Mit Hilfe eines Alzheimer-Bluttests könnte die Früherkennung deutlich verbessert werden
09.07.2014
Die Nachricht von der möglichen Entwicklung eines Bluttests zur Alzheimer Früherkennung hat nicht nur in der medizinischen Fachwelt für Furore gesorgt. Wissenschaftler des Londoner King’s College identifizierten nach eigenen Angaben gemeinsam mit dem Biotech-Unternehmen Proteome Sciences „einen Satz von 10 Proteine im Blut, die den Ausbruch einer Alzheimer-Erkrankung vorhersagen können.“ Dies sei ein „bedeutender Schritt in Richtung der Entwicklung eines Bluttests“ zur Früherkennung von Alzheimer, so die Mitteilung des King´s College weiter.
Als häufigste Form der Demenz ist Alzheimer gekennzeichnet durch ein fortschreitendes Absterben der Gehirnzellen, dass erhebliche kognitive Beeinträchtigungen mit sich bringt. Besonders auffällig ist der zunehmende Gedächtnisverlust beziehungsweise die Vergesslichkeit, doch auch Sprachprobleme, Teilnahmslosigkeit und aufkommende Depressionen können im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen. Die Betroffenen finden sich im Alltag immer schwerer zurecht und sind im Spätstadium rund um die Uhr auf Pflege angewiesen. Hervorgerufen wird das Absterben der Gehirnzellen durch bestimmte Eiweißablagerungen im Gehirn, wobei die Symptome jedoch erst auftreten, wenn die Alzheimer-Erkrankung bereits relativ weit fortgeschritten ist.
Hoffnung auf verbesserte Behandlungsoptionen
Da bisher keine wirksame dauerhafte medikamentöse Behandlung der Alzheimer-Krankheit möglich ist und sich lediglich der Verlauf der Erkrankung deutlich verzögern lässt, kommt der frühzeitigen Diagnose besondere Bedeutung zu. Auch wird „angenommen, dass viele neue klinische Versuche fehlschlagen, weil Medikamente zu spät im Krankheitsverlauf zum Einsatz kommen“, berichtet das Londoner King´s College weiter. Mit einem Bluttest zur Alzheimer-Früherkennung ließen sich demnach die Behandlungsoptionen deutlich verbessern. Die britischen Forschern machten sich daher auf die Suche nach Proteinen, die sich bereits frühzeitig im Blut von Alzheimer-Patienten erkennen lassen. Sie nutzten die Daten aus drei internationalen Studien mit Blutproben von insgesamt 1.148 Personen (476 Alzheimer-Patienten, 220 Probanden mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und 452 Probanden ohne Demenz). Hier suchten sie nach Zusammenhängen zwischen der Entwicklung von Morbus Alzheimer und 26 zuvor eingegrenzten Risiko-Proteinen.
Bluttest mit hoher Genauigkeit
Die Forscher identifizierten 16 der 26 Proteine, die stark mit der Schrumpfung des Gehirns bei den Probanden mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen („Mild Cognitive Impairment“; MCI) und Alzheimer in Verbindung gebracht wurden, berichtet das Londoner King´s College. In einer zweiten Testreihe ermittelten die Forscher, „welche dieser Proteine die Progression von MCI zu Alzheimer voraussagen konnten.“ Dabei identifizierten sie eine Kombination von 10 Proteinen, anhand derer mit einer Sicherheit von 87 Prozent vorausgesagt werden konnte, ob Personen mit MCI in dem nächsten Jahr eine Alzheimer-Krankheit entwickeln. Der Hauptautor der Studie, Dr. Abdul Hye vom Institut für Psychiatrie am King ‘s College London, erklärte, dass nun eine Reihe von Proteinen bekannt sei, „die mit einem hohen Maß an Genauigkeit vorhersagen können, ob jemand mit frühen Symptome des Gedächtnisverlustes oder leichten kognitiven Beeinträchtigungen, innerhalb eines Jahres eine Alzheimer-Krankheit entwickeln wird.“
Hoffnung auf die Entwicklung neuer Alzheimer-Medikamente
Professor Simon Lovestone, Senior-Autor der Studie von der Universität Oxford, erhofft sich durch die neuen Möglichkeiten der Alzheimer-Früherkennung auch Vorteile für die Entwicklung neuer Medikamente. Denn „viele unserer Arzneimittelstudien scheitern, weil das Gehirn zum Zeitpunkt der Medikation bereits zu stark abgebaut hat“, so Lovestone. Hier könnte ein einfacher Bluttest helfen, die Patienten zu einem viel früheren Zeitpunkt einer Behandlung zuzuführen. In weiteren Studien solle nun die Genauigkeit des Bluttests weiter verbessert und das Risiko von Fehldiagnosen reduziert werden, um einen zuverlässigen Test zu entwickeln, der von Ärzten in der Praxis eingesetzt werden kann. Da mit der Alterung der Bevölkerung in den nächsten Jahren eine drastisch steigende Zahl von Alzheimer-Patienten zu erwarten sei, ist es wichtig, neue Wege zu erkunden, um bereits im Frühstadium der Krankheit einzugreifen und den Betroffenen so lange wie möglich einen Erhalt ihrer Lebensqualität zu ermöglichen, betonte Dr. Eric Karran von der Forschungseinrichtung „Alzheimer’s Research UK“. (fp)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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