes, schnelles und hocheffizientes Pre-Screening zu entwickeln, das Krebszellen möglicherweise nachweisen kann, lange bevor wir sie in den bisherigen bilddiagnostischen Verfahren erkennen können.“
Auch Hunde erschnüffeln Krebs
Bereits seit längerem bekannt ist, dass auch andere Tiere Krebs am Geruch wahrnehmen können. So haben Studien bereits belegt, dass Hunde verschiedene Krebserkrankungen wie Haut-, Brust- und Darmkrebs anhand von Atem, Urin oder Stuhl der Patienten erschnüffeln können. In den vergangenen Jahren zeigten zudem Studien aus Deutschland und Österreich, dass die Vierbeiner auch Lungenkrebs aufgrund ihres ausgeprägten Geruchssinns erkennen können. (ad)
Bild: Susanne Schmich / pixelio.de
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