Rushhour-Generation mit unterdurchschnittlichen Krankenstand
21.03.2014
Die DAK-Gesundheit hat ihren Report zum Krankenstand in Hessen veröffentlicht und dabei der „Rushhour-Generation“ (25- bis 39-Jährige) besondere Aufmerksamkeit gewidmet, um zu ermitteln, wie sich vorhandene Mehrfachbelastungen in dieser Lebensphase auf die Gesundheit auswirken. Obwohl viele Männer und Frauen in der „Rushhour des Lebens“ als berufstätige Eltern enorm unter Druck stehen, sind sie „im Vergleich zu den jüngeren und älteren Altersgruppen in Hessen sogar besonders gesund“, berichtet die DAK. Im Auftrag der Krankenkasse hatte das IGES-Institut aus Berlin die Daten von knapp 228.000 erwerbstätigen Versicherten ausgewertet.
Insgesamt stellt der Gesundheitsreport der DAK in Hessen für das Jahr 2013 einen Anstieg des Krankenstandes um 0,2 Punkte auf 4,2 Prozent fest. Bundesweit lag der Krankenstand durchschnittlich bei vier Prozent. Jede/r Beschäftigte fehlte in Hessen durchschnittlich 15,4 Tage bei der Arbeit, im Bund waren es 14,6 Tage. Auffällig sei, das „Arbeitnehmer in Hessen immer häufiger aufgrund psychischer Leiden krank geschrieben“ werden, berichtet die DAK. So habe „es drei Prozent mehr Fehltage wegen Depressionen oder Angstzuständen als ein Jahr zuvor“ gegeben. In dem aktuellen Landesreport sei darüber hinaus insbesondere die gesundheitliche Situation der Rushhour-Generation detaillierter betrachtet worden. Mehr als 3.000 Männer und Frauen dieser Altersgruppe wurden repräsentativ befragt.
Niedriger Krankenstand in der Rushhour-Generation
Zwar habe der Gesundheitsreport gezeigt, dass die Rushhour-Generation weniger krank ist, als der Durchschnitt. Doch dürfe „der vergleichsweise niedrige Krankenstand der 25- bis 39-jährigen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden“, erläuterte Herbert Trittel von der DAK-Gesundheit. „Sollen diese besonders beanspruchten jüngeren Arbeitnehmer bis zum 67. Lebensjahr produktiv bleiben, müssen die Arbeitgeber nachhaltiger in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren“, so die Forderung des Experten. In Hessen seien „in der Rushhour des Lebens bereits vier von zehn Beschäftigten mit Rückenproblemen in Behandlung“, berichtet die DAK weiter. Die Ergebnisse würden zeigen, „dass viele Mütter und Väter im Spagat zwischen Job und Kindern Abstriche bei sich selbst machen“ und „vor allem ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung auf der Strecke“ bleiben, betonte Trittel. Zudem treiben „ Erwerbstätige mit Kindern weniger Sport als Berufstätige ohne Kinder“, so der Fachmann weiter.
Langfristige Beeinträchtigungen zu befürchten
Die Auswertung der Daten hat laut Mitteilung der DAK ergeben, dass unter den 20 häufigsten Einzeldiagnosen bei Männern der „Rushhour-Generation“ neben den akuten Beschwerden bereits auch langfristige Beeinträchtigungen zu finden sind. So seien „knapp acht Prozent der Männer in Behandlung wegen Bluthochdruck, der häufig in Verbindung mit Stress und Bewegungsmangel steht.“ Beschwerden wie Rückenschmerzen und Bluthochdruck sind laut Angaben der DAK als Krankheitsbilder bei „jüngeren Erwerbstätigen beachtenswert, da sie häufig wiederkehren und den Gesundheitszustand langfristig erheblich beeinträchtigen können.“ Zudem sei es kritisch, dass rund 59 Prozent der erwerbstätigen Eltern in Hessen angaben, sie hätten nicht genug Zeit für sich selbst. Dies führe auch zu einer erhöhten psychischen Belastung. Allerdings seien Erwerbstätige mit Kindern in etwa den gleichen Belastungen durch chronischen Stress ausgesetzt, wie kinderlose Erwerbstätige, berichtet die DAK. „Selbst in Vollzeit arbeitende Mütter haben keine höheren Stresswerte als Mütter in Teilzeit oder nicht erwerbstätige Mütter“, so die Mitteilung der Krankenkasse. Für die Beziehungen ist die Rushhour des Lebens indes laut Angaben der DAK durchaus eine Belastungsprobe. So hätten 39 Prozent der Befragten angegeben, ihre Partnerschaft zu vernachlässigen.
Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewünscht
Die DAK hat im Rahmen ihrer Befragung des Weiteren festgestellt, dass familienfreundliche Angebote des Staates und der Betriebe von der „Rushhour-Generation“ bereitwillig angenommen werden. So werde beispielsweise das Angebot einer Teilzeitbeschäftigung häufig genutzt. „80 Prozent der erwerbstätigen Eltern halten die verkürzte Arbeitszeit für eine Erleichterung, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen“, berichtet die DAK und ergänzt: „Fast genau so viele der Befragten kennen entsprechende Angebote aus ihrem Betrieb.“ Allerdings würden viele Eltern Betriebskindergärten und eine Notfallkinderbetreuung vermissen, so die DAK weiter. Von entsprechenden Angeboten hätten lediglich 9,1 Prozent (Betriebskindergärten) beziehungsweise 8,7 Prozent (Notfallkinderbetreuung) der Befragten berichtet. Viele Männer würden sich zudem mehr Unterstützung bei der Inanspruchnahme einer Elternzeit und Beschäftigungsmodellen wie dem Home Office oder der Telearbeit wünschen, um Familie und Beruf besser vereinen zu können, berichtet die DAK. (fp)
Bild: Helene Souza / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.