Umweltbundesamt warnt vor schneller Eichenprozessionsspinner-Bekämpfung
04.05.2014
Die Eichenprozessionsspinner-Saison hat begonnen und mit ihr der Streit um den richtigen Umgang mit den Schmetterlingsraupen. Die Tierchen können beim Menschen verschiedene gesundheitliche Probleme auslösen. Doch das Umweltbundesamt warnt trotzdem vor dem zu schnellen Einsatz einer chemischen oder biologischen Keule gegen Eichenprozessionsspinner.
Umweltbundesamt warnt vor chemischer und biologischer Keule
Die Eichenprozessionsspinner-Saison hat begonnen und wie jedes Jahr geht damit der Streit darüber einher, wie man den Tierchen am besten begegnet. Vor einem zu schnellen Einsatz einer chemischen oder biologischen Keule gegen die gefährlichen Eichenprozessionsspinner warnt nun das Umweltbundesamt. „Diese Bekämpfung wirkt nicht nur auf den Schädling, sondern tötet unbeabsichtigt auch andere Lebewesen. Zuerst sollte geprüft werden, wo und ob der Befall toleriert werden kann“, so der Vizepräsident der Behörde, Thomas Holzmann. In Brandenburg will der Naturschutzbund (Nabu) das Ausbringen von Gift gegen die Schmetterlingsraupe sogar gerichtlich verbieten lassen.
Allergische Reaktionen durch Raupenhaare
Üblicherweise schlüpfen die Raupen der Eichenprozessionsspinner zwischen Ende April und Anfang Mai. Zunächst sind sie gelblich-braun, später bläulich-schwarz und bis zu fünf Zentimeter lang. Ihnen wachsen ab einem bestimmten Zeitpunkt giftige Härchen, die leicht abbrechen und durch die Luft über 100 Meter weit getragen werden können. Diese können beim Menschen starke allergische Reaktionen auslösen. Das Umweltbundesamt, das seinen Sitz in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) hat, erklärte, dass eine chemische oder biologische Bekämpfung in Eichenwäldern nur vorgenommen werden dürfe, wenn durch den Kahlfraß der Eichenprozessionsspinner ein Absterben ganzer Waldbestände drohe. Es sei jedoch umstritten, ob dies wirklich eintritt, da Eichen nach einem Kahlfraß erneut austreiben können.
Probleme für Forstwirtschaft und Gesundheit
Vom Menschen wenig genutzte Gebiete könnten statt einer Bekämpfung vorübergehend abgesperrt werden. Außerdem könnten die Raupen auch durch professionelle Schädlingsbekämpfer abgesaugt werden, falls nur einzelne Bäume befallen seien. Der Name der Tierchen rührt daher, da sie sich bei der Futtersuche wie in einer Prozession hinter- oder nebeneinander bewegen. Angaben des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen (Julius Kühn-Institut) zufolge breitet sich der wärmeliebende Eichenprozessionsspinner aufgrund von Klimaveränderungen aus. Neben Problemen für die Forstwirtschaft stelle dies auch eine Gefahr für die Gesundheit dar. Wenn die giftigen Raupenhaare, die ab dem dritten Larvenstadium gebildet werden, mit der Haut in Kontakt kommen oder eingeatmet werden, drohen gesundheitliche Probleme. So können Symptome wie Hautirritationen, Augenreizungen und Atembeschwerden oder gar Asthmaanfälle auftreten.
Eichenprozessionsspinner in den vergangenen Jahren massenhaft verbreitet
Vor allem im Nordosten und Südwesten Deutschlands hatte sich der Eichenprozessionsspinner in den vergangenen Jahren massiv verbreitet. Aber auch Teile von Nordrhein-Westfalen waren betroffen. Derzeit beginnt in mehreren Bundesländern die Bekämpfung der Raupen. Beispielsweise in Hessen, wo in mehreren Städten sowohl am Boden als auch aus der Luft gegen die Tierchen vorgegangen wird. So wurde etwa im Osten Frankfurts mittel Helikopter ein Insektizid auf Bäume verschiedener Wälder gesprüht. Auch in Orten wie Darmstadt oder Offenbach kam oder kommt es zum Einsatz von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Nabu will das Sprühen von Gift gerichtlich stoppen lassen
In Brandenburg will der Naturschutzbund (Nabu) das Sprühen von Gift gegen Eichenprozessionsspinner vor Gericht stoppen lassen. Es geht dabei um den Einsatz der Biozide „Dimilin“, „Dipel Es“ und „Karate“. Gegen die hierfür vom Land und den Kreisen erlassenen Verfügungen will der Nabu vorgehen. Wie es hieß, sei die Hauptkritik, dass die Naturschutzverbände als Träger öffentlicher Belange im Verfahren nicht beteiligt wurden. Den Angaben der Naturschützer zufolge könnten durch den massiven Einsatz der Insektizide auch bis zu 214 andere Schmetterlingsarten geschädigt werden. Wie aus der Auskunft der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, kostete die Bekämpfung der Raupen die Bundesländer im vergangenen Jahr mehrere Millionen Euro. 4,5 Millionen Euro zahlte allein das Land Brandenburg und Berlin musste 400.000 Euro ausgeben. (ad)
Bild: Raupendermatitis durch Eichenprozessionsspinner Foto: Daniel Ullrich.
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