Pappbecher für Coffee to go können Weichmacher und andere gesundheitsgefährdende Chemikalien enthalten
01.07.2014
Für viele Berufstätige ist der Coffee to go ein fester Bestandteil des Morgens auf dem Weg zur Arbeit. Aber nur wenigen ist bekannt, dass die Pappbecher mit Plastikdeckeln, in denen der Koffein-Kick serviert wird, gesundheitsgefährdende Substanzen wie Weichmacher oder Flammenschutzmittel enthalten können. Die Online-Ausgabe der Zeitung „Die Welt“ sprach mit der Umweltwissenschaftlerin Jane Muncke, die eine Stiftung für Lebensmittelsicherheit in Zürich leitet, über mögliche Gefahren.
Vorsicht vor Gift im Pappbecher
Muncke zufolge seien die perfluorierten Polymere in der Beschichtung der Pappe besonders bedenklich. Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2013 untermauert diese Einschätzung. Demnach sind per- und polyfluorierte Chemikalien in allen Umweltmedien und sogar im menschlichen Blut nachweisbar und werden mit der Entstehung bestimmter Krankheiten in Verbindung gebracht. Die größte epidemiologische Studie (mit 69.000 Probanden), in der die Auswirkungen von perfluorierte Oktansäure, einem der bekanntesten Vertreter der perfluorierten Verbindungen, auf die menschliche Gesundheit untersucht wurden, kam ebenfalls zu diesem Ergebnis. Grundlage der Untersuchung bildeten Daten zum Gesundheitszustand der Probanden, die in der Nähe einer Chemiefabrik in West-Virginia lebten, die perfluorierte Oktansäure in die Luft und in den Ohio-River abgab. Die Forscher ermittelten vor allem für erhöhte Cholesterinwerte, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis Ulcerosa), Schilddrüsenerkrankungen, Hoden- und Nierenkrebs sowie Präeklampsie und erhöhter Blutdruck während der Schwangerschaft einen Zusammenhang zu der erhöhten Chemikalienkonzentration in der Umwelt.
Plastik kann gesundheitsgefährdende Stoffe enthalten
Wie Muncke weiter zu den Coffee to go-Bechern erläuterte, seien die Plastikdeckel meist aus Polystyrol, in dem ebenfalls gesundheitlich bedenkliche Stoffe enthalten seien. Polystyrol gilt dennoch laut deutscher Gesundheitsbehörden als physiologisch unbedenklich und wurde für Lebensmittelverpackungen uneingeschränkt zugelassen. Die Umweltwissenschaftlerin weißt jedoch daraufhin, dass sich die Forscher bei der Gefahrenbewertung der Stoffe häufig nicht einig seien. Der Herstellungsprozess von Plastik sei komplex, erläuterte Muncke, „in jedem sind auch unbekannte Stoffe."
Die Expertin rät Besorgten dazu, keine heißen Getränke mit einem gewissen Fettgehalt aus den Pappbechern zu trinken, da sich die Chemikalien in Hitze und Fett besonders leicht lösen. Das gelte auch für die Druckfarbe, die sich an der Innenseite der Becher abreiben könne, wenn diese ineinander gestapelt seien.
Für Coffee to go Thermobecher als Edelstahl zum Wiederbefüllen verwenden
Bei den Bechern zum Wiederbefüllen, die in vielen Cafés erhältlich sind, sei es sinnvoll, ganz auf Plastik oder zumindest auf durchsichtiges Plastik zu verzichten. In Letzterem könne der Weichmacher Bisphenol A enthalten sein, der sich auf den Hormonhaushalt auswirke. Zudem belegen Studien, dass Bisphenol A Fruchtbarkeitsprobleme verursachen kann. In Babyfläschchen ist der Weichmacher deshalb in Deutschland verboten. „Auch die Verweildauer im Einwegbecher erhöht die Migration", erläutert Muncke. Migration bedeutet in diesem Fall die Wanderung der Chemikalie aus dem Material in den Kaffee. Die Experten rät deshalb dazu, einen Thermobecher zum Wiederbefüllen aus Edelstahl zu verwenden.
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