Krankenkassen: Mehr Hausärzte und bessere Bezahlung
28.02.2014
In Deutschland gibt immer weniger Hausärzte. Vor allem auf dem Land könnte es zukünftig zu Defiziten in der Patientenversorgung kommen. Darauf weist der GKV-Spitzenverband hin. Die Kassen fordern deshalb eine Umstrukturierung des Medizinstudiums, indem der Schwerpunkt stärker auf die Allgemeinmedizin gelegt wird. Dem Spitzenverband zufolge gibt es auf der einen Seite zu wenig Hausärzte, auf der anderen Seite aber einen Überschuss bei den Fachärzten in Deutschland.
GKV-Spitzenverband: In Deutschland werden zu wenig Hausärzte ausgebildet
Dem Spitzenverband zufolge führen die Art des Medizinstudiums, die im Vergleich zu Fachärzten schlechte Bezahlung sowie die Ärzteplanung dazu, dass die Zahl der Hausärzte immer weiter abnimmt. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) rechnet zukünftig mit einem Hausärztemangel. Bis 2020 würden rund 51.000 Ärzte in Deutschland ausscheiden, betont der scheidende KBV-Chef Andreas Köhler. Unter ihnen auch viele Hausärzte. Noch seien etwa 40 Prozent der niedergelassenen Ärzte als Hausärzte tätig, berichtet der der Spitzenverband. 2012 seien jedoch nur noch 11 Prozent aller Facharztanerkennungen im Bereich der Allgemeinmedizin erfolgt. Der Hausärztemangel von morgen sei damit bereits vorgezeichnet.
„In Deutschland werden viel zu wenige Hausärzte ausgebildet. Hier haben die Länder bei der Universitätsausbildung und die ärztliche Selbstverwaltung bei der Organisation der Weiterbildung sowie bei der Ausgestaltung von Bedarfsplanung und Zulassungsrecht keinen guten Job gemacht“, kritisiert der Vizechef des Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg. „Wir fordern, dass die Ausbildung an den Hochschulen künftig der hausärztlichen Basisversorgung einen zentralen Stellenwert einräumt und dass die ärztliche Selbstverwaltung nicht nur auf immer mehr Spezialistentum setzt.“
Einem KVB-Sprecher zufolge gehe die Bundesvereinigung derzeit von 2.600 nicht besetzen Hausarzt- und 2.000 freien Facharzt-Sitzen aus. Diese Zahlen seien jedoch rein rechnerisch zu sehen, da in der Bundesrepublik alle in der offiziellen Ärzteplanung ausgewiesenen Planungsbezirke zu 110 Prozent besetzt werden sollten, teilen die Kassen mit. Es fehle lediglich an 100 Hausärzten, um die heutige, tatsächliche Versorgungslücke zu schließen.
Um dieser auch zukünftig mit ausreichend Hausärzten zu begegnen, müsse im Medizinstudium dringend mehr Raum für die Allgemeinmedizin geschaffen werden. In der Ärzteplanung müssten zudem die Generalisten stärker gefördert und das Honorar bei Hausärzte im Vergleich zu den Fachärzten verbessert werden.
Kassen fordern neue Vorgaben für Arzthonorare
Der Spitzenverband sieht in den Vorgaben für die Honorarzuwächse der Ärzte ein großes Problem, da sich die steigende Krankenlast der Bevölkerung auf die Bezahlung auswirkt. Je größer der Behandlungsbedarf, desto höher das Honorar. Zudem führen mehr oder schwerwiegendere Diagnosen ebenfalls dazu, dass die Honorarsumme, die die Krankenkassen an die Ärzteschaft zahlt, insgesamt steigt. Dem Spitzenverband zufolge weiche die Diagnosestelle aber zum Teil von der Realität ab. So müsse die Zahl der Diabetiker gemäß der ärztlichen Diagnosen jährlich um acht Prozent steigen. Em Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge sei aber nur ein Zuwachs von zwei Prozent zu verzeichnen. „Es ist völlig inakzeptabel, wenn Diagnosen übertrieben aufgeschrieben werden, um mehr Honorar für die Ärzteschaft herauszuholen. Es hat sich gezeigt, dass die von den Ärzten selbst aufgeschriebenen Diagnosen keine geeignete Basis für die Steigerung der ärztlichen Vergütung sind. Hier muss der Gesetzgeber neue Bedingungen schaffen“, fordert von Stackelberg.
Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, wies die Vorwürfe zurück und warf dem Kassenverband vor, damit von ihrer eigenen Untätigkeit abzulenken. (ag)
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