Studie: Dicke Kinder leiden oft an Stoffwechselstörungen
12.02.2014
Einer Studie zufolge leiden dicke Kinder oft schon im Grundschulalter an Stoffwechselstörungen. Diese blieben oft unentdeckt und würden somit auch nicht behandelt. Vor allem Mädchen seien gefährdet.
Vor allem Mädchen betroffen
Bereits während ihrer Grundschulzeit leiden viele dicke Kinder einer neuen Studie zufolge an Stoffwechselstörungen. Trotz Vorsorgeuntersuchungen blieben diese meist unentdeckt und würden demzufolge auch nicht behandelt, so die Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Ina Bergheim von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Vor allem junge Mädchen seien betroffen, da bei ihnen Probleme im Stoffwechsel schon an der Grenze zwischen Normal- und Übergewicht aufträten. Bei Jungen sei dies häufig erst der Fall bei starkem Übergewicht, der sogenannten Adipositas. Dabei handelt es sich nicht um normales Übergewicht, sondern um eine Gesundheitsstörung, die eine Vielfalt von Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder Diabetes nach sich ziehen kann. Nach der Definition der Weltgesundheitsbehörde (WHO) liegt eine Adipositas ab einem Körpermasseindex (BMI) von 30 kg/m2; vor.
Drei Viertel der Kinder mit Stoffwechselstörungen
Ernährungswissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Universität Hohenheim belegten nun in einer aktuellen Studie, dass bereits drei Viertel der übergewichtigen Kinder im Alter zwischen fünf und acht Jahren Symptome von gewichtsbedingten Stoffwechselstörungen aufweisen. Die Forscher hatten insgesamt 100 übergewichtige und 51 normalgewichtige Kinder untersucht, bei denen jeweils keine Vorerkrankungen bekannt waren. Bei 16 Prozent der normalgewichtigen Mädchen und Jungen sei mindestens ein auffälliger Wert etwa bei Blutzucker, Blutfett oder Cholesterin festgestellt worden, bei den übergewichtigen sogar bei 73 Prozent. Manche Kinder hätten zudem bei bis zu fünf Faktoren bedenkliche Werte aufgewiesen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit haben die Wissenschaftler kürzlich in der Fachzeitschrift „Acta Paediatrica“ veröffentlicht.
Das dicke gesunde Kind gibt es praktisch nicht
Studienleiterin Bergheim sagte zu den Ergebnissen: „ Das sind alarmierende Werte.“ Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Kinder, abgesehen von ihrem hohen Gewicht, als gesund gelten. „Das bedeutet, dass diese versteckten Störungen auch nicht behandelt werden.“ Wie die Wissenschaftlerin weiter meinte, hätte ihre Studie gezeigt, dass es das „gesunde dicke Kind“ praktisch nicht gebe. Überraschend sei allgemein, dass die Folgen des Übergewichts bereits bei Kindern und nicht erst im Erwachsenenalter aufträten. Einige der Kinder hätten schon deutliche Anzeichen von Diabetes gehabt. „Es hat sich gezeigt, dass viele dieser Kinder eben nicht nur etwas moppelig sind, sondern regelrecht krank.“ Die Ernährungswissenschaftlerin plädierte dafür, künftig bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen von Kindern stärker auch mögliche Stoffwechselstörungen mit in den Blick zu nehmen, denn bislang gehe es dabei „hauptsächlich um die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder.“
Mehr Bewegung würde helfen
Bei den untersuchten Kindern habe die Ursache des Übergewichts weniger an übermäßigem oder ungesundem Essen gelegen. „Mit ein bisschen mehr Bewegung wäre schon viel getan“, so die Ernährungswissenschaftlerin. Ein Großteil der Kinder hätte, gemessen an ihrer körperlichen Bewegung, nur etwa 150 bis 200 Kilokalorien zu viel zu sich genommen. „Das ist gerade einmal ein halber Schokoriegel. Aber mit der Zeit baut sich so Übergewicht auf.“ Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind in Deutschland 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig. (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.