Rentensystem begünstigt Ungleichgewicht bei der Vermögensverteilung
05.05.2014
Wachsendes Ungleichgewicht durch das Rentensystem? Im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages haben anlässlich der Anhörung zum „Entwurf eines Gesetzes über Leistungsverbesserungen in der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Leistungsverbesserungsgesetz)“ zahlreiche Sachverständige mögliche Vor- und Nachteile der geplanten Gesetzesänderung thematisiert.
Die Deutsche Rentenversicherung kommt in ihrer Stellungnahme unter anderem zu dem Schluss, dass „die Modifikation der heutigen Regelung erhebliche Verteilungswirkungen“ hat. Die vorgesehenen Neuregelungen würden insgesamt dazu führen, „dass der Beitragssatz mittel- und langfristig höher und das Rentenniveau niedriger ausfallen (wird), als es bei Fortbestehen des geltenden Rechts der Fall wäre“, berichtet die Deutsche Rentenversicherung. Damit könnte das Ungleichgewicht in der Gesellschaft künftig weiter steigen. Insbesondere „die heute jüngeren Versicherten werden durch den langfristig höheren Beitragssatz stärker belastet, obwohl ein wesentlicher Teil der vorgesehenen Leistungsverbesserungen von ihnen nicht mehr in Anspruch genommen werden kann und sie von der Absenkung des Rentenniveaus stärker betroffen sind“, so die Kritik der Experten. Künftige Erwerbsgenerationen würden demnach durch das Rentensystem deutlich benachteiligt.
Erhöhtes Armutsrisiko für künftige Generationen
Zu einem vergleichbaren Ergebnis kommt laut Mitteilung des Nachrichtenmagazins „Spiegel Online“ auch eine bislang unveröffentlichte Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Künftige Erwerbsgenerationen müssen dieser zufolge nicht nur mehr in die Rentenkassen einzahlen und länger arbeiten, sondern sich auch mit bescheideneren Renten abfinden. In den jüngeren Altersgruppen sei von einem deutlich erhöhten Armutsrisiko auszugehen. Die Deutsche Rentenversicherung erklärte zu den geplanten Gesetzesänderungen, dass „mit Ausnahme der Verbesserungen bei den Erwerbsminderungsrenten die Neuregelungen vor allem heutige Bestandsrentner und Versicherte der rentennahen Jahrgänge“ begünstigen. Jüngere Generation würden jedoch zusätzlich belastet.
Soziale Mobilität in Deutschland ähnlich geringen wie in den USA
Die Ungleichheit in der deutschen Gesellschaft wurde „Spiegel Online“ zufolge bereits im Jahr 2011 von der OECD bemängelt und auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, betonte gegenüber dem Magazin, dass „die Unterschiede in Deutschland groß geworden“ sind. Mittlerweile liege die soziale Mobilität hierzulande fast genauso gering wie in den USA. „Wer also einmal in einem bestimmten Bildungs- und Einkommensmilieu feststeckt, kommt da nicht mehr raus“, so Fratzscher weiter. Zwar bekenne sich Deutschland klar zum Prinzip der sozialen Marktwirtschaft, doch der Erfolg bleibe überschaubar. Dass wir trotz intensiver Bemühung einer sozial gerechten Umverteilung „eine so starke Ungleichheit bei den Vermögen haben, entspricht überhaupt nicht unserer Selbstwahrnehmung“, betonte der DIW-Präsident. (fp)
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft IESM / pixelio.de
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