Ärzte fordern Rauchverbot für eine ganze Generation
28.06.2014
Diejenigen, die nach 2000 geboren wurden, sollen künftig keine Zigaretten mehr kaufen dürfen. Mit dieser radikalen Initiative sorgt die Britische Ärztevereinigung (BMA) derzeit für Furore. Die Mediziner wollen bis 2035 eine komplett rauchfreie Gesellschaft erreichen.
Rauchfreie Gesellschaft bis 2035
Die Britische Ärztevereinigung (BMA) sorgt derzeit für großes Aufsehen. Bis zum Jahr 2035 wollen sie eine rauchfreie Gesellschaft erreichen und deshalb sollen alle, die nach 2000 geboren wurden, keine Zigaretten mehr kaufen dürfen. Die Ärztevereinigung votierte bei ihrem Jahrestreffen mit überwältigender Mehrheit für das Verbot, berichtete die britische Zeitung „The Guardian“ vor wenigen Tagen. Das wissenschaftliche Gremium will sich nun dafür stark machen, dass die Regierung den Anti-Tabak-Vorschlag umsetzt.
E-Zigaretten sind kontraproduktiv
In der Debatte der BMA wurde auch der Einfluss von E-Zigaretten analysiert. Für einige Mitglieder der Ärzte-Vereinigung seien diese kontraproduktiv, da sie nicht dazu beitragen, dass die üblichen Gesten und Bilder, die mit dem Rauchen in Verbindung gebracht werden, abgeschafft werden. Der stellvertretende Vorsitzende der BMA, Ram Moorthy, befürchtet, dass das Dampfen mit E-Zigaretten das Rauchen wieder „normal“ werden lässt, da viele der elektronischen Glimmstengel den Tabakzigaretten in der Form ähneln. Elektro-Rauch ist derzeit auch ein Thema in der deutschen Politik, erst kürzlich forderte Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) ein Verkaufsverbot an Minderjährige und meinte, dass E-Zigaretten und E-Shishas in Kinderhänden und Jugendhänden „nichts zu suchen“ haben.
80 Prozent der Raucher starten als Teenager
Die Britische Ärztevereinigung erreichte nach entsprechenden Initiativen bereits das Rauchverbot an allen öffentlichen Orten sowie das Verbot, im Auto zu rauchen, wenn Kinder dabei sind. Für das nun geplante Rauchverbot für eine ganze Generation führen die Mediziner vor allem an, dass Rauchen keine rationale Entscheidung sei, die man im Erwachsenenalter treffe. Vielmehr starteten 80 Prozent der Raucher bereits als Teenager. Eine entscheidende Rolle spiele dabei der große Gruppendruck Gleichaltriger.
Kritik an geplantem Verbot
Allerdings sind nicht alle Mitglieder der Ärztevereinigung mit der Ausweitung der Verbotszone einverstanden. Manche befürchten das Entstehen eines Schwarzmarktes, der möglicherweise gefährlicher sein könnte, als der legale Verkauf. Andere meinen, dass bei einem Tabakverbot auch Alkohol verboten werden müsste und einige halten das Verbot für ein Zeichen von Intoleranz. Eine Raucher-Interessengruppe und die Vereinigung der Tabakindustrie hatten im Vorfeld der Abstimmung dazu aufgerufen, die bestehenden Gesetze zum Nichtraucherschutz zu verstärken. Simon Clark von der Interessengruppe bezeichnete das geplante Verbot laut „The Guardian“ als „willkürlich, nicht durchsetzbar und völlig intolerant“.
Frühes Rauchen erhöht Risiko für typische Raucher-Krebsarten
Tim Crocker-Buque, ein Spezialist für öffentliche Gesundheit, wies laut der Zeitung darauf hin, dass Menschen, die mit 15 Jahren anfangen zu rauchen, ein dreimal so hohes Risiko hätten, an für Raucher typischen Krebsarten zu erkranken, als diejenigen, die erst mit Mitte 20 mit dem Rauchen beginnen. Allerdings gibt es für das Nichtrauchen noch viel mehr gute Gründe. Die Aufnahme von Teer, Nikotin, Kohlenmonoxid und anderen Schadstoffen über die Lunge gilt seit langem als Auslöser für zahlreiche Krankheiten. Neben dem erhöhten Risiko für manche Krebsarten zählen dazu schwere Atemwegsbeschwerden wie Asthma, chronische Bronchitis oder Raucherhusten. Rauchen gilt zudem als maßgeblicher Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. (ad)
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