Bakterienundurchlässige Folie verringert Risiko für Wundinfektionen
19.07.2014
Eine simple, bakterienundurchlässige Folie kann Leben retten, denn die Wundabdeckung verhindert schwere Krankenhausinfektionen. Darauf weist das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hin. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass sich durch die Folie rund ein Drittel der Infektionen nach bauchchirurgischen Eingriffen vermeiden ließen. In Deutschland treten jedes Jahr zwischen 60.000 und 200.000 Fälle von Wundinfektionen auf, geschätzte 7.500 bis 15.000 Menschen sterben daran.
Krankenhausinfektionen sind die häufigste Komplikation nach Operationen
Wundinfektionen stellen die häufigste Komplikation nach Operationen dar – nicht selten mit schwerwiegenden Folgen für den Patienten. Wird die Entzündung zudem von Antibiotika-resistenten Keimen verursacht, wird die Behandlung umso schwieriger. Um das Risiko für Infektionen möglichst gering zu halten, wurden in den Kliniken Hygieneregeln eingeführt. Dazu gehört beispielsweise die Sterilität von OP-Instrumenten und das desinfizierende Händewaschen der operierenden Ärzte vor jedem Eingriff. Dennoch treten immer mehr Fälle von Wundinfektionen auf.
Wissenschaftler um Professor Jörg Kleeff von der Klinik für Chirurgie am Klinikum rechts der Isar könnten nun eine Lösung für das Problem gefunden haben. Wie sie im Fachmagazin „ Annals of Surgery“ berichten, kann eine simple Folie das Risiko für Infektionen deutlich verringern. Demnach treten Wundinfektionen viel seltener auf, wenn die Wundränder während der Operation mit einer bakterienundurchlässigen Folie abgedeckt werden. Denn die Schutzwirkung der Folie verhindert, dass die Keime in die Wunde eindringen können. Wie das Klinikum mitteilt, sei diese Maßnahme insbesondere bei operativen Eingriffen an Dick- und Mastdarm erfolgreich, da sich in diesen Bereichen besonders viele Erreger befänden. Der Studie zufolge "traten in der Gruppe der Patienten, bei der die Bauchfolie während der OP verwendet wurde, 35 Prozent weniger Infektionen auf als im Vergleich zur Kontrollgruppe, bei der der, wie bisher üblich, Bauchtücher zur Abdeckung eingesetzt wurden".
Zahl der Krankenhausinfektionen könnte durch Folie um rund ein Drittel verringert werden
„Konservativ geschätzt ließen sich mit der Bauchfolie rund ein Drittel der postoperativen Wundinfektionen in der Abdominalchirurgie verhindern. Das sollte uns dazu veranlassen, die Bauchfolie flächendeckend in der Chirurgie zu etablieren“, erläutert Kleeff. Zwar sei die Idee, die Wundabdeckung mit einer Folie zu realisieren, nicht neu, jedoch sei ihr Nutzen bislang nicht ausreichend untersucht worden. „Viele Studien wurden methodisch so unzureichend durchgeführt, dass keine fundierte Aussage über die Effektivität der Bauchfolie getroffen werden konnte. Mit unserer aktuellen Studie, in die über 600 Patienten einbezogen wurden, haben wir dazu jetzt belastbare Zahlen. Mit Hilfe des chirurgischen Studiennetzwerks CHIR-Net haben wir das Projekt gemeinsam mit 15 Partnerkliniken durchgeführt und konnten überall denselben Effekt sehen – das untermauert unsere Ergebnisse sehr solide“, betont der Chirurg. (ag)
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de
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