Rückenlage des Babys kann Verformungen an Schädel und Wirbelsäule verursachen
20.03.2014
Eltern legen ihre Babys meist in Rückenlage ins Kinderbett. Viele Ärzte raten zu dieser Position, da dadurch das Risiko des plötzlichen Kindstodes verringert wird. Die Rückenlage kann jedoch gesundheitliche Beschwerden verursachen. Mediziner empfehlen deshalb ein Lagerungskissen, durch das der Kopf des Kindes frei schwebt.
Rückenlage verringert Risiko für plötzlichen Kindstod
Der plötzliche Kindstod ist in den Industrieländern die häufigste Todesursache nach der Neugeborenenperiode. Meist sind Kinder im ersten Lebensjahr betroffen. Zu den Risiken gehören unter anderem ein niedriges Geburtsgeburtsgewicht, Passivrauchen, Überwärmung und Schlafen in Bauchlage. Deshalb wird Eltern dazu geraten, ihr Kind in Rückenlagen ins Kinderbett zu legen.
Professor Guido Fitze, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Dresden, berichtet jedoch, dass die Rückenlage auch gesundheitliche Risiken birgt. So könne es zu Verformungen an Schädel und Wirbelsäule kommen. Der Schädelknochen von Babys ist noch weich und deshalb leicht verformbar. In schweren Fällen können sogar bleibende Schäden an Kieferknochen und Halswirbelsäule entstehen. Fitze berichtet, dass etwa jedes 200. Kind von Deformationen betroffen ist. „Ich sehe jede Woche drei bis vier neue Fälle in meiner Sprechstunde“, so der Mediziner. „Das ist ein häufiges Problem."
Lagerungskissen hilft gegen Verformungen an Schädel und Wirbelsäule
Um Verformungen vorzubeugen, können Eltern ihr Baby nachts auf ein spezielles Lagerungskissen (Lochkissen) legen, so dass der Kopf frei in der Luft schwebt. „Mit dieser einfachen Maßnahme lässt sich eine Kopfverformung vermeiden“, informiert Professor Joachim Jähne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), im Vorfeld des 131. Chirurgenkongress in Berlin. „Hilfreich ist es auch, wenn die Eltern das Kind aus verschiedenen Richtungen ansprechen, um eine bevorzugte Seitenhaltung des Kopfes zu vermeiden“, ergänzt Fitze.
„Kommt es zu einer Abflachung des Hinterkopfes, sollte frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden", rät der Kinderchirug. Osteopathie, Chiropraktik oder andere manuelle Therapien seien im ersten Lebensjahr bei leichten Deformationen meist sehr effektiv. „Die Behandlungen erstrecken sich über mehrere Monate“, erklärt Fitze. Handele es sich um eine stärkere Verformung des Schädels helfe eine Helmtherapie, bei der dem Baby ein speziell angepasster Helm aufgesetzt wird. Der beste Zeitpunkt sei um den sechsten Lebensmonat herum. „In dieser Wachstumszeit kann der Helm die Verformung am besten korrigieren“, so Fitze. „Trägt das Kind diese Orthese 23 von 24 Stunden am Tag, sind die Ergebnisse sehr gut.“
Verformungen können sich etwa bis zum Vorschulalter wieder auswachsen. „Schwere Verformungen, die auch die Gesichtspartie betreffen, sind nicht nur ein kosmetisches Problem", informiert der Mediziner. So könnten frühzeitige Abnutzungserscheinungen der Halswirbelsäule und Fehlbelastungen der Kiefergelenke auftreten, die dauerhafte Schäden verursachen. (ag)
Bild: Helene Souza / pixelio.de
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