Stiftung zur Unterstützung HIV-infizierter Bluter geht das Geld aus
20.05.2014
Nachdem sich im sogenannten Blutskandal in den 1980er Jahren rund 2.000 Deutsche über Blutprodukte mit HIV infiziert hatten, wurde 1995 die „Stiftung Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen“ ins Leben gerufen, um die Betroffenen zu unterstützen. Da die Patienten jedoch deutlich länger leben, als ursprünglich erwartet, droht der Stiftung das Geld auszugehen. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, der gleichzeitig Vorsitzender des Rates der Stiftung ist, hat sich daher erneut für eine Aufstockung der Mittel ausgesprochen.
Ende April hatte die „Stiftung Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen“ bereits darauf hingewiesen, dass die verbleibenden Gelder maximal noch bis zum Jahr 2017 reichen. Insgesamt seien noch 260 Millionen Euro erforderlich, um sämtliche Betroffenen und ihre Kinder bis zum 25. Lebensjahr zu unterstützen. Die Stiftung verfüge hierfür allerdings nicht über die erforderlichen Mittel. Auf Basis einer aktuellen Studie der Prognos AG zur Zukunft der Stiftung erklärte Jens Spahn, dass die Mittel vermutlich schon Ende 2016 aufgebraucht sein werden. Die Studie komme zu dem Schluss, dass die finanzielle Basis der Stiftung durch Zustiftungen langfristig gesichert werden muss, wenn die rund 550 noch lebenden direkt Betroffenen und ihre Kinder auch nach 2016 die notwendigen finanziellen Leistungen erhalten sollen.
HIV-Infizierte überleben unerwartet lange
Als die Stiftung 1995 ins Leben gerufen wurde, rechneten die Verantwortlichen damit, dass die betroffenen HIV-Infizierten maximal bis 1999 überleben werden und entsprechend gering wurde das Stiftungskapital gehalten. Allerdings haben die enormen medizinischen Fortschritte bei der Behandlung beziehungsweise Versorgung von HIV-Patienten dazu geführt, dass heute noch rund 550 Betroffene am Leben sind. „Gott sei Dank leben die Betroffenen dank neuer Medikamente viel länger, als man es damals angenommen hat“, erklärte Spahn hierzu gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Doch führte dies auch dazu, dass die ursprünglichen rund 250 Millionen D-Mark Stiftungskapital (100 Millionen D-Mark vom Bund, 90,8 Millionen von sechs Pharmafirmen sowie weitere Mittel vom Deutschen Roten Kreuz und den Bundesländern) bei Weitem nicht ausreichen.
Mittel der Stiftung bereits mehrfach aufgestockt
Zuletzt wurden im Jahr 2010 weitere Mittel des Bundes (rund 25 Millionen Euro) und der Pharmaunternehmen (vier Millionen Euro) für die Fortführung der Stiftung bereitgestellt. Von den Geldern leistet die Stiftung monatliche finanzielle Hilfen an HIV-Infizierte in Höhe von rund 767 Euro und an AIDS-Patienten in Höhe von rund 1.534 Euro pro Person. Die Kinder erhalten bis zum 25. Lebensjahr 512 Euro. Um die Betroffenen weiterhin im erforderlichen Umfang unterstützen zu können, stehen „wir in der Pflicht, die Stiftung und ihre Leistungen auch für die Zukunft zu sichern“, betonte Spahn. Derzeit würden sich Gesundheitspolitiker fraktionsübergreifend dafür engagieren, das in den Haushaltsberatungen weitere zehn Millionen eingeplant werden, um die Finanzierung der Stiftung bis zum Jahr 2017 sicherzustellen. Um auch danach die Fortführung der Stiftung zu gewährleisten, seien zeitnahe Verhandlungen zwischen Bund, Ländern, Rotem Kreuz und der Pharmaindustrie erforderlich.
Hilfe auch für Hepatitis C-Infizierte?
Der Vorsitzende der Deutschen Hämophiliegesellschaft, Werner Kalnins, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ , dass „auch für die Opfer, die an Hepatitis C erkrankt sind, Entschädigungen nötig“ seien. Rund 3.000 durch den Blutskandal mit Hepatitis C infizierte Hämophile seien noch am Leben. Von ihnen erhalten bislang jedoch nur diejenigen, die mit HIV-infiziert sind, Leistungen aus der Stiftung. Bei Hämophilie-Patienten ist die Blutgerinnung deutlich beeinträchtigt, weshalb in den 1980er Jahren die Behandlung mit Gerinnungsfaktoren praktiziert wurde. Die Gerinnungsfaktoren wurden ihrerseits aus dem Blutplasma von Spenderblut gewonnen. Allerdings erfolgten keiner Vorkehrung, um eine hierbei mögliche Übertragung von HIV zu vermeiden. So infizierten sich tausende Menschen über die kontaminierten Gerinnungsfaktoren, die aus dem Blut HIV-infizierter Spender gewonnen wurden. Die Blutpräparate wurden deutlich verspätet vom Markt genommen und die Gefahren lange Zeit heruntergespielt. Erst 1993 drang der Blutskandal an die Öffentlichkeit. (fp)
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