Arzneimittelaufsicht: Warnung vor mangelhaften Wirkstoffen
04.05.2014
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zeigt sich besorgt, da Pharmakonzerne ihre Wirkstoffe zunehmend aus Schwellenländern beziehen. Dadurch könnte „früher oder später ein auch größerer Schaden entstehen“, wie der Präsident des Instituts meint.
Mängel und bewusste Verfälschungen lassen sich nicht ausschließen
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), eine selbständige Bundesoberbehörde, treibt die Sorge, da Pharmaunternehmen ihre Wirkstoffe zunehmend aus Schwellenländern beziehen. Institutspräsident Walter Schwerdtfeger sagte gegenüber der Zeitung „Die Welt“: „In den meisten dieser Länder ist die Prüfdichte von Herstellungsbetrieben geringer als in Europa oder den USA.“ Es seien schon mehrfach Mängel vor der Weiterverarbeitung oder bewusste Verfälschungen nicht erkannt worden. Dies lasse sich auch künftig nicht völlig ausschließen. „Nach den Gesetzen der Statistik ist deshalb zu erwarten, dass aus solchen Mängeln früher oder später ein auch größerer Schaden entstehen kann“, so Schwerdtfeger.
Politik soll Anreize schaffen
Er erklärte weiter: „In Deutschland und fast allen europäischen Ländern arbeiten die zuständigen Behörden nach der Eurokrise und den Sparrunden der letzten Jahre längst an der Grenze der Leistungsfähigkeit.“ Die Medikamentenüberwachung bräuchte für eine ausreichend dichte Kontrolle vermutlich doppelt so viel Personal wie derzeit vorhanden. Der BfArM-Präsident meinte: „Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert, dass die Produzenten zumindest einen Teil ihrer Herstellung, vor allem von besonders wichtigen Ausgangsstoffen, nach Europa zurückverlagern. Bisher lehnen das fast alle Unternehmen aus Kostengründen ab.“ Er forderte die Politik auf, Anreize zu schaffen, um die Sicherheit der Medikamentenproduktion stärker zu belohnen.
Millionen Plagiate weltweit beschlagnahmt
Neben der schwer zu kontrollierenden Arzneimittelproduktion ist auch der Handel mit gefälschten Medikamenten ein großes Problem. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. So wurden im Juni vergangenen Jahres bei einer weltweiten Razzia unter Leitung von Interpol in rund 100 Staaten 9,8 Millionen Plagiate beschlagnahmt, wie Wolfgang Schmitz vom Zollkriminalamt damals mitgeteilt hatte. Ein Experte der Behörde meinte, dass damit lediglich „am Eisberg gekratzt“ worden sei. Es bleibe unbekannt, wie viele Plagiate tatsächlich produziert werden. (ad)
Bildnachweis: Andrea Damm / pixelio.de
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