Immer mehr Studierende leiden an Burnout und anderen psychischen Problemen
10.07.2014
Immer mehr Studenten leiden unter psychische Problemen wie Burnout oder Depressionen. Die Verdichtung der Studiengänge, die hohen inhaltlichen Anforderungen, der Zeitdruck, das ungewohnte Umfeld, die Distanz zu Familie und Freunden sowie zahlreiche weitere Faktoren können hier eine Rolle spielen. Hilfestellung bieten die psychologischen Beratungsstellen der Studentenwerke, welche als erste Anlaufstelle für die Betroffenen zu Verfügung stehen.
Die zunehmenden psychischen Probleme der Studierenden spiegeln sich auch in der drastischen Zunahme der Anfragen bei den psychologischen Beratungsstellen der Studentenwerke wider. Hatten sich im Jahr 2003 noch circa 11.600 Hilfesuchende an die Beratungsstellen gewannt, lag die Zahl im Jahr 2010 bereits bei 23.200 und im Jahr 2012 meldeten sich mehr als 27.500 Studierende bei den Beratungsstellen. Dies lässt auch darauf schließen, dass die Rahmenbedingungen für die Studenten sich in den vergangenen zehn Jahren derart verändert haben, dass die psychischen Belastungen deutlich gestiegen sind.
Vielschichtige psychische Probleme der Studierenden
Die Inanspruchnahme von psychologischer Beratung hat unter Studierenden insgesamt stark zugenommen, berichtet „Welt Online“ unter Berufung auf Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk in Berlin. Das Spektrum der möglichen psychischen Probleme sei dabei äußerst breit gefächert. Als Beispiele für die Probleme der Studenten nennt die „Psychologisch-Psychotherapeutische Beratung“ des Studentenwerks Berlin unter anderem „studienrelevante Schwierigkeiten (Rede- und Prüfungsängste, Prokrastination, Schreibblockaden, Konzentrationsstörungen, Selbstorganisation)“, „Psychosomatische Beschwerden, Essstörungen“ oder auch „Suchtprobleme (Medienabhängigkeit, Alkohol, Drogen)“ und „aktuelle Krisensituationen (Verlust eines bedeutsamen Menschen, Suizidgedanken, Erfahrungen mit sexuellen oder gewalttätigen Übergriffen).“
Selbstwertprobleme, Angstzustände und Depressionen
Darüber hinaus sind „Selbstwertprobleme, Angstzustände, depressive Verstimmungen“ und Anzeichen eines Burnouts oftmals Grund für Hilfegesuche an die Psychologisch-Psychotherapeutische Beratung. Vielfach führe die Studierenden zudem ihre schwierige soziale Situation beziehungsweise die Unvereinbarkeit von Studium und Job in die Beratungsstellen. Stefan Grob sieht einen wesentlichen Grund für den enormen Stress im Studium bei den Bachelor-Studiengängen, welche den Studierenden ein hohes Lernpensum in relativ kurzer Zeit abverlangen. Viele kommen mit dem Druck ohne Hilfe nicht zurecht. Dies trifft nicht selten Studierende, die an sich selbst besonders hohe Anforderungen richten und sich extrem ehrgeizig ihren Aufgaben widmen. „Häufig ist der Stress hausgemacht, weil die Studierenden Dinge von sich erwarten, die einfach nicht realistisch sind“, zitiert „Welt Online“ den Leiter der Psychosozialen Beratungsstelle des Studentenwerks Oldenburg, Wilfried Schumann.
Stressfaktoren identifizieren, gezielt für Entspannung sorgen
Die Kombination aus anspruchsvollem Studium, dem Erlernen weiterer Fremdsprachen und einem zeitraubenden Nebenjob ist in der Regel kaum zu bewältigen, ohne dass die sozialen Kontakte und die persönlichen Auszeiten hier erheblich zu kurz kommen. Letztere sind jedoch besonders wichtig, um die neuen Energie zu schöpfen. „Solche privaten Oasen im Alltag braucht jeder, um beruflich ans Ziel zu kommen“, erklärte Norbert Hüge, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Bundesverbands für Burn-out-Prophylaxe und Prävention (DBVB) in München, gegenüber „Welt Online“. Der DBVB berichtet weiter, dass es wichtig sei, „mögliche Stressfaktoren für sich selbst zu identifizieren, um aus der Burnout-Spirale wieder herauszufinden.“ Hier werde das Entstehen eines Burnouts auch durch unsere eigene Persönlichkeit beeinflusst, erläuterte Norbert Hüge. Als Möglichkeiten der Prävention nennt der DBVB unter anderem die Identifikation und Verringerung von Stressquellen, gezielte Entspannung (zum Beispiel durch Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training, Yoga, Tai Chi, Qi Gong), ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und das Nehmen von Auszeiten. (fp)
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