HIV: Keine Diskriminierung Infizierter mehr
15.03.2014
Obwohl HIV-Infizierte dank des medizinischen Fortschritts ohne Leistungseinschränkung in allen Berufen arbeiten können, werden Betroffene teils aus Unwissenheit aber auch wegen falscher Vorurteile noch immer diskriminiert. In NRW hat nun die Landeskommission AIDS eine Empfehlung herausgegeben, um der Diskriminierung Einhalt zu gebieten.
HIV-Infizierte können ohne Leistungseinschränkung arbeiten
Eigentlich können HIV-Infizierte heutzutage dank des medizinischen Fortschritts ohne Leistungseinschränkung in allen Berufen arbeiten. Darauf haben die nordrhein-westfälischen Minister für Gesundheit, Barbara Steffens (Grüne) und für Arbeit, Guntram Schneider (SPD), hingewiesen. Es bestehe auch keine Ansteckungsgefahr, wenn die allgemeinen Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen beachtet würden. Selbst im Gesundheitsbereich sei daher Arbeiten mit HIV oder Aids möglich. Wie die beiden Politiker kritisierten, würden aber dennoch viele Betroffene aus Unwissenheit aus der Arbeitswelt ausgegrenzt.
Appell an Unternehmen die Diskriminierung zu stoppen
Ein Beratungsgremium der Landesregierung, die Landeskommission AIDS, hat deshalb nun Empfehlungen zum Umgang mit Menschen mit HIV/Aids in der Arbeitswelt herausgegeben, die von den beiden Politikern zusammen mit dem Vorsitzenden der Landeskommission, Dr. Dieter Mitrenga, am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt wurden. Der Gesundheitsminister appellierte an alle Unternehmen, die Diskriminierung HIV-Infizierter zu beenden. In Nordrhein-Westfalen (NRW) leben rund 18.000 Personen mit HIV. Von ihnen seien etwa zwei Drittel erwerbstätig, doch viele andere noch weit von einer gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsleben entfernt. Eine Informationsoffensive soll dazu beitragen, Ängste und Vorurteile abzubauen. Neben Unternehmen, Betriebsräten, Gewerkschaften, Jobcentern und Ausbildungseinrichtungen sollen auch Krankenversicherungen als Partner gewonnen werden. Die Empfehlungen der Landeskommission werden bereits von der ThyssenKrupp AG unterstützt. Wie deren Arbeitsdirektor Oliver Burkhard sagte, wolle das Unternehmen dabei helfen, das teilweise immer noch tabuisierte Thema zu erhellen.
Potentiale mobilisieren statt ausgrenzen und abstempeln
Sowohl viele Personalverantwortliche als auch Beschäftigte haben noch immer falsche Vorstellungen bezüglich des Ansteckungsrisikos sowie der Belastbarkeit HIV-Infizierter und scheuen daher eine Anstellung. Arbeitsminister Schneider verweist aber auch noch auf einen weiteren Punkt, den Fachkräftemangel: „Unternehmen müssen im eigenen Interesse – auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels – einen neuen, offenen Umgang mit chronisch Kranken und dementsprechend auch mit HIV-Infizierten finden. Unternehmen müssen alle vorhandenen Potentiale identifizieren, mobilisieren und halten statt Menschen auszugrenzen oder abzustempeln. Dies ist im Interesse der Unternehmen und im Interesse der Erkrankten: Die Teilhabe am Berufsleben sowie die Tatsache, selbst für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, wirkt sich für die Betroffenen positiv auf Lebensqualität und Krankheitsverlauf aus.“
Hilfsangebote für Betroffene
Wie Dr. Mitrenga erklärte, sei auch die Angst vor Arbeitsunfällen mit HIV-Infizierten, bei denen auch Blut fließt, unbegründet, wenn die Hygieneregeln beachtet würden. Dieser Hygiene-Vorbehalt gelte aber immer und auch unabhängig von Aids. Wie Burkhard betonte, gehöre dazu auch, dass bei der ersten Hilfe nach Arbeitsunfällen ohnehin immer Handschuhe getragen werden müssten. Gesundheitsministerin Schneider erläuterte, dass eine Kündigung aufgrund einer Aids-Infektion unwirksam sei und auch bei Einstellungsuntersuchungen müsse niemand einem HIV-Test zustimmen. „Man darf sogar die Unwahrheit sagen, wenn es darauf ankommt.“ Und auch Ärzte dürften Arbeitgebern nur attestieren, ob jemand gesundheitlich für eine Stelle infrage komme, aber ihnen keine Informationen über HIV-Diagnosen geben. Für Betroffene gibt es Hilfsangebote: Das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung berät telefonisch und im Internet über www.komnet.nrw.de zum Thema Arbeitsschutz und für Mobbing-Opfer gibt es unter der Telefonnummer (02 11) 8 37 19 11 eine Erstberatung.
HIV-Infizierte brauchen mehr Pflegeheime im Alter
Auch in Österreich beschäftigte man sich die vergangen Tage mit der Diskriminierung HIV-Infizierter. Während der Vorarlberger Aids-Gespräche diskutierten hunderte Teilnehmer am Freitag in Bregenz zu den Themen „Medizin und Pflege“, „HIV/Aids und Betreuung“ sowie „Positives Leben“. Wie der Lungenfacharzt Christian Zagler vom Otto-Wagner-Spital in Wien im Vorfeld der Gespräche hinwies, unterscheidet sich die Lebenserwartung von denjenigen HIV-Infizierten, bei denen eine frühzeitige Diagnose und Behandlung stattfindet, kaum noch von jener gesunder Menschen. Daher würden HIV-infizierte Personen alt und bräuchten ambulante und stationäre Pflege. Auch wenn die Zahl HIV-Infizierter in Pflegeheimen noch gering sei, werde sie in den nächsten Jahren deutlich steigen, vermutlich nicht nur in Vorarlberg. „Wir stehen am Anfang dieser Entwicklung und müssen jetzt etwas tun“, so Renate Fleisch von der Aids-Hilfe Vorarlberg. (ad)
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