Noroviren verursachen fast jeden fünften Brech-Durchfall
27.06.2014
Noroviren sind für fast jeden fünften Brech-Durchfall weltweit verantwortlich. Das ergab eine US-amerikanische Studie, deren Ergebnisse im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurden. Demnach ist das Norovirus wesentlich ansteckender als bislang angenommen. Wie die Forscher um Benjamin Lopman vom US-Zentrum für Seuchenbekämpfung und -vorbeugung in Atlanta berichten, reichten bereits 18 Viren für eine Ansteckung aus. Allein in einem Gramm menschlichen Stuhls seien aber bereits eine Milliarde der Erreger enthalten. Die Ansteckung erfolgt über Kontakt- oder Schmierinfektion.
Norovirus kann tödliche Infektionen verursachen, meist ist Brech-Durchfall aber harmlos
Magen-Darm-Erkrankungen treten meist gehäuft auf. Auf Klassenfahrten oder Kreuzfahrschiffen trifft es selten nur eine Person. Das spricht für die hohe Ansteckungsgefahr der Viren, die meist Ursache der Beschwerden sind. Laut Studie sind für fast jeden fünften Brech-Durchfall Noroviren verantwortlich, die damit viel ansteckender sind als bisher angenommen. Zwar verursache das Norovirus keineswegs nur schwere Krankheitsverläufe – lediglich 17 Prozent der Betroffenen müssten in Notfallambulanzen und stationär im Krankenhaus behandelt werden – dennoch komme es immer wieder zu Todesfällen, schreiben die Forscher im Fachmagazin. Aufgrund der ungeheuren Menge an Infektionen würden allein in den USA jährlich rund 800 Menschen am Norovirus sterben. Der Studie zufolge überleben jährlich 1,45 Millionen Menschen weltweit eine Brech-Durchfall-Erkrankung nicht. In Afrika und Südostasien sind mehr als ein Viertel der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren drauf zurückzuführen. Es sei jedoch unklar, wie hoch der Anteil der Noroviren daran ist.
Eine Infektion mit Noroviren ist vor allem durch den typischen Brech-Durchfall gekennzeichnet. In den meisten Fällen besteht ein starkes Krankheitsgefühl mit Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen sowie Muskelschmerzen.
Norovirus ist der Haupterreger für Magen-Darm-Erkrankungen
Für ihre Studie werteten Lopman und sein Team Daten aus 175 Publikationen aus. Darin waren mehr als 187.000 Fälle von Brech-Durchfall der letzten Jahre aus 48 Ländern dokumentiert. Einen Impfstoff gegen das Norovirus gebe es bisher nicht, berichten die Forscher. Ihre Ergebnisse zeigten aber, wie dringend ein solches Mittel benötigt würde. Ihre Untersuchung habe zudem ergeben, dass das Vorkommen von Noroviren in Entwicklungs- und Industrieländern etwa gleich sei. „Das zeigt, dass Noroviren anders als Bakterien und Parasiten nicht einfach durch eine verbesserte Trinkwasser – und Sanitärsituation kontrolliert werden können“, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ Lopman.
„Das Norovirus ist der Haupterreger für Gastroenteritis, der mit fast einem Fünftel aller Fälle von akuter Margen-Darm-Entzündung in Verbindung gebracht wird. Es sollten gezielte Maßnahmen zur Eindämmung der Noroviren, wie Impfstoffe, entwickelt und ergriffen werden“, so das Fazit der Forscher.
Die Studie wurde mit Beteiligung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem niederländischen Gesundheitsministerium finanziert.
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