Neuer Wirkstoff zur Bekämpfung der Masern
17.04.2014
Obwohl es einen wirksamen Impfstoff gegen die hochansteckende Infektionskrankheit gibt, bleiben Masern ein weltweites Problem. Eine neue Tablette könnte künftig vor der Erkrankung schützen und deren Ausbreitung stoppen. "Doch der einzige sichere Schutz bleibt die Impfung", wie Wissenschaftler aus Deutschland und den USA berichten, die eine gemeinsame Wisschaftsarbeit vorlegten.
Medikament schützt Infizierte vor einer Erkrankung
Die Masern gehören zu den hoch ansteckenden Infektionskrankheiten, die weltweit verbreitet sind. Deutschen und US-amerikanischen Forschern ist es nun gelungen, ein neues Medikament zu entwickeln, das Infizierte vor einer Erkrankung schützen und die Ausbreitung des Virus verhindern könnte. Wie sich im Tierversuch gezeigt habe, hemmt der Wirkstoff die Vermehrung des Virus im Körper und schützt die Tiere vor einem tödlichen Krankheitsverlauf. Dies berichteten die Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) im hessischen Langen und der Georgia State University Atlanta in den USA am Mittwoch in der Online-Ausgabe der Zeitschrift „Science Translational Medicine“.
Behandlung führte zu Immunschutz gegenüber Masernvirus
Der Wirkstoff wurde an einem am PEI entwickelten Tierversuch mit Frettchen getestet. Die Forscher verwendeten für die Untersuchung einen sehr engen Verwandten des Masernvirus, das Hundestaupevirus. Für unbehandelte Frettchen ist einem Infektion mit diesem Virus tödlich. Wenn die Tiere hingegen ab dem dritten Tag nach Infektion für 14 Tage mit dem neuartigen Hemmstoff behandelt wurden, überlebten alle Frettchen die Infektion. Zudem führte die Behandlung zu einem Immunschutz gegenüber dem Masernvirus und eine erneute Infektion blieb folgenlos.
Das Medikament könnte kostengünstig hergestellt werden
Das Medikament könnte zudem bei lokalen Ausbrüchen eine Weiterverbreitung des Virus verhindern und Menschen im Umfeld eines Infizierten, die noch keine Symptome entwickelt haben, schützen. Den Forschern zufolge könnte das Mittel kostengünstig hergestellt werden und oral verabreicht werden. Bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Viren sei die entscheidende Hürde oft die Entwicklung von Resistenzen, da die Mittel dann weitgehend wirkungslos sind. Allerdings hätten Experimente mit einigen resistenten Virusvarianten gezeigt, dass die von ihnen ausgelöste Infektionskrankheit abgeschwächt oder der Infektionsverlauf verlangsamt war. Die Leiterin der Veterinärmedizin am PEI, Veronika von Messling, erklärte: „Unsere Untersuchungen erlauben zudem die Vorhersage, dass sich eine solche Resistenz in der Bevölkerung nicht ausbreiten würde“, vor allem da Masernausbrüche üblicherweise lokal begrenzt seien.
Die Impfung bleibt der einzige sichere Schutz vor Maserninfektionen
Bevor das Medikament jedoch beim Menschen angewendet werden könnte, sind den Experten zufolge noch weitere Forschungen nötig. So soll der Wirkstoff als nächstes an Affen getestet werden. Außerdem verwiesen die Wissenschaftler darauf, dass die Masern-Impfung durch das Medikament nicht ersetzt werde. Wie das PEI betonte, sei die Impfung „der einzige sichere und wirksame Schutz vor Maserninfektionen.“ Das Mittel könnte aber Impflücken schließen und so als zweite Waffe gegen die Masern dienen. Da von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch etwa zwei Wochen vergehen, könnte das Medikament für Nicht-Geimpfte sinnvoll sein. Richard Plemper, Biochemiker an der Georgia State University, erklärte: „In der Inkubationszeit steigt die Virusbelastung im Körper an. In dieser Phase ist das Virus am verwundbarsten und reagiert am sensitivsten gegenüber einem antiviralen Wirkstoff.“
Masern sollen weltweit ausgerottet werden
Noch immer sterben jedes Jahr weltweit rund 150.000 Menschen an Masern. Und dies obwohl im Jahr 2012 insgesamt 194 Länder dem Global Vaccine Action Plan zugestimmt haben, um die Masern weltweit einzudämmen. Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass die Zahl der Maserntoten bis Ende 2015 um mindestens 95 Prozent zurückgehen soll. Außerdem sollen die Masern in mindestens fünf der sechs WHO-Regionen bis Ende 2020 ausgerottet werden. Masern gelten bislang nur auf dem amerikanischen Kontinent als ausgerottet.
Ständige Impfkommission rät zur Impfung
Aufgrund von Impflücken in der Bevölkerung kommt es auch in Deutschland immer wieder zu Ausbrüchen. So wurden dem Robert-Koch-Institut allein im vergangen Jahr 1.775 Masernfälle in Deutschland gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt, die Masern in Europa bis 2010 zu eliminieren, doch wegen unzureichender Impfraten in zahlreichen Ländern wurde als neues Ziel 2015 anvisiert. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des RKI rät bereits seit 1974 zur Masern-Impfung. Nicht nur Kinder sollten demnach geimpft werden, sondern auch Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden, falls diese ihren Impfstatus nicht kennen beziehungsweise nie oder nur einmal geimpft worden waren. (sb)
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