Krankenkassen-Chef fordert Pillen-Checks
12.02.2014
Der Chef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit, fordert, dass Patienten, die mehrere Arzneimittel einnehmen, dazu verpflichtet werden sollten, diese regelmäßig überprüfen zu lassen. Zum Beispiel könnte ein unabhängiges Institut damit beauftragt werden.
Mehr als fünf Medikamente gleichzeitig
In Zukunft sollten Patienten, die mehr als fünf Medikamente gleichzeitig einnehmen, dazu verpflichtet werden, diese regelmäßig überprüfen zu lassen. Dies forderte der Vorstandsvorsitzende der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit, in der „Rheinischen Post“. Der KKH-Chef begründete dies mit dem bekannten hohen Risiko von Wechsel- und Nebenwirkungen bei andauernder Polypharmazie.
Ältere Menschen leiden unter Polypharmazie
Von Polypharmazie ist die Rede, wenn täglich mehr als fünf Arzneimittelwirkstoffe eingesetzt werden. Diese Problematik betrifft laut Arzneimittelreport 2013 ein Drittel aller Versicherten. Unter den Hochbetagten im Alter von 80 bis 94 Jahren ist sogar die Hälfte betroffen. „Im Durchschnitt nehmen Männer über 65 Jahre täglich 7,3 Wirkstoffe ein, bei Frauen dieser Altersgruppe sind es 7,2“, so die Barmer GEK im vergangenen Jahr. Grund dieser Überversorgung sei die Tatsache, dass über 65-Jährige durchschnittlich vier Ärzte hätten: einen Allgemeinarzt, einen Augenarzt, einen Orthopäden sowie bei Frauen einen Gynäkologen und bei Männern einen Urologen. Sie würden jeweils mehrere Medikamente verschreiben.
Alle acht Sekunden ein Medikationsfehler
„Gerade, wer mehr als fünf Medikamente gleichzeitig einnehmen muss, leidet häufig unter Neben- und Wechselwirkungen. Für diese Risikogruppe wäre ein verpflichtender Pillen-Check hilfreich“, so Kailuweit. „In Deutschland ist nach Schätzungen alle acht Sekunden ein Patient von einem Medikationsfehler betroffen“, begründete der KKH-Chef seine Forderung. Patienten in der stationären Pflege seien besonders betroffen.
Forderung ist eher ein Diskussionsbeitrag
Übernehmen könnte solche Tests Kailuweit zufolge „ein unabhängiges Institut mit pharmakologischen Experten für Arzneimittelsicherheit.“ Der KKH-Chef begründete seinen Vorstoß außerdem mit „Verbesserungen für die Versicherten und für die Finanzen der Krankenkassen.“ Er meinte weiter: „Profitieren würden in erster Linie die Patienten, aber auch das solidarische Gesundheitswesen, wenn durch weniger Folgekrankheiten weniger Kosten entstehen.“ In der „Deutschen Apotheker Zeitung“ hieß es, es handele sich bei dem geforderten Medikations-Check aber eher um einen Diskussionsbeitrag, als um ein fertig ausgearbeitetes Konzept. (sb)
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
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