Erstmals ist die vollständige Heilung von Arthritis im Mausmodell gelungen
07.08.2014
Erstmal ist mit Hilfe eines neuen Wirkstoffs die vollständige Heilung von Arthritis im Mausmodell gelungen, berichtet die ETH Zürich in einer aktuellen Pressemitteilung. Bisher sei es lediglich möglich gewesen, „den Krankheitsverlauf mit Medikamenten zu verlangsamen oder zu stabilisieren“, nun konnten die ETH-Wissenschaftler mit einem von ihnen entwickelten Medikament jedoch einen umfassenden Therapieerfolg erzielen.
In einem Mausmodell für chronische Polyarthritis konnten die Tiere nach Medikamentengabe als geheilt betrachtet werden, berichtet die ETH Zürich. Erstmal sei es mit Hilfe des Wirkstoffs „gelungen, Arthritis bei Mäusen zu heilen.“ In einem weiteren Schritt soll die Wirksamkeit des Medikaments nun bei Menschen getestet werden. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.
Bislang keine Heilung möglich
Die „Chronische Polyarthritis (auch: rheumatoide Arthritis) ist eine schmerzhafte Entzündung mehrerer Gelenke des Körpers“, bei der die Gelenkkapseln anschwellen und mit dem Fortschreiten der Krankheit auch Knorpel und Knochen zerstört werden können, schreiben die ETH-Wissenschaftler. Weltweit seien 0,5 bis 1 Prozent aller Menschen von der Erkrankung betroffen. Seit Jahren suchen Forscher weltweit nach möglichen medikamentösen Therapieansätzen, doch bislang ist eine Heilung nicht möglich. Lediglich der Verlauf der Erkrankung lässt sich verlangsamen. Am ETH haben die Forscher jetzt allerdings mit der Kombination zweier Wirkstoffe eine vollständige Heilung erkrankter Mäuse erreicht.
Gezielterer Einsatz des Wirkstoffs IL-4
„Bei dem Medikament handelt es sich um einen biotechnologisch hergestellten Wirkstoff, der aus zwei aneinandergekoppelten Teilen besteht“, berichtet die ETH Zürich. Einerseits dem körpereigenen Immunbotenstoff Interleukin-4 (IL-4) und anderseits einem daran gekoppelten Antikörper, „der nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an eine Proteinform bindet, welche nur bei bestimmten Krankheiten in entzündetem Gewebe (sowie in Tumorgewebe) vorkommt“, so die Mitteilung der Forscher. Über das IL-4 sei bereits aus früheren Studien bekannt gewesen, „dass dieser Botenstoff an chronischer Polyarthritis erkrankte Mäuse vor Knorpel- und Knochenschäden schützt.“ Der spezielle Antikörper ermögliche nun einen gezielteren Einsatz des IL-4.
Bewaffneter Antikörper
„Dank der Kopplung mit dem Antikörper gelangt IL-4 an Ort und Stelle der Krankheit, wenn das Fusionsmolekül in den Körper injiziert wird“, berichtet die Studienautorin Teresa Hemmerle. Damit sei es möglich, den Wirkstoff am Ort der Krankheit zu konzentrieren, während im restlichen Körper die Konzentration minimal ist und die Nebenwirkungen somit verringert werden können. Das auch als „bewaffneter Antikörper“ bezeichnete neue Fusionsmolekül testeten die Forscher „mit einem Mausmodell, bei dem die Tiere innerhalb von wenigen Tagen aufgrund der Entzündung geschwollene Zehen und Pfoten entwickelten.“ Sie untersuchten sowohl den neuen Wirkstoff, als auch das bereits bekannte Cortison-ähnliche, entzündungshemmende Medikament Dexamethason, welches zur Behandlung von chronischer Polyarthritis bei Menschen eingesetzt wird.
Langfristige Heilung erreicht
Mit der Behandlung begannen die Forschenden, sobald bei den Tieren die ersten Schwellungen der Extremitäten auftraten. Sie untersuchten sowohl die separate Wirkung der beiden Arzneien, als auch eine Kombinationstherapie mit Dexamethason und dem neuen Fusionsmolekül. Jeweils einzeln konnten die Wirkstoffe lediglich den Krankheitsverlauf bei den erkrankten Tieren verlangsamen. „Hingegen verschwanden die Arthritis-typischen Anzeichen wie geschwollene Zehen und Pfoten innerhalb weniger Tage komplett, wenn beide Medikamente gleichzeitig verabreicht wurden“, berichtet die ETH Zürich. Zudem seien die Konzentrationen einer ganzen Reihe von Immunbotenstoffen im Blut und im Krankheitsgewebe, die bei Polyarthritis verändert sind, auf Normalwerte zurückgegangen. „In unserem Mausmodell führt diese kombinierte Therapie zu einer langfristigen Heilung“, so das Fazit von Teresa Hemmerle. (fp)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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