Transplantierte Gebärmutter: Ist eine Schwangerschaft möglich?
15.01.2014
Transplantationen und lebensrettende Verpflanzungen werden seit längerer Zeit erfolgreich durchgeführt. Dabei wurden von Medizinern überwiegend Leber, Nieren aber auch Herzen erfolgreich in die Körper anderer Menschen eingesetzt. Erst seit Kurzem kommen zunehmend Hände, Gesichter und andere Körperteile dazu, damit Patienten wieder mehr Lebensqualität genießen können.
Vor einiger Zeit kam es in Deutschland zu einem Transplantationsskandal, bei dem beispielsweise ein Göttinger Arzt seinen Patienten zu Transplantationen geraten hatte, obwohl keine medizinische Notwendigkeit bestand. Dafür hatte er die Protokolle manipuliert. Solche Meldungen verunsichern und tragen mit dazu bei, dass die Bereitschaft zur Organspende weiter sinkt.
Doch dieser Vorfall bildet die Ausnahme. Aktuell wurde vermeldet, dass schwedische Mediziner neun Frauen eine Gebärmutter aus dem unmittelbaren weiblichen Verwandtenkreis eingesetzt haben. Dies ist im europäischen Raum der erste Eingriff dieser Art gewesen. Sicherlich ist diese Meldung als ein weiterer Meilenstein in der Medizin zu bewerten, doch bleibt an der Göteborger Universitätsklinik die Frage offen, ob die Frauen auch in der Lage sind, Kinder gebären zu können.
"Das ist eine neue Art von Chirurgie ", sagt Brannstrom, der an der Klinik die Abteilung Geburtshilfe und Gynäkologie leitet. Aufgrund der Neuheit gibt es für solch einen Eingriff bisher noch kein „Lehrbuch“ erklärt der Mediziner. Deshalb möchte er im Februar zusammen mit seinen Kollegen ein Seminar anbieten, dass auch auf Grundlage eines wissenschaftlichen Berichts stattfinden soll.
Erfolgreiche Transplantation in der Türkei und Saudi-Arabien
In der Vergangenheit wurde in der Türkei und in Saudi-Arabien bereits zu erfolgreich eine Verpflanzungen von Uteri vorgenommen. Keine der Frauen konnte danach, wie erhofft, schwanger werden. Die neun Patientinnen in der schwedischen Klinik wurden entweder ohne Gebärmutter geboren oder mussten sie wegen Tumoren entfernen lassen. Um ihnen eine Schwangerschaft zu ermöglichen, wurden ihnen vorübergehend die Organe einpflanzt. Kommt es zu keinen Komplikationen, wollen die Mediziner die Embryos einsetzten, wie es aus „Die Welt“ zu entnehmen ist.
Neben ethischen Fragen, sind auch körperliche Probleme, gerade in der Anfangszeit nach einer Transplantation, nicht selten. So kommt es zum Beispiel bei einer Nierentransplantation oft zu einer Schwächung des Immunsystems und die Gefahr bestimmter Infektionen erhöht sich. Auslöser dafür sind die benötigten Medikamente, die eine Abstoßung des fremden Organs verhindern sollen. Auch bei den in Schweden durchgeführten Transplantationen kann es in Folge der Medikation zu Bluthochdruck, Schwellungen, Diabetes und einem erhöhten Krebsrisiko kommen, so dass die Organe nach spätestens zwei Schwangerschaften wieder entnommen werden sollen.
Befruchtung nur künstlich möglich
Bei einem Teil der Patientinnen kam es sechs Wochen nach den Transplantationen zur Periode, was für die Ärzte ein Zeichen für gesund funktionierende Organe ist und keine der Empfängerin und Spenderin musste nach der Operation intensivmedizinisch versorgt werden. Eine künstliche Befruchtung ist notwendig, da die Gebärmütter nicht mit den Eileitern bei der Operation verbunden wurden. Das verhindert eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg.
Das schwedische Projekt wird von Mediziner weltweit verfolgt, denn für die Spenderinnen ist der Eingriff hoch riskant. Britischen Behörden sei das Risiko zu groß, sagt der Mediziner Richard Smith von der Organisation Womb Transplant UK. Sie wollen lieber auf Uteri von Sterbenden oder Toten zurückgreifen.
Versorgung von der Plazenta ist nicht geklärt
Neben den möglichen lebensbedrohlichen Folgen für die Beteiligten, stellt die Frage der ausreichenden Versorgung der der Babys durch die Plazenta, eine weiter Sorge der Mediziner dar. "Es handelt sich um eine Forschungsstudie", sagt der Mediziner. "Möglicherweise werden die Frauen Kinder bekommen können, doch es gibt keine Garantien dafür", so Brannstrom. Hoffnung bereiten die bei Mäusen, Schafen und Pavianen erfolgreich praktizierten Uterus-Transplantationen. Die Primaten konnten aber keine Nachkommen bekommen. (fr)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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