Chirurgenpräsident beklagt fehlenden männlichen Nachwuchs
06.04.2014
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Matthias Anthuber, macht sich Sorgen wegen dem fehlenden Nachwuchs an Chirurgen hierzulande. Vor allem männliche Bewerber würden immer weniger werden.
Auf einen männlichen Bewerber kommen 20 Frauen
Bei deutschen Chirurgen wächst die Sorge um fehlenden Nachwuchs, insbesondere den männlichen. In der Vergangenheit hätten sich Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen deutlich seltener für die Chirurgie entschieden. Doch mittlerweile macht sich der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Matthias Anthuber, auch um den männlichen Nachwuchs Sorgen. Es würden vor allem Männer fehlen, „die in ihrer Jugend ihrem handwerklichen Können freien Lauf ließen und wenig Interesse an herausragenden Noten hatten“, sagte er gegenüber „Focus“. Weiter berichtete er, dass an seiner Klinik inzwischen auf einen männlichen Bewerber für die Chirurgie 20 Frauen kämen.
Numerus clausus ist zu hoch
Anthuber, der die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Klinikum Augsburg leitet, sagte: „In absehbarer Zeit werden wir deutlich mehr Chirurginnen als Chirurgen haben.“ Seiner Meinung nach sollten Chirurgenteams aber ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis haben. „Nur fünf Prozent der Medizinstudenten wollen nach dem Praktischen Jahr in ein chirurgisches Fach, Tendenz sinkend“, so der Chirurgenpräsident. Derzeit liege der Numerus clausus mit einer Abiturnote zwischen 1,0 und 1,2 so hoch, dass er viele Talente ausgrenze.
Chirurgie bei Studenten nicht beliebt
Schon seit Jahren beschäftigt die Chirurgen der Nachwuchsmangel hierzulande. Informationen des Bundesverbandes der deutschen Chirurgie zufolge werden bis zum Jahr 2020 rund 11.000 Chirurgen aus Klinik und Praxis in Rente gehen. Das sind etwa die Hälfte der niedergelassenen und mehr als ein Drittel der Krankenhaus-Chirurgen. Parallel dazu scheint das Fach im Lauf des Studiums immer unattraktiver zu werden. Seien es zu Beginn noch ein Drittel der Studierenden, die in das Fach einsteigen wollen, so sind es am Ende des Studiums nur noch fünf Prozent. Gründe für die Unbeliebtheit seien unter anderem "die strengen Hierarchien, die große Verantwortung, das vergleichsweise niedrige Gehalt am Anfang des Arbeitslebens, die schlecht planbaren Arbeitszeiten und der schlechte Ruf der Ausbildung".
64 Prozent der Medizinstudenten sind Frauen
Nicht nur im Bereich der Chirurgie, sondern allgemein beim Medizinstudium, haben Frauen an deutschen Universitäten dank besserem Notendurchschnitt und dem Numerus clausus System Vorteile beim Zugang. So seien mittlerweile 64 Prozent der Medizinstudenten Frauen. Zudem sei das Medizinstudium für junge Frauen mittlerweile offenbar deutlich attraktiver als viele andere Studiengänge. Beim 6. Internationalen Symposium der Österreichischen Ärztekammer vor einem Monat in Wien, sagte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT), Dr. Annette Rommel gegenüber „medOnline.at“: „ Für Männer ist der Beruf als Arzt nicht mehr attraktiv, weil wir jahrelang gesagt haben, dass man nicht gut verdient.“ Hingegen hätten Frauen noch eine gewisse „klischeehafte Vorstellung vom Arztberuf“, so die Allgemeinmedizinerin. (ad)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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