Kinderzahncremes: Drei Markenprodukte fallen bei Öko-Test durch
02.03.2014
Die Zeitschrift Öko-Test hat sich in seiner Märzausgabe mit Kinderzahncremes beschäftigt und 24 Produkte getestet. Wegen kritischer Inhaltsstoffe sind dabei drei Markenprodukte durchgefallen. Die Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass Zahn- und Kinderärzte sich beim Thema Fluorid nicht einig werden und somit Eltern der Schwarze Peter zugeschoben wird.
Drei Markenprodukte Schlusslichter in der Bewertung
In seiner aktuellen Ausgabe hat sich die Zeitschrift Öko-Test mit Zahncremes für Kinder beschäftigt und dafür 24 Produkte getestet. Zwar hätten die Verbraucherschützer an den Inhaltsstoffen "vielfach nicht auszusetzen" gehabt, aber die Deklarationen "ließen meist zu wünschen übrig". Die drei Markenprodukte Colgate, Odol-Med und Signal fielen jedoch wegen mehrerer problematischer Inhaltsstoffe durch und wurden Schlusslichter in der Bewertung. Die Verbraucherschützer gaben jeweils für bedenkliche Konservierungsmittel, Tenside und Farbstoffe Punktabzüge. Die genannten drei Marken enthielten nicht nur "PEG oder PEG-Derivate, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können, sondern auch das Tensid und Schäumungsmittel Natriumlaurylsulfat, das empfindliche Schleimhäute reizen kann".
Azofarbstoffe für Kinderzahncremes nicht geeignet
Auch enthaltene Farbstoffe in verschiedenen Produkten wurden bemängelt. So seien in Kinderzahncremes Azofarbstoffe keine gute Wahl, da Kleinkinder einen großen Teil der Zahnpasta verschlucken. Einige dieser Farbstoffe müssen mittlerweile in Lebensmitteln mit einem Warnhinweis gekennzeichnet werden: „Kann sich nachteilig auf die Aktivität und Konzentration von Kindern auswirken.“ Azofarbstoffe stehen im Verdacht, die Aufmerksamkeitsstörung ADHS zu begünstigen. Bei den getesteten Waren waren die Farbstoffe Cochenillerot, Azorubin und Chinolingelb betroffen, die in der Inhaltsstoffliste unter der Bezeichnung CI 16255, CI 14720 und CI 47005 zu erkennen sind.
Naturkosmetik teilweise fluoridfrei
Alle 24 getesteten Zahncremes waren für Milchzähne beziehungsweise für Kleinkinder unter sechs Jahren ausgelobt, die meisten von ihnen enthalten Fluorid zur Kariesprophylaxe. Fünf Produkte, vier davon als Naturkosmetik zertifizierte Pasten, sind fluoridfrei. Von den fluoridhaltigen Pasten im Test war keine unter einem Gehalt von 500 ppm Fluorid. Das Produkt von Colgate enthalte jedoch doppelt so viel, wie auch die Kinderzahncremes in fast allen anderen Ländern der Welt. Laut den Verbraucherschützern stehe Deutschland nahezu allein da mit der geringen Fluoridmenge in Kinderzahncremes.
Fluorid beugt Kariesbildung vor
Wie zahlreiche Wissenschaftler betonen, beugt Fluorid Kariesbildung vor. Doch unter Zahn- und Kinderärzten ist strittig, in welcher Form das Spurenelement an Kleinkinder verabreicht werden soll. So befürworten Kinderärzte Fluorid in in Form von Tabletten für Babys und Kleinkinder. Sie raten dazu, dass Kinder erst ab einem Alter von etwa vier Jahren Zähne mit Zahnpasta putzen sollen, denn ab dann seien sie in der Lage, die Masse wieder auszuspucken. Bis zu dem Zeitpunkt sollte die Reinigung der Milchzähne mit Wattestäbchen oder einer Kinderzahnbürste durch die Eltern erfolgen. Der von Zahnärzten empfohlene Fluoridgehalt in Kinderzahncremes sei zudem für wirksamen Kariesschutz zu gering.
Zahn- und Kinderärzte mit unterschiedlichen Ansichten
Auf der anderen Seite würden Zahnärzte moderat fluoridierte Kinderzahnpasten befürworten. Als Richtwert für Kleinkinder gelte eine Menge von 500 ppm, was 500 Milligramm Fluorid pro Kilogramm Zahnpasta entspricht. Erst im Schulkindalter sollten dann Zahncremes mit 1000 bis 1500 ppm Fluorid verwendet werden. Bei Fluorid-Überdosierung könne Fluorose entstehen, wobei sich auf den Zähnen weiße oder gelbliche Flecken zeigen, da sich das Spurenelement dann direkt im Zahnschmelz einlagert. Zahnärzte empfehlen meist, schon bei Kleinkindern ab dem ersten Zähnchen mit einem hauchdünnen Film Zahnpasta zu putzen. Und ab dem zweiten Lebensjahr dürfe dann ein erbsengroßer Klacks auf die Zahnbürste.
Verbraucherschützer kritisieren Streit der Experten
Die Verbraucherschützer kritisieren in ihrer Zeitschrift, dass der Streit der Experten Eltern überfordert und mit der Entscheidung für die beste Kariesprophylaxe alleine lässt. Um den Erziehungsberechtigen nicht diesen Schwarzen Peter zuzuschieben, sei eine klare Richtlinie nötig. Dies schon alleine deswegen, um zu verhindern, dass Eltern sowohl fluoridhaltige Kinderzahnpasta als auch Fluoridtabletten verwenden und damit eine Überdosierung riskieren. Für diejenigen, die sich hingegen für eine fluoridfreie Kinderzahncreme entscheiden, gelte, dass sie dafür sorgen müssen, dass das Kind auf anderem Weg mit dem Spurenelement versorgt wird. Öko-Test meint zudem, dass exakte Dosierempfehlungen auf die Verpackung sollten, damit Kleinkinder nicht zu viel Fluorid aufnehmen. (ad)
Bild: Christian Seidel / pixelio.de
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