Herzinfarktrisiko durch Feinstaub steigt bereits unter Grenzwert an
23.01.2014
Laut einer aktuellen Studie erhöht sich das Herzinfarktrisiko der Bevölkerung durch Feinstaubbelastungen bereits unterhalb des von der EU festgelegten Grenzwerts. Das berichteten Forscher im „Britisch Medical Journal“. Für die Studie wurden die Daten von mehr als 100.000 Menschen aus Deutschland, Finnland, Schweden, Dänemark und Italien über einen Zeitraum von elfeinhalb Jahren ausgewertet. Dabei stellten die Forscher fest, dass 5.157 Studienteilnehmer mit einem Herzinfarkt oder einer instabilen Angina Pectoris, die durch heftige plötzlich auftretende Schmerzen im Brustkorb gekennzeichnet ist, medizinisch betreut werden mussten.
Herzinfarktrisiko steigt durch Feinstaubbelastung
Die instabile Angina pectoris ist die einfachste Form eines akuten Koronarsyndroms. Sie geht mit einem großen Herzinfarktrisiko einher. Um einen Bezug herstellen zu können, verglichen die Wissenschaftler die Feinstaubkonzentrationen vor Ort der Betroffenen mit dem Auftreten der Herzprobleme. Der aus kleinsten Partikeln bestehende Feinstaub setzt sich in der Lunge ab. Er dringt in die Lungenbläschen ein und kann schwere Gesundheitsschäden verursachen.
Feinstaub entsteht sowohl auf natürlichem Weg, wie beispielsweise bei der Erosion von Gesteinen, bei Waldbränden oder Vulkanausbrüchen, als auch durch Abgase von Autos und Fabriken. Wissenschaftlich werden zwei Arten von Feinstaubpartikel unterschieden, die anhand ihres Durchmessers eingeteilt werden.
Gesundheitsrisiko von Feinstaub wissenschaftlich nachweisbar
Die Forscher konnten ermitteln, dass bei einem jährlichen Anstieg der Typ PM 2,5 Feinstaubpartikel von nur fünf Mikrogramm je Kubikmeter Luft das Risiko für eine Angina pectoris oder einen Herzinfarkt um bis zu 12 Prozent ansteigt. Bei dem Feinstaub des Typs PM 10 konnte bei einem Anstieg um zehn Mikrogramm je Kubikmeter Luft ein 13 Prozent höheres Risiko für Herzprobleme beobachtet werden.
So kommt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu dem Resultat, dass die schweren gesundheitlichen Auswirkungen mit dem Anstieg der Feinstaubemission in Ballungsräumen einhergehen und es dadurch zu einer verminderten Lebenserwartung kommt. Um so verlässliche Daten wie möglich zu erhalten, bezogen die Wissenschaftler auch andere Risikofaktoren der Studienteilnehmer, wie beispielsweise ob sie an anderen Krankheiten litten oder ob sich rauchten, in die Studie mit ein.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Feinstaubbelastungen ein deutliches Gesundheitsrisiko darstellen – und zwar ein größeres als bisher angenommen", sagt Annette Peters vom Institut für Epidemiologie II am Helmholtz Zentrum München, die an der Studie beteiligt war, gegenüber der Nachrichtenagentur „AFP“. "Besonders alarmierend sind die Gesundheitsschädigungen bereits unterhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte. Die Studie unterstützt daher die Forderungen, diese Grenzwerte abzusenken."
Andere Studie bestätigt Ergebnisse zur gesundheitlichen Belastung von Feinstaub
Die aktuellen Ergebnisse der Studie decken sich mit den Erkenntnissen, die Forscher bereits vor wenigen Wochen im Fachmagazin „Lancet“ veröffentlicht hatten. Sie stellten dieselben gesundheitlichen Auswirkungen der Feinstaubbelastungen unterhalb des EU- Richtlinien fest.
Die von den einzelnen Bundesländern ermittelten Messdaten zeigen, dass in zahlreichen Innenstädten die Feinstaubgrenzwerte überschritten werden. Laut dem Bundesumweltamt sind Tagesmittelwerte von 50 Mikrogramm je Kubikmeter keine Seltenheit. Die in der EU geltenden Grenzwerte liegen jedoch bei 25 Mikrogramm je Kubikmeter und die WHO empfiehlt sogar nur Grenzwerte von maximal 10 Mikrogramm je Kubikmeter. Die EU-weite Gesetzgebung lässt höchstens 35 solcher Überschreitungen pro Jahr zu. Dabei kann jeder einzelne etwas zu der Verringerung der Belastungen beitragen, indem zum Beispiel Fahrgemeinschaften gebildet werden oder verstärkt öffentliche Verkehrsmittel zum Einsatz kommen. Kurze Strecke lassen sich schnell mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern beugt auch diversen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. (fr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.