Gröhe will Ärztemangel auf dem Land eindämmen
13.07.2014
Angesichts der drohenden medizinischen Unterversorgung in ländlichen Regionen Deutschlands setzt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf mehr Gemeinschaftspraxen. Dem Politiker zufolge gibt es bislang nur wenige wirklich unterversorgte Gebiete.
Gemeinschaftspraxen in ländlichen Gebieten
Einer Reuters-Meldung zufolge setzt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) angesichts der drohenden medizinischen Unterversorgung in ländlichen Regionen auf mehr Gemeinschaftspraxen. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Samstag sagte der Politiker, dass eine Variante „Medizinische Versorgungszentren von Hausärzten, im Bedarfsfall auch in Trägerschaft einer Kommune“ seien. Er werde noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorlegen, um den sich anbahnenden Ärztemangel zu verhindern.
Bislang nur wenige wirklich unterversorgte Gebiete
Erst vor kurzem waren die Ergebnisse einer Repräsentativbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und des NAV-Virchow-Bundes bekannt gegeben worden, wonach ein Viertel der Fach- und Hausärzte in Deutschland in den kommenden fünf Jahren ihre Praxis aufgeben werden. Wie es hieß, fänden viele keine Nachfolger und dadurch werde die Anzahl der Praxen insgesamt deutlich zurückgehen. So könnten die drohenden Versorgungslücken insbesondere im ländlichen Raum bis zum Jahr 2020 drastisch zunehmen. Doch auch wenn in vielen Regionen etliche niedergelassene Ärzte kurz vor dem Ruhestand ständen, gebe es dem Minister zufolge bisher nur wenige wirklich unterversorgte Gebiete.
Noch mehr Schritte erforderlich
2012 hatte bereits die schwarz-gelbe Vorgängerregierung ein Gesetz verabschiedet, das etwa Vergütungsanreize für Mediziner vorsieht, die sich in ländlichen Regionen niederlassen. Zudem wurde die Errichtung einer Zweitpraxis erleichtert und die sogenannte Residenzpflicht gelockert. Somit müssen Mediziner nicht mehr dort wohnen, wo sie ihre Praxis haben. Gröhe erklärte, dass aber noch mehr Schritte erforderlich seien. Beispielsweise sollten die Kassenärztlichen Vereinigungen künftig bereits reagieren können, bevor eine Unterversorgung eingetreten sei. Des Weiteren sollten die Möglichkeiten zur gemeinsamen Berufsausübung gestärkt werden.
Kurze Wege für Patienten
Bislang arbeiten in Versorgungszentren vor allem Mediziner verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach. Für die Patienten bedeutet dies kurze Wege und die Ärzte selbst können sich die Infrastruktur teilen. Wie eine Ministeriums-Sprecherin mitteilte, solle mit den geplanten Zentren, in denen nur Hausärzte tätig sind, dem Wunsch von vor allem vieler junger Mediziner entsprochen werden, die sich etwa durch Teilzeit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünschten. Besonders gelte dies für Frauen. Es sei auch denkbar, dass ein Arzt neben seiner Tätigkeit in einem solchen Versorgungszentrum noch an einem anderen Ort tätig ist.
Aufhebung der Grenzen von ambulant und stationär
Außerdem plant Gröhe die Aufhebung der bisherigen Grenzen von ambulant und stationär. „Die Versorgung einer älter werdenden Bevölkerung mit Mehrfacherkrankungen lässt sich nur über sektorenübergreifende Versorgungsansätze sichern“, so der CDU-Politiker. Mit Hilfe eines Innovationsfonds wolle er dazu Anreize schaffen. Zunehmend würden in ländlichen, strukturschwachen Gebieten Kliniken ambulante fachärztliche Versorgung sicherstellen. Zugleich könnten Praxiskliniken niedergelassener Ärzte manchen Aufenthalt im Krankenhaus entbehrlich machen. (ad)
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