Weltweit immer mehr Mers-Infizierte
17.05.2014
Weltweit infizieren sich immer mehr Menschen mit dem tödlichen Coronavirus Mers. Nun sind auch in den Niederlanden die ersten zwei Fälle aufgetreten. Die beiden Patienten waren zuvor in Saudi-Arabien gewesen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht bei Mers trotzdem noch keine globale Notlage.
Mers nun auch in Europa angekommen
Die Zahl der Mers-Infizierten nimmt weltweit zu. Am Donnerstag ist nun auch in den Niederlanden ein zweiter Fall des gefährlichen Coronavirus Mers (Middle East Respiratory Syndrome) aufgetreten. Den Angaben desNationalen Instituts für Volksgesundheit und Umwelt (RIVM) zufolge infizierte sich die Frau während eines Besuchs in Saudi-Arabien. Demnach war sie mit einem Familienangehörigen unterwegs, dessen Erkrankung am Mittwoch bekannt gegeben worden war. Die Patientin befinde sich in einem Krankenhaus der niederländischen Stadt Zwolle in Quarantäne. Der Zustand der Frau sei stabil. Der infizierte Mann werde in strikter Isolation in einem Den Haager Krankenhaus behandelt. Wie das jemenitische Nachrichtenportal „Barakish.net“ in der Nacht zu Freitag berichtete, ist nun auch ein zweifache Mutter an den Folgen einer Mers-Infektion gestorben, nachdem ihr mehrere staatliche Krankenhäuser die Behandlung verweigert hatten. Die Patientin sei schließlich in einer Privatklinik in der Hauptstadt Sanaa gelandet, in der die Ärzte nicht auf das Mers-Virus spezialisiert gewesen seien und die Frau nicht mehr retten konnten.
Neuer Erreger führt häufiger zum Tod
Erstmals wurde das Mers-CoV im September 2012 bei Patienten mit einer schweren Atemwegsinfektion identifiziert und hat Ähnlichkeit mit dem SARS-Virus. Es kann grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Kurzatmigkeit und Husten, auslösen, aber auch zu einer schweren Lungenentzündung führen. Mers führt zudem im Gegensatz zu SARS zu Nierenversagen. Allgemein gilt der neue Erreger zwar als weniger ansteckend, führt aber häufiger zum Tod, als dies bei vielen anderen Infektionskrankheiten der Fall ist. Das neue Virus hatte seinen Ausgang in Saudi-Arabien genommen. Nach jüngsten Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bisher weltweit 496 Mers-Fälle bestätigt. Auch wenn der genaue Übertragungsweg noch unklar sei, wird vermutet, dass Kamele und Fledermäuse eine Rolle dabei spielen. Dafür gibt es jedoch noch keine offizielle Bestätigung.
Kamele in Saudi-Arabien sollen Mikrochip erhalten
Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) verliefen etwa 30 Prozent der Fälle tödlich. Auch in den USA ist kürzlich ein zweiter Mers-Fall aufgetaucht. Der erste Patient im Bundesstaat Indiana befindet sich mittlerweile auf dem Weg der Besserung, der zweite sei isoliert und es gehe ihm gut. Am stärksten betroffen ist jedoch die arabische Halbinsel. So führte die Infektion in Saudi-Arabien amtlichen Angaben zufolge bislang bei 142 Menschen zum Tod. Wie das Gesundheitsministerium in Riad am Freitag bekannt gab,sind nun zwei weitere Frauen daran gestorben. Zudem hätten die Behörden das Virus in den Städten Medina, Riad und Dschidda bei 14 weiteren Patienten gefunden. Da angenommen wird, dass das Virus von Kamelen und Dromedaren übertragen wird, empfehlen die saudischen Behörden Züchtern und Händlern, Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten. Außerdem sollen alle Kamele in Saudi-Arabien einen Mikrochip bekommen, auf dem Informationen über Züchter und Herkunft der Tiere gespeichert werden, um so eine weitere Ausbreitung des tödlichen Virus zu verhindern. Auch die beiden Infizierten in den Niederlanden hatten während ihrer Reise nach Saudi-Arabien vor Ort eine Dromedarfarm besucht.
Pilgerreisen könnte weltweite Verbreitung des Virus beschleunigen
Experten befürchten, dass sich die weltweite Verbreitung des Virus durch die hohe Zahl an Pilgern aus aller Welt, die jedes Jahr die heiligen Stätten des Islam in Saudi-Arabien besuchen, noch beschleunigen könnte. In der wichtigsten Pilgerstätte der Muslime, in Mekka, ist der Erreger bereits aufgetaucht. Einzelne muslimische Länder haben bereits reagiert. Nachdem in Malaysia im April der erste Todesfall durch das Coronavirus gemeldet wurde, warnte das dortige Gesundheitsministerium nun, während einer Pilgerreise nach Mekka oder Medina einen Mundschutz zu tragen. Die Behörden im benachbarten Indonesien empfahlen ihren muslimischen Behörden sogar, Pilgerreisen nach Saudi-Arabien zu verschieben, bis mehr über die Ursachen der Infektionen bekannt ist. Zwei indonesische Bürger hatten sich auf einer Pilgerreise nach Saudi-Arabien mit Mers angesteckt und waren in dieser Woche auf Bali beziehungsweise Sumatra gestorben. Drei weitere Infizierte befinden sich weiterhin in Quarantäne. Vor allem auch zum muslimischen Fastenmonat Ramadan, der Ende Juni beginnt, werden wieder hunderttausende Pilger in Saudi-Arabien erwartet.
Noch keine internationale gesundheitliche Notlage
Auch wenn die WHO zunehmend besorgt auf die Ausbreitung des Virus blickt, gebe es kaum Maßnahmen, dem entgegenzuwirken. Die Organisation teilte nach dem Treffen eines Katastrophen-Komitees mit, dass es keine Beweise für eine Übertragung von Mensch zu Mensch gebe. In dem Statement hieß es, dass die tödliche Infektionskrankheit daher noch keine „gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite“ begründe. Alle betroffenen Staaten werden zu einer besseren Infektionsprävention und -kontrolle aufgerufen. Zudem müsse es auch schnellere Umwelt- und Tierstudien geben, um Erkenntnisse zu Übertragungswegen und Risikofaktoren zu gewinnen. Experten empfehlen bei Reisen in betroffene Länder zudem, grundlegende Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen, wie beispielsweise Abstand zu Menschen mit akuten Atemwegsinfektionen zu halten sowie Tierkontakte zu meiden. Zudem seien allgemeine Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und der Verzicht auf nicht vollständig durchgegartes Fleisch sowie rohes Gemüse und ungeschältes Obst empfehlenswert. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.