Drohende gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Schlafmangel bei der WM
13.06.2014
Die Spiele der Fußball-WM in Brasilien werden – trotz der Bemühungen der FIFA um einigermaßen erträgliche Übertragungszeiten für Europäer – zum Teil erst spät in der Nacht gesendet. Insbesondere für Kinder und Jugendliche könnte das lange Aufbleiben zu einer Belastung für den Körper werden.
Aufgrund der Zeitverschiebung von bis zu sechs Stunden zwischen der brasilianischen Ortszeit und der mitteleuropäischen Sommerzeit beginnt die Übertragung vereinzelter WM-Spiele erst um Mitternacht. Die Spiele der deutschen Mannschaft werden zwar in der Regel früher übertragen, doch bei Erreichen des Achtelfinales wäre der Anpfiff beispielsweise erst um 22 Uhr. Sollten Verlängerung und Elfmeterschießen erforderlich werden, könnte das Spiel bis kurz vor ein Uhr gehen. Für die jungen Fußballfans, die am nächsten Morgen in die Schule müssen, wäre ein erhebliches Schlafdefizit die Folge, dass mit Müdigkeit, Gereiztheit und verringerter Aufnahmefähigkeit einhergehen kann.
Jungen Menschen brauchen dringen ausreichend Schlaf
Gerade für junge Menschen ist ausreichend Schlaf für den Stoffwechsel, das Immunsystem und das Wachstum von besonderer Bedeutung, berichtet das Nachrichtenportal „Welt Online“. Die Schlafforschung habe gezeigt, dass Schlafmangel bei Kindern und Jugendlichen, das körpereigene Abwehrsystem schwächt, Entzündungen und Stress fördert sowie das Wachstum hemmt. In Tierversuchen sei die Wundheilung bei Laborratten durch Schlafentzug deutlich zurückgegangen und die Tiere waren anfälliger für Infektionen. Das Hormon Prolaktin, welches im Tiefschlaf freigesetzt wird, helfe dem Organismus, ein besseres Gedächtnis für Krankheitserreger auszubilden. Zudem hätten Wissenschaftler der Harvard-Universität herausgefunden, dass der Schlaf eine wesentliche Bedeutung für das Gedächtnis hat. In den Tiefschlafphasen werde Gelerntes verfestigt und Unwichtiges aussortiert, berichtet „Welt Online“. Langes Wachbleiben verbunden mit frühem Aufstehen ist daher unter medizinischen Gesichtspunkten äußerst kritisch zu bewerten.
Späte WM-Spiele für Schüler ein Problem
Der Schlafbedarf von Kindern ist allgemein deutlich höher, als im späteren Lebensalter. Durchschnittlich würden zum Beispiel fünfjährige Kinder elf Stunden am Tag schlafen, während bei Zehnjährigen der Schlafbedarf bereits auf knapp zehn Stunden gesunken ist, so die Mitteilung des Nachrichtenportals. Allerdings dürften auch die zehn Stunden bei einigen WM-Spielen nur schwer einzuhalten sein. Denn bei Schulbeginn um acht Uhr würde der Wecker um spätestens 7.30 Uhr klingeln, so dass die jungen Fußballfans am Abend vorher um 21.30 Uhr im Bett liegen müssten. Theoretisch haben die Schulleiter in sechs Bundesländern (Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen) jedoch die Möglichkeit, ihre Schüler ein wenig länger schlafen zu lassen, berichtet „Welt Online“. Beispielsweise sei am Schickhardt-Gymnasium in Stuttgart für die älteren Schüler eine Verschiebung des Unterricht vorgesehen. Die ersten Stunden fallen aus und werden später nachgeholt. Für die fünften bis siebten Klassen gilt diese Regelung jedoch nicht, da sie nach Auffassung der Schulleitung ohnehin nicht so lange vor dem Fernseher sitzen sollten.
Mit der Pubertät ändert sich das Schlafverhalten
Bei Jugendlichen ab dem Alter der Pubertät ist die Situation laut Angaben des Nachrichtenportals leicht abweichend. Denn ab der Pubertät ändere sich das Schlafverhalten . Durch die veränderte Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin würden sie später müde und schlafen dafür morgens länger. Langes Aufbleiben käme ihrem natürlichen Biorhythmus demnach theoretisch entgegen, wenn sie nicht am nächsten Morgen in die Schule müssten. Ein einmaliges Schlafdefizit lässt sich jedoch in den nächsten Tagen wieder ausgleichen, berichtet „Welt Online“ unter Berufung auf die Ergebnisse einer Studie des US-Forscherteams um David Dinges von der University of Pennsylvania in Philadelphia „Jede zusätzliche Stunde Schlaf nach einer Phase chronischen Schlafmangels fördert die Zurückgewinnung der geistigen Munterkeit", zitiert das Nachrichtenportal den Schlafforscher. Wenn der verpasste Schlaf am Wochenende nachgeholt werden kann, wäre demnach auch für Kinder das Wachbleiben für einzelne WM-Spiele durchaus vertretbar. Zudem bietet sich ein Mittagsschlaf an, um dem drohenden Schlafdefizit vorzubeugen.
Erhöhtes Risiko akuter Herzbeschwerden
Besonders kritisch an dem Schlafmangel zur WM kann für erwachsene Fußballfans indes das hiermit verbundene erhöhte Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein, welches britische Forscher der Universität Warwick vor gut zwei Jahren in einer umfassenden Studie dokumentiert haben. Denn das Herz wird durch die spannenden Fußballspiele während einer Weltmeisterschaft ohnehin verstärkt belastet. Dies spiegelt sich laut Angaben der Deutschen Herzstiftung in deutlich vermehrten akuten Herzbeschwerden bis hin zum Herzinfarkt wider. Ein Studie WM in Deutschland 2006 habe gezeigt, dass an den Spieltagen der Nationalelf mehr als doppelt so häufig ein akuter Herznotfall aufgetreten ist, berichtet die Deutsche Herzstiftung. So ist das Herz-Kreislauf-System der Fußballfans in dieser Hinsicht bei der WM in Brasilien gleich mehrfachen Belastungen ausgesetzt. (fp)
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