Geschmackserlebnis wird maßgeblich durch Hintergrundmusik beeinflusst
13.05.2014
Dick durch Jazz und schlank durch Hip-Hop? Hintergrundmusik kann einen erheblichen Einfluss auf den Appetit entfalten, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des US-Forscherteams um Studienleiter Han-Seok Seo vom Institut für Ernährungswissenschaften der University of Arkansas. Durch die Jazz-Musik erscheinen verlockende Speisen noch geschmackvoller und es wird tendenziell mehr gegessen, während Hip-Hop hier eher eine gegenteilige Wirkung entfaltet, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Appetite“ (Elsevier Verlag). Klassik und Rock hätten indes keine signifikant Wirkung auf den Appetit der Probanden gezeigt.
Im Rahmen ihrer Studie ließen die Forscher 99 Probanden verschiedene Versuche durchlaufen, um mögliche Zusammenhänge zwischen der Hintergrundmusik und dem Geschmackseindruck zu ermitteln. Die Teilnehmer erhielten laut Angaben der Wissenschaftler Schokolade als „emotionales Essen“ und Paprika als „nicht-emotionales Essen“, wobei sie während des Verzehrs nacheinander mit vier unterschiedlichen Musikstilen unterhalten wurden – Klassik, Jazz, Hip-Hop und Rock. Das Musikstück war jedes Mal das gleiche, es wurde jedoch von einem Solokünstler oder einer Band in unterschiedlichen Interpretationen vorgetragen. Nach dem Test „mit den vier musikalischen Stimuli wurden die Teilnehmer gebeten, die Sinneswahrnehmung und den Eindruck der Lebensmitteln zu bewerten“, schreiben die US-Wissenschaftler weiter.
Jazz steigert das Geschmackserlebnis
Die Jazz-Musik hatte in den Tests einen deutlichen Effekt auf den Geschmackseindruck und die Sinneswahrnehmung bei dem emotionalen Lebensmittel (Schokolade), zeigte allerdings keine Wirkung auf die Angaben der Probanden zu dem „non-emotional food“, berichten die Forscher der Universität Arkansas. Insgesamt hätten die Teilnehmer das Geschmackserlebnis der Schokolade beim Hören der Jazz-Musik deutlich höher bewertet als beim Hören von Hip-Hop. Klassik und Rock blieben ohne signifikanten Effekt, was möglicherweise darauf zurückzuführen sei, dass diese Musikstile vielfach zu Marketingzwecken eingesetzt werden und im öffentlichen Raum zu hören sind. Um sich besser in Verzicht üben zu können und bei Diäten einen deutlicheren Effekt zu erzielen, sollten Jazz-Fans demnach künftig beim Abnehmen gegebenenfalls auf Hip-Hop umsteigen. Die Studie zeige, „dass die Musik-Genres den Geschmack und Gesamteindruck der Lebensmittelreize erheblich beeinflussen können“, so das Fazit der US-Wissenschaftler.
Diät mit Hip-Hop?
Den Effekt der Musik auf die Sinneswahrnehmung macht sich der Handel bereits seit Jahren zu Nutze, indem zum Beispiel beim Einkaufen begleitend spezielle Musikstile laufen. Den nun festgestellten Einfluss von Jazz auf das Geschmackserlebnis könnte künftig möglicherweise auch vermehrt die Gastronomie anwenden. Läuft in ihrem Lieblingsrestaurant demnächst Jazz, dürfte Ihnen das Menü vermutlich gleich deutlich mehr zusagen, allerdings verlangen Sie daher wahrscheinlich auch eher einen Nachschlag. Das Risiko, ein wenig Gewicht zuzulegen, steigt. Während einer Diät ist daher Jazz-Musik eher kontraproduktiv, während Hip-Hop hier durchaus einen positiven Begleiteffekt entfalten kann. (fp)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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