Ab Juli weniger Geld für Hebammen?
26.05.2014
Die Verhandlungen über eine stärkere Unterstützung der Hebammen wegen der Haftpflichtprämien sind vorerst gescheitert. Der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Hebammenverband konnten sich wegen unterschiedlicher Vorstellungen nicht über einen Kostenausgleich einigen.
Kassen und Verbände können sich nicht einigen
Seit Jahren ist die freie Geburtshilfe in Deutschland wegen hoher Versicherungsgebühren bedroht. Immer mehr Hebammen müssen aufgeben. Nun hat sich erneut der Streit um die steigenden Haftpflichtprämien zwischen Hebammenverbänden und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zugespitzt. Die Kassen und Verbände konnten sich nicht über einen Kostenausgleich für die ab Juli dieses Jahres auf 5091 Euro steigenden Prämien einigen. Nun müsse eine Schiedsstelle eingeschaltet werden. In erster Linie betrifft das Problem Hebammen mit relativ wenigen Geburten, da ihnen die Ausgleichszahlungen der Kassen nicht reichen.
Gestiegene Haftpflichtkosten für Hebammen
Der GKV-Spitzenverband sieht die Schuld dafür bei den Hebammen. Wie der Spitzenverband mitteilte, hätten die Hebammenverbände statt des gesetzlich vorgesehenen Ausgleichs für die gestiegenen Haftpflichtkosten von zwei Millionen Euro insgesamt vier Millionen Euro gefordert. Der Deutsche Hebammenverband (DHV) widerspricht dem jedoch. DHV-Präsidiumsmitglied Katharina Jeschke sagte: „Die Krankenkassen sind nicht bereit, die nachgewiesene Mehrbelastung der geburtshilflich tätigen Hebammen ausreichend auszugleichen.“ Die in der Geburtshilfe tätigen Hebammen wären beim Angebot der Kassen auf den von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplanten „Sicherstellungszuschlag“ angewiesen gewesen.
Vergütung für eine Geburt könnte sinken
Die Hebammenverbände würden die Frage der Kosten für die Berufshaftpflicht mit „allgemeinen Honorarforderungen“ vermengen, so der Vorwurf der Kassen. Die Spitzenverband meint, dass das von den Kassen vorgeschlagene Modell auch für die Hebammen mit nur wenigen Geburten eine Lösung gebracht hätte. Eine Einigung drängt nach Kassenangaben, da nach dem 1. Juli ein früher vereinbarter Zuschlag ausläuft. Die Vergütung für eine Geburt könnte danach sinken. Bundesweit wären rund 2.500 freiberufliche Hebammen betroffen. Für Hebammen, die Vorsorge oder Wochenbett-Betreuung anbieten, wurde hingegen bereits eine Einigung erzielt.
Hebamme spricht über den Ernst der Lage
Wie dramatisch die Situation für viele Hebammen ist, erklärte Ende vergangenen Jahres Birgit Dreyer, Hebamme und Mitgesellschafterin des Geburtshauses Eilenriede in Hannover in einem Interview mit "heilpraxisnet.de": „Es gibt Regionen in Deutschland die keine außer-klinische Geburtshilfe mehr anbieten.“ Und künftig werde die Lage sogar noch problematischer: „Kleinere Geburtshäuser werden nicht mehr lange durchhalten können. Und neuejunge Kolleginnen werden den Schritt in die Freiberuflichkeit aus Existenzgründen nicht mehr wagen.“ Dreyer erklärte, dass die Erhöhung der Berufshaftpflichtversicherung „die Freien Hebammen die Zuhause, im Geburtshaus oder als Beleghebammen Geburtshilfe anbieten“ betrifft. (sb)
Bild: Katrin Schindler / pixelio.de
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