Mobile Schlaganfall-Hilfe vorerst gerettet
07.06.2014
Die Finanzierung des weltweit einmaligen speziellen Rettungsfahrzeugs für Schlaganfallpatienten in Berlin ist vorerst gesichert. Das STEMO (Stroke Einsatz Mobil) wird bis zum Ende des Jahres weiter erforscht. Viele Investoren zeigten Interesse an dem Einsatzfahrzeug.
Deutlich schnellere Hilfe für Schlaganfallpatienten
Seit Februar 2011 sind im Rahmen eines Pilotprojekts in Berlin zwei spezielle Rettungsfahrzeuge für Schlaganfallpatienten unterwegs. Besetzt mit einem Notfallsanitäter, einem notfallmedizinisch geschulten Neurologen und einer Radiologie-Assistentin sind die Spezialfahrzeuge bereits rund 3.000 Mal zum Einsatz ausgerückt. Diese STEMOs (Stroke Einsatz Mobil) sind mit Computertomograph, Bleiwänden und der Möglichkeit zur Thrombolyse ausgestattet. Es habe sich gezeigt, dass Patienten nach einem Schlaganfall mit dem STEMO deutlich schneller eine Lyse erhalten, ohne Abstriche bei Sicherheit und Stabilität des Eingriffs.
Investoren haben Interesse angemeldet
Die bislang weltweit einmaligen Spezialfahrzeuge brachten 100 Prozent der Patienten in Krankenhäuser mit zertifizierten Stroke Units, die nachgewiesen haben, dass sie für die Schlaganfallversorgung hochqualifiziert sind. Laut Angaben der STEMO-Forscher an der Berliner Uniklinik Charité bringen andere Rettungsfahrzeuge immerhin zehn Prozent der Schlaganfallpatienten in andere Kliniken. Die Wissenschaftler haben bei internationalen Kongressen und mit Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften bereits internationales Aufsehen erregt. Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) zufolge hätten bei Kongressen bereits viele Investoren Interesse angemeldet. Laut Czaja erwägt die Industrie, das STEMO serienreif zu produzieren.
Förderung war im Mai ausgelaufenEnde Mai war jedoch die Förderung für das STEMO ausgelaufen. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) und Gesundheitssenator Czaja gaben nun bekannt, wie es weitergehen soll. „Die Krankenkassen haben sich nicht bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen, weil sie die Forschung noch nicht für ausgereift halten“, erklärte Czaja in einer Mitteilung. Befürworter und die STEMO-Forscher haben sich diesem Argument gebeugt und auch kritische Wissenschaftler hatten angemerkt, dass nicht untersucht sei, ob eine Lyse das Funktionsniveau des Patienten besser erhält, wenn sie innerhalb der ersten Stunde, statt nach rund 90 Minuten vorgenommen wird. Da eine derart frühe Lyse viel zu selten stattfand, konnten solche Studien bislang nicht gemacht werden.
Finanzierung bis Ende des Jahres
Diesen Nachweis wollen die Charité-Forscher nun erbringen. Bis Jahresende stehen ihnen dafür 100.000 Euro aus Mitteln des Zentrums für Schlaganfallforschung an der Charité zur Verfügung. Bis dahin rechnet die Feuerwehr den Einsatz der STEMOs wie den eines normalen Notfalleinsatzfahrzeuges (NEF) ab und übernimmt zugleich die Fahrzeugwartung. Die STEMO-Herstellerfirma Meytec wartet die Geräte so lange kostenlos. Professor Heinrich Audebert von der Charité, Leiter des Forschungsteams, will am Ende die Behandlungsergebnisse von rund 500 frühen Lyse-Patienten aus dem STEMO mit denen von etwa eben so vielen Charité-Patienten mit späterer Lyse vergleichen. Betrachtet werden sollen auch die Ergebnisse drei Monate nach dem Eingriff.
„Time is brain“
Professor Audebert zeigte sich überzeugt, dass dieses Forschungsvorhaben erstmalig an einer ausreichend großen Patientengruppe die goldene Regel der Schlaganfallbehandlung „Time is Brain“ (Zeit ist Hirn) bestätigen wird. In Deutschland erleiden jährlich rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Etwa alle neun Minuten stirbt hierzulande ein Mensch an einem sogenannten Hirninfarkt. Er ist somit die dritthäufigste Todesursache im Lande. Schnelle Hilfe kann oft über Leben und Tod entscheiden.(ad)
Bildnachweis: B.Stolze / pixelio.de
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