Nabelbruch bei Babys ist meist harmlos
29.01.2014
Zeigt sich bei Babys eine Beule um den Nabel herum, müssen sich Eltern meist keine Sorgen machen. Ein sogenannter Nabelbruch ist in der Regel unkompliziert und bildet sich häufig von allein zurück. Hat das Kind aber Bauchschmerzen und einen bläulichen Nabelbereich, muss schnell gehandelt werden. Dann könnte eine Darmschlinge eingeklemmt sein.
Wölbung am Bauch weist auf Nabelbruch hin
Im Mutterleib wird das ungeborene Kind über die Nabelschnur mit Blut und allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Wenn sie nach der Geburt durchtrennt wird, bleibt nur ein kleines Stück übrig. Nach kurzer Zeit fallen die trockenen Reste ab, nur der Bauchnabel bleibt zurück. Die kleine Vertiefung stülpt sich jedoch bei einigen Kindern nach außen. Dann sprechen Ärzte von einem Nabelbruch, der aber nichts mit einem Bruch im eigentlichen Sinne zu tun hat.
Bei einem Nabelbruch ist die Bauchdecke von Bauchinhalt durchbrochen, was die kleine Beule verursacht. „Das ist im Säuglingsalter in der Regel unkompliziert und nichts Gefährliches", erläutert Bernd Tillig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKIC) in Berlin, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. An der Stelle des Nabels führt die Nabelschnur in den Körper, so dass dort eine kleine Lücke in der Bauchdecke besteht. „Wenn Kleinkinder anfangen, sich aufzusetzen, wird dabei ihre Bauchmuskulatur trainiert", erklärt Verena Ellerkamp, Fachärztin für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Tübingen, gegenüber der Nachrichtenagentur. In den meisten Fällen verschließt sich dann die Lücke.
Kinderarzt Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) bestätigt ebenfalls, dass ein Nabelbruch bei Kindern meist kein Grund zur Sorge ist: „Nabelbrüche können so groß wie eine Tomate und doch harmlos sein.“ Die Beule wächst manchmal ganz langsam oder tritt plötzlich auf. „Eltern haben daran keine Schuld", sagt Tillig. Ob Kinder einen Nabelbruch bekommen oder nicht, kann nicht beeinflusst werden.
Manchmal muss ein Nabelbruch operiert werden
„Die Unterscheidung zwischen einem Leistenbruch, der operiert werden muss, und einem Nabelbruch ist wichtig", betont Ellerkamp. Aber auch ein Nabelbruch muss in einigen Fällen operiert werden. Bei Untersuchen lasse sich der Rand der Lücke ertasten, so die Kinderchirurgin. Hat das Kind keine Schmerzen, können die Ärzte die Wölbung manchmal mit leichtem Druck zur Probe in den Bauch drücken. Ist die Lücke relativ groß, ist der Nabelbruch umso unproblematischer, da sich dann kaum Teile des Darms oder des Bachfells darin einklemmen.
„Wenn das Kind etwa nach dem Toben Bauchschmerzen hat, kann das ein Anzeichen für Probleme sein", erläutert Tillig. Zwar sind Einklemmungen selten, aber sie stellen ein Risiko dar. Das sollten Eltern unbedingt beachten, so der Mediziner. Leidet das Kind nur an einem leichten Zwicken, ist zwar häufig eine Operation erforderlich, diese kann aber in Ruhe geplant werden. Bei starken Schmerzen und bläulich gefärbtem Nabel ist aber Eile geboten. „Es kann eine ganze Darmschlinge eingeklemmt sein", erläutert Ulf Bühligen, Oberarzt für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig, gegenüber der Nachrichtenagentur. Im schlimmsten Fall führt die unterbrochene Durchblutung zum Absterben der eingeklemmten Bereiche des Organs.
Eine Operation kann auch erforderlich sein, wenn sich der Nabelbruch nicht von allein zurückbildet und noch im Vorschulalter fortbesteht. „Das ist bei jedem zehnten Kind mit Nabelbruch so", sagt Bühligen. Sehr selten ist der Nabelbruch so groß, dass sich die Lücke nicht von allein schließen kann. Auch dann ist ein operativer Eingriff notwendig.
„Bei einer Operation wird ein kleiner Hautschnitt von etwa einem Zentimeter am Nabel gemacht und die Lücke muskulär übernäht", berichtet Bühligen. Der Eingriff kann im Regelfall ambulant unter Vollnarkose durchgeführt werden. „Die Wundheilung dauert zirka eine Woche", so Tillig. Bei Bedarf erhalten die Kinder Schmerzmittel, aber normalerweise keine weiteren Medikamente. Die Operation hat abgesehen von dem Risiko einer Infektion, dass bei jedem Eingriff besteht, keine weiteren nennenswerten Risiken. „Es gibt praktisch keine Vorbelastung für später", erläutert Bühligen. Es bleibt lediglich eine sehr kleine Operationsnarbe zurück, die aber sehr dicht am Nabel sitzt und nicht auffällt. „Da bleibt nichts zurück", beruhigt auch Fegeler.
Nabelbruch entsteht bei Erwachsenen durch hohen Druck im Bauch
Auch im Erwachsenenalter kann ein Nabelbruch auftreten, wenn der Druck im Bauchraum, beispielsweise in der Schwangerschaft, beim schweren Heben oder bei Übergewicht deutlich steigt. Zudem kann eine erblich bedingte Form einer Bindegewebsschwäche einen Nabelbruch begünstigen.
Wird der Nabelbruch von Schmerzen begleitet, werden er meist operativ beseitigt. Handelt es sich um einen eingeklemmten Nabelbruch, muss auch bei Erwachsenen umgehend operiert werden. Die Art und der Umfang des Eingriffs richten sich nach der Größe des Nabelbruchs. So wird die Bauchdecke bei einem Bruch, der größer als zwei Zentimeter ist, mit einem Kunststoffnetz oder – band stabilisiert, so dass neuen Nabelbrüchen vorgebeugt wird.
Während bei Erwachsenen ein sogenanntes Bauchband eingesetzt werden kann, sei das aber „bei Kindern mit einem Nabelbruch absolut nicht ratsam", so Ellerkamp. Dadurch werde der Nabelbruch dauerhaft in den Bauch gepresst und könne dadurch erst recht etwas einklemmen. (ag)
Bild: Helene Souza / pixelio.de
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