Körpereigener Stoff gegen Alzheimer
15.03.2014
Ein körpereigenes Molekül könnte die Abwehrmechanismen gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson stärken. Dies haben Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) entdeckt.
Neuer Ansatz für Therapien
Wie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts (MPI) für Biologie des Alterns in Köln entdeckt haben , könnte ein körpereigenes Molekül die Abwehrmechanismen gegen neurodegenerative Erkrankungen, wie Alzheimer oder Parkinson, stärken. In Versuchen mit Fadenwürmern (Caenorhabditis elegans) löste N-Acetylglucosamin Proteinverklumpungen auf und verhinderte, dass neue entstehen. Wenn man den kleinen Rundwurm zusätzlich mit diesem Stoffwechselprodukt füttert, unterstützt das den Abbau schädlicher Proteinaggregate im Körper und verlängert die Lebensdauer des Wurms. Da die Substanz auch im menschlichen Körper vorkommt, könnte sie ein neuer Ansatz für eine Therapie von neurodegenerativen Erkrankungen sein, wie die deutschen Forscher im Fachmagazin „Cell“ berichten.
Noch keine wirksamen Therapien gegen Alzheimer und Co.
Die Zahl an Alzheimer-Patienten nimmt in unserer immer älter werdenden Gesellschaft stetig zu. Bei dieser Erkrankung sterben Nervenzellen ab und das Gehirn kann viele Funktionen nicht mehr ausüben. Man nennt diesen Prozess Neurodegeneration. Proteine neigen während des Alterns im menschlichen Körper zur Aggregation, sie verändern ihre Struktur, werden sozusagen „klebrig“ und „verklumpen“. Diese Proteinaggregation wird ab einem bestimmten Punkt schädlich und überlädt die Zelle, so dass sie nicht mehr normal funktionieren kann. Aber nicht nur Morbus Alzheimer, sondern auch Morbus Parkinson oder die Huntington-Krankheit entstehen durch die Aggregation von Proteinen. Bislang gibt es noch keine wirksame Therapie gegen diese neurodegenerativen Erkrankungen. Daher haben sich die Forscher des MPI auf die Suche nach einer Substanz gemacht, welche das Neuronensterben aufhalten kann.
Erstaunliche Wirkung bei drei Krankheiten
Der kleine Fadenwurm Caenorhabditis elegans war der Modellorganismus, mit dem die Wissenschaftler arbeiteten. „Wir können zwar bei Würmern keine Demenz messen“, erklärt Martin Denzel vom MPI, „aber wir können Proteine beobachten, von denen wir wissen, dass sie in Krankheiten des Menschen wie etwa Alzheimer eine schädliche Rolle spielen.“ Die Forscher haben in ihrer Studie deren Wirkung auf die neuromuskuläre Funktion gemessen und dabei einen körpereigenen Gegenspieler für diese schädlichen Proteine entdeckt. Das körpereigene Molekül, das in den Experimenten ganz erstaunliche Wirkung bei gleich drei Krankheiten zeigte, heißt N-Acetylglucosamin. Diese Substanz wurde in den Untersuchungen an erkrankte Würmer verfüttert. „Wir haben in Studien mit C.elegans einen allgemeinen Effekt beobachtet, der die schädliche Proteinaggregation in der Alzheimer-, Parkinson- und Huntington-Krankheit lindert. Und dabei verlängert sich sogar die Lebensspanne der Würmer“, schildert eine der Studienautorinnen, Nadia Storm die Ergebnisse.
Offene Frage ob beim Menschen anwendbar
Dieses Molekül spielt offenbar eine entscheidende Rolle in der Qualitätskontrolle, die darauf abzielt, den Körper gesund zu halten, so die Vermutung der Forscher. Es hilft dem Organismus, die schädlichen Proteinaggregate zu reduzieren: Auf der einen Seite wird so verhindert, dass sich überhaupt welche bilden und andererseits konnten in manchen Fällen bereits existierende Aggregate beseitigt werden. Eine Folge dieser molekularen Wirkung war, dass Lähmungen in Studien zur Neurodegeneration verzögert wurden. Noch ist unklar, wie genau das Molekül diesen Effekt erzielt. „Und wir wissen noch nicht, ob es auch bei höher entwickelten Tieren und Menschen funktioniert“, so Adam Antebi, ein weiterer Beteiligter an der Studie. „Aber da wir auch diese Stoffwechselprodukte in unseren Zellen haben, vermuten wir, dass ähnliche Mechanismen im Menschen wirken.“ Glucosamin, ein dem N-Acetylglucosamin ähnlicher Stoff, wird bereits eingesetzt, um Gelenkprobleme zu behandeln. Allerdings ist seine Wirksamkeit umstritten. Daher sei es noch eine offene Frage, ob N-Acetylglucosamin zur Behandlung von Demenzen oder anderen altersbedingten Krankheiten des Menschen verwendet werden kann. (ad)
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de
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