Experten angesichts extrem guter Noten skeptisch
16.06.2014
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen (MDK) übernimmt die Beratung und Begutachtung bei Verdacht auf einen Behandlungsfehler. Nun wurde diese Leistung erstmals gutachterlich überprüft. Die Noten für den MDK fielen dabei derart gut aus, dass von verschiedenen Seiten Zweifel an der Belastbarkeit der Zahlen geäußert werden.
Die „tolle Noten“ in dem Gutachten wecken „bei zahlreichen Experten Skepsis“, berichtet die „Ärzte Zeitung“. Lediglich fünf Prozent der potenziell Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen hätten sich in dem Gutachten unzufrieden mit der Pflegebegutachtung gezeigt, erläutert der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS). Hingegen seien „86 Prozent der Pflegebedürftigen mit der Begutachtung des MDK zufrieden.“ Neun Prozent hätten sich „teilweise zufrieden“ geäußert. Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, betonte gegenüber der „Ärzte Zeitung“ , dass der MDK sicherlich viele kompetente Mitarbeiter im Einsatz habe, aber Zweifel bei einem solch guten Ergebnis geboten seien, wenn jemand ein Gutachten über sich selbst in Auftrag gegeben hat.
34.000 Fragebögen sollen verschickt werden
Das Gutachten sollte laut Angaben des MDS ermitteln, wie zufrieden kranke und pflegebedürftige Menschen beziehungsweise deren Angehörige tatsächlich mit der Arbeit der Gutachterinnen und Gutachter des MDK sind und wo sie sich Veränderungen wünschen. Im Rahmen einer repräsentativen Befragung wurden zu diesem Zweck mehr als 5.500 Fragebögen von den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen ausgefüllt. Insgesamt sollen im Jahr 2014 circa 34.000 mit wissenschaftlicher Beteiligung entwickelte Fragebögen verschickt werden, berichtet der MDS. Rund 16.000 wurden bereits versandt und die Rücklaufquote lag bei circa 35 Prozent. In gut 30 Prozent der Fälle hätten die potenziell Pflegebedürftigen den Fragebogen selbst ausgefüllt, bei 59 Prozent der Fälle erledigten dies die Angehörigen oder die privaten Pflegepersonen und in 5,6 Prozent die gesetzlichen Betreuer, berichtet die „Ärzte Zeitung“. Die Befragung werde „von nun an jährlich durchgeführt“, so die Mitteilung des Medizinischen Dienstes. Vom Gesetzgeber vorgesehen sei eine Befragung von 2,5 Prozent der begutachteten Patienten. Im vergangenen Jahr wurden circa 1,4 Millionen Pflegebegutachtungen durchgeführt.
Neun von Zehn Befragten mit MDK-Leistungen zufrieden
Inhaltlich zielt die Befragung laut Angaben des MDS „auf die Zufriedenheit mit der Information über das Begutachtungsverfahren, mit dem persönlichen Kontakt und dem Auftreten der Gutachterin bzw. des Gutachters.“ Die Zufriedenheit mit dem Ergebnis der Begutachtung war nicht Thema. Die „Ärzte Zeitung“ berichtet, die vorgelegten Unterlagen der Firma M+M Management+Marketing GmbH aus Kassel würden zeigen, dass „durchschnittlich 87 Prozent der Befragten mit den Informationen des MDK über die Pflegebegutachtung zufrieden“ waren und 91 Prozent die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Gutachter als „gut“ bewertet hätten. Jeweils mehr als 90 Prozent der Befragten seien zudem mit der Vorstellung der Gutachter und der Termintreue zufrieden gewesen. Dies galt in vergleichbarer Form auch für die Erreichbarkeit des MDK bei Rückfragen und den Umgang mit den Patienten. 90 Prozent der Befragten empfanden die Gutachter als „respektvoll, einfühlsam und kompetent“, berichtet die „Ärzte Zeitung“.
Zweifel an den phänomenal guten Noten
Gegenüber der „Ärzte Zeitung“ erläuterte der Verwaltungsratsvorsitzende des MDS, Volker Hansen, dass die Ergebnisse des Gutachtens „so manche Kritik an der Pflegebegutachtung durch den MDK“ widerlegen. Insbesondere die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Ansprechpartner beim MDK, die Kompetenz der Gutachter sowie der respektvolle und einfühlsame Umgang mit den Versicherten werde durch neun von zehn Pflegebedürftigen positiv bewertet, berichtet der MDS weiter. Nicht nur beim Präsident des Deutschen Pflegerates weckt das phänomenal gute Ergebnisse des Gutachtens jedoch erhebliche Zweifel. Auch der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, äußerte gegenüber der „Ärzte Zeitung“ seine Skepsis. Hier habe „der Gesetzgeber blauäugig das gesamte Befragungsverfahren in die Hände des Kostenträgers gelegt. So hat man den Bock zum Gärtner gemacht“, betonte Brysch.
Verbesserungsvorschläge der Versicherten
Zwar zeigten sich die Versicherten insgesamt mit der Leistung des MDK äußerst zufrieden, doch seien auch wünschenswerte Veränderungen benannt worden, berichtet der MDS. Hier hätten sich die Patienten zum Beispiel für „ein noch stärkeres Eingehen auf ihre individuelle Pflegesituation und mehr Zeit für die Begutachtung“ ausgesprochen. Anhand der Ergebnisse der repräsentativen Befragung sollen künftig zudem weitere Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung identifizieren werden. Deutliche Verbesserungen habe es in der Vergangenheit bei der Bearbeitungszeit gegeben. Auch durch die Vorgaben des Pflegeneuordnungsgesetzes aus dem Jahr 2012, Anträge auf Begutachtung innerhalb von vier Wochen vorzunehmen, sei die durchschnittliche Bearbeitungszeit von 25,5 Tagen auf 15,2 Tagen gesunken, berichtet der MDS-Verwaltungsratsvorsitzende Volker Hansen gegenüber der „Ärzte Zeitung“. (fp)
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