Befreundete Personen sind sich genetisch ähnlicher als Fremde
16.07.2014
Nach welchen Kriterien suchen wir unsere Freunde aus? Eine spannende Frage, mit der sich auch Forscher von der University of California in San Diego und von der Yale University in New Haven beschäftigt haben. Demnach habe das Sprichwort „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ offenbar auch unter Freunden Bestand, denn diese würden sich genetisch stärker ähneln als Menschen, die sich nicht kennen. Freundschaftenkönnten demzufolge als eine Art "funktionale Verwandtschaft“ verstanden werden, so die Wissenschaftler aktuell in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).
DNA von 1932 Teilnehmern analysiert
Wie entstehen Freundschaften? Und was hält Freunde zusammen? Wie die Forscher James Fowler von der University of California in San Diego und Nicholas Christakis von der Yale University in New Haven (US-Staat Connecticut) herausgefunden haben, offenbar in erster Linie Ähnlichkeiten. Für ihr Projekt hatten die beiden Wissenschaftler die DNA von insgesamt 1932 Teilnehmern der seit Jahrzehnten laufenden „Framingham-Herz-Studie“ analysiert und dabei untersucht, inwiefern genetische Übereinstimmungen zwischen Freunden und zwischen sich fremden Personen bestehen. Dabei kamen die Wissenschaftler zu einem interessanten Ergebnis, denn „auf das gesamte Genom betrachtet sind wir im Durchschnitt unseren Freunden genetisch ähnlich”, so Fowler in einer Mitteilung der University of California.
Genetische Übereinstimmung kommt der von Cousins vierten Grades gleich
Demnach könne das Sprichwort „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ also durchaus auch auf Freundschaften angewendet werden: „Wir haben mehr DNA mit Menschen gemeinsam, die wir als Freunde auswählen, als mit Fremden aus derselben Population“, so Fowler weiter. Die genetische Ähnlichkeit unter Freunden beträfe dabei etwa ein Prozent der Gene, was der Übereinstimmung von Cousins vierten Grades gleich käme. Auch wenn ein Prozent laut Nicholas Christakis wohl für einen Laien nicht viel erschienen würden, sei dies „für Genetiker eine erhebliche Anzahl. Und wie bemerkenswert: Die meisten Menschen wissen nicht einmal, wer ihre vierten Cousins sind! Dennoch schaffen wir es irgendwie, unter einer Myriade Möglichkeiten, die Menschen auszuwählen, die unseren Verwandten ähneln.“
Funktionelle Verwandtschaften bringen viele evolutionäre Vorteile
Gemeinsame Eigenschaften unter Freunden bzw. "funktionelle Verwandtschaften" könnten eine Vielzahl von evolutionären Vorteilen mit sich bringen – „denn wenn dem Freund genau so kalt ist wie einem selbst und dieser daraufhin ein Feuer entzündet, profitieren beide zugleich davon“, so die Mitteilung der Universität weiter. Besonders bei den Genen, die mit dem Geruchssinn zusammenhängen, hatten die Forscher viele Übereinstimmungen unter befreundeten Personen gefunden – ganz anders als in Hinblick auf das Immunsystem. Hier hätten sich Freunde sogar stärker unterschieden als Fremde, was aus der wissenschaftlichen Perspektive allerdings auch vorteilhaft wäre: Denn sind Menschen einer Gruppe gegen verschiedene Erreger immun, ist das Risiko einer Ausbreitung dadurch geringer. (ag)
Bild: Angieconscious / pixelio.de
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