Blinddarmentzündung mit Schmerzen und Übelkeit
16.07.2014
Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) tritt meist im Kindes- und Jugendalter auf und ist in der Regel harmlos. Gehen Betroffene aber erst spät zum Arzt, weil sie die Symptome unterschätzten, droht ein lebensgefährlicher Blinddarmdurchbruch. Zu den typischen Beschwerden einer Blinddarmentzündung gehören Schmerzen im rechten Unterbauch und Übelkeit. Häufig treten aber auch unspezifische Symptome auf. Die Nachrichtenagentur „dpa“ sprach mit Experten über die wichtigsten Anzeichen, die jeder kennen sollte.
Symptome einer Blinddarmentzündung
Häufig denken Betroffene und Familienangehörige bei Bauchschmerzen nicht unmittelbar an eine Blinddarmentzündung. Ein Magen-Darm-Infekt ist meist die erste Vermutung. Denn die Beschwerden sind häufig unspezifisch und können auch anderen Krankheitsbildern zugeordnet werden. „Häufig treten Initialschmerzen im Oberbauch auf, die sich bald in den rechten Unterbauch verlagern. Begleitsymptome sind Übelkeit und Fieber", berichtet Prof. Christian Trautwein von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gegenüber der Nachrichtenagentur. Eine Blinddarmentzündung könne aber auch mit den typischen Beschwerden anderer Erkrankungen wie einer Eierstockentzündung bei Frauen einher gehen. Bei kleinen Kindern unter zwei Jahren ist es besonders problematisch, die Diagnose zu stellen. „Manchmal haben sie ganz andere Symptome, zum Beispiel Husten", erläutert Tanja Brunnert, Mitglied im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gegenüber der Nachrichtenagentur.
Meist tritt die Blinddarmentzündung im Kindes- und Jugendalter auf. „Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen 10 und 15 Jahren", erklärt die Kinderärztin. Jungs gehörten häufiger zu den Betroffenen als Mädchen. Auch später, im Alter von 15 bis 20 Jahre erkranken noch viele an einer Blinddarmentzündung. Danach nimmt die Häufigkeit deutlich ab.
Blinddarmentzündung muss umgehend behandelt werden
Als Blinddarm oder Wurmfortsatz wird der blind endende Anfang des Dickdarms, der am Ende des Dünndarms sackförmig nach unten in die Bauchhöhle gerichtet ist, bezeichnet. Bereits ein kleiner Kirschkern kann eine Entzündung in diesem Bereich auslösen. „Der Wurmfortsatz hat nur einen Eingang, keinen Ausgang und kann leicht verstopfen", so Brunnert. Aber „oft gibt es gar keine konkrete Ursache, der Wurmfortsatz kann sich auch von alleine entzünden“. Unabhängig von der Ursache muss eine Blinddarmentzündung umgehend behandelt werden. Anderenfalls droht ein lebensgefährlicher Blinddarmdurchbruch, bei dem die Darmwand perforiert wird und Keime in den Bauchraum gelangen können Dadurch kann es zu einer schweren Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) kommen, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Besteht der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung überprüft der Arzt anhand des Blutbildes des Patienten, ob die weißen Blutkörperchen und ein bestimmtes Protein vermehrt im Blut auftreten. Beides dient als Hinweis auf eine Entzündungsreaktion. Darüber hinaus tastet er den Bauch des Betroffenen auf Verhärtungen und Druckschmerzen. Besonders typisch ist der sogenannte Loslass-Schmerz bei einer Blinddarmentzündung. Dabei drückt der Arzt einen bestimmten Bereich am Bauch und lässt wieder los. Meist erfolgt dann eine Ultraschalluntersuchung. „Der Wurmfortsatz ist bei einer Appendizitis verdickt, dies kann man im Ultraschall häufig gut sehen“, berichtet Trautwein. Neben der Blinddarmentzündung kann auch eine Blinddarmreizung auftreten, eine Art Vorstufe, die von allein zurückgeht.
Wann wird bei Blinddarmentzündung operiert?
Nicht immer muss bei einer Blinddarmentzündung operiert werden. Manchmal, wenn auch selten, kann die Entzündung durch Antibiotika eingedämmt werden, wie Prof. Hans-Peter Bruch, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen (BDC) gegenüber der Nachrichtenagentur erläutert.
Ist ein operativer Eingriff notwendig, bestehen im Wesentlichen zwei OP-Verfahren. Zum einen kann ein sogenannter Wechselschnitt angewendet werden, bei dem der Bauchraum des Patienten über dem Blinddarm geöffnet wird, so dass das entzündete Gewebe entfernt werden kann. Zum anderen besteht die Möglichkeit, eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchzuführen, die als schonender gilt. Dabei setzt der Arzt drei sehr kleine Schnitte, durch die die Instrumente inklusive einer Kamera in den Bauchraum geführt werden. Auch bei dieser Methode kann der Blinddarm, falls nötig, entfernt werden.
Hat die Entzündung bereits zu einem Blinddarmdurchbruch geführt, ist ein größerer Bauchschnitt unvermeidbar. Nach der Entfernung des entzündeten Gewebes muss der gesamte Bauraum gespült werden, um die Keimlast zu reduzieren.
Risiken und Komplikationen der Blinddarmoperation
Zu den häufigsten Komplikationen der Blinddarmoperation gehören Probleme bei der Vollnarkose und Wundheilungsstörungen. „Die Komplikationsrate ist aber gering", erläutert Trautwein. Eine weitere Gefahr könne darin bestehen, „dass während der Operation Bakterien in die Bauchdecke gelangen, welche innerhalb weniger Tage einen Abszess veranlassen können", so Bruch. Dann ist eine weitere Operation notwendig, bei der die Bauchdecke erneut geöffnet wird, um das Sekret ablaufen zu lassen. Treten narbige Verwachsungen nach einer OP auf, kann es in der Folge zudem zum Darmverschluss und anderen Schwierigkeiten kommen.
Nach einer erfolgreichen Blinddarmoperation muss sich der Patient zunächst schonen. Die Dauer der Regenerationszeit ist dabei abhängig von der Behandlungsmethode, dem Verlauf der OP und dem individuellen Schmerzempfinden des Betroffenen. Meist können die Patienten ein bis drei Tage nach einer Laparoskopie aus dem Krankenhaus entlassen werden. „Besonders junge Patienten sind meist schon nach wenigen Tagen wieder fit", berichtet Trautwein. Musste ein Bauchschnitt angewendet werden, bleibt der Patient in der Regel fünf bis sieben Tage in der Klinik. „Bei einer schweren Bauchfellentzündung können es auch 14 Tage werden", erläutert Brunnert. Die Kinderärztin rät dazu, sich noch einige Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt zu schonen. Dazu gehört auch, zwei bis drei Wochen mit dem Sport zu pausieren und nicht Schweres zu heben. Denn nicht nur die äußerlich sichtbare Narbe muss heilen, auch die inneren Gewebe müssen sich regenerieren. „Es dauert etwa 14 Tage, bis das Gewebe vollständig belastbar ist", erklärt Bruch. (ag)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.