Die neue elektronische Gesundheitskarte: Milliardenkosten ohne Mehrwert
19.06.2014
Bereits vor ihrer Einführung stand die elektronische Gesundheitskarte (eGK) massiv in der Kritik. Patientenverbände befürchteten unter anderem einen Missbrauch gespeicherter Daten. Denn künftig sollen nicht nur die Stammdaten auf der eGK gespeichert sein, auch sensible Informationen zu Erkrankungen oder verordneten Medikamenten könnten gesichert und von den behandelnden Ärzten ausgelesen werden. Ob die Krankenkassen diese Zusatzfunktionen für ihre Versicherten einführen, liegt allerdings in ihrem eigenen Ermessen.
Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt an der elektronischen Gesundheitskarte waren die extrem hohen Kosten, welche mit ihrer Einführung einhergingen. Deutlich mehr als 800 Millionen Euro wurden hier bereits investiert, ohne dass die Karte derzeit wesentliche Verbesserungen gegenüber der alten Versichertenkarte mit sich bringen würde. Ein erheblicher Mehrwert für die Patienten und Ärzte wäre die Speicherung wichtiger Zusatzinformationen (Vorerkrankungen, Allergien, Patientenakte etc.), doch hier sind die Bedenken wegen der Datensicherheit besonders hoch. Bis mindestens zum Jahr 2018 werde es daher noch dauern, bevor derartige Zusatzfunktionen der Karte eingeführt werden, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“. Möglicherweise verzichten einige Versicherungen auch ganz auf die Datenspeicherung, denn sie entscheiden am Ende über die Nutzung dieser Option. Die eGK könnte so zu einem Milliardengrab werden, das für die Patienten keinerlei Verbesserungen mit sich bringt.
Elektronische Gesundheitskarte erfüllt nicht die Erwartungen
Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte wurde im Jahr 2003 durch die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder beschlossen. Insbesondere die Verbesserung des Informationsaustauschs zwischen den behandelnden Ärzten war hier ein wesentliches Argument für die vorgesehene Datenspeicherung auf der eGK. Im Jahr 2011 erfolgte die Ausgabe der ersten elektronischen Gesundheitskarten und seit Anfang dieses Jahres sollten alle Versicherten ihre neue Karte in der Tasche haben. Die einzige wirkliche Neuheit an dieser ist bislang jedoch das abgedruckte Passbild. Hier setzt auch die Kritik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an, die bemängelte, dass Pläne zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Arzt und Patient bei der Umsetzung des riesigen IT-Projektes auf der Strecke geblieben seien. Es wurde lediglich eine kassenzentrierte Telematikinfrastruktur unter anderem für das Versichertenstammdatenmanagement geschaffen, so der Vorwurf.
Obwohl von vielen Seiten Kritik an der neuen eGK geäußert wurde und der erhoffte Mehrwert für Patienten und Ärzte möglicherweise nie erreicht werden wird, ist die Einführung mittlerweile soweit fortgeschritten, dass es praktisch kein Zurück mehr gibt. Noch dieses Jahr soll die Kostengrenze von einer Milliarden Euro überschritten werden, in sämtlichen Arztpraxen sind die neuen Kartenlesegeräte installiert und die meisten Versicherten verfügen bereits über ihre neue elektronische Gesundheitskarte. Das System ist damit quasi schon etabliert und ein Ausstieg wäre erneut mit erheblichen Kosten verbunden. (fp)
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