Jedes vierte Unfallopfer entwickelt psychische Folgeerkrankungen
15.08.2014
Viele Unfallopfer leiden unter psychischen Folgeerkrankung, so das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Zwar heilen die Knochen, doch das Gemüt leide vielfach weiter, so die Mitteilung der Bundesanstalt.
In der Untersuchung zu den psychischen Folgen von Verkehrsunfällen wurde laut Angaben der BASt deutlich, dass rund „ein Viertel aller bei einem Verkehrsunfall schwer Verletzten, psychische Folgeerkrankungen zu befürchten hat.“ Die Studie zeige zudem, welche Faktoren bei einem Unfall maßgeblich zur Entwicklung psychischer Störungen beitragen. Entsprechend könnten künftig schon in der Unfallklinik gezielte Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Drohende Entwicklung psychischer Störungen nach Verkehrsunfällen
Opfer schwerer Verkehrsunfälle haben oftmals über Monate mit den körperlichen Folgen ihrer Verletzungen zu kämpfen. Hinzu kommt eine enorme psychische Belastung durch das erlebte Unfallgeschehen, die zu andauernden psychischen Störungen führen kann, berichtet die BASt. Im Rahmen der aktuellen Studie wurden nun „mit einem eigens entwickelten Fragebogen sowie Patientenbefragungen und Auswertungen der Patientenakten jene Faktoren ermittelt, die zur Entwicklung einer psychischen Störung nach einem Verkehrsunfall beitragen können“, so die Mitteilung der Bundesanstalt. Unterstützt wurde die BASt bei der Untersuchung vom Institut für Forschung in der Operativen Medizin.
Angststörungen, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen
Mehr als 200 Straßenverkehrsunfallopfer, die sich zur stationären Behandlung ihrer Verletzungen in einem Krankenhaus befanden, haben die Forscher im Rahmen ihrer Studie berücksichtigt. „Die Patienten wurden unter anderem zu Beginn ihres Krankenhausaufenthalts als auch in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten nach dem Unfallereignis befragt“, berichtet die BASt. Dabei sei deutlich geworden, „dass jedes vierte Opfer unter ernstzunehmenden psychischen Beschwerden“ leidet. Als mögliche Folgeerkrankungen nach einem schweren Verkehrsunfall nennt die BASt „Erkrankungen, wie Angst, Depression oder eine Posttraumatische Belastungsstörung.“ Häufig würden sich die psychischen Leiden zeitnah zum Unfallgeschehen entwickeln, sie „können aber auch erst in den Monaten nach einem Unfall auftreten“, so die BASt-Mitteilung.
Die psychischen Folgeerkrankungen nach einem Verkehrsunfall sind den Ergebnissen der aktuellen Studie zufolge „in den meisten Fällen dauerhaft.“ Eine allgemein erhöhte Gefährdung würden Patientinnen und Patienten mit psychischen Vorbelastungen aufweisen. Zudem gehe eine erlebte Verschlechterung der sozialen Unterstützung nach einem Unfall vermehrt mit psychischen Folgeschäden bei Unfallopfern einher. Ein relativ hohes Risiko langfristiger psychischer Folgeerkrankung sei darüber hinaus bei Verletzten festzustellen, die bereits in der ersten Phase nach einem Verkehrsunfall psychische Auffälligkeiten zeigten, berichtet die Bundesanstalt.
Risiko der Folgeerkrankung frühzeitig erkennen
Generell gilt laut Angaben der Studienautoren, dass bei einer frühzeitigen Erkennung der psychischen Probleme von Unfallopfern entsprechend schneller wirkungsvolle Hilfe angeboten werden kann, um langfristige Folgeerkrankungen zu vermeiden. Hier ließen sich auf Basis der aktuellen Studie zum Beispiel bestimmte Risikogruppen eingrenzen, die tendenziell verstärkt mit psychischen Folgeerkrankung nach einem Unfall zu rechnen haben. Auch könnten „die vorliegenden Erkenntnisse dazu beitragen, die bislang wenig beachtete Problematik psychischer Unfallfolgen weiter publik zu machen“, so die Hoffnung der BASt. (fp)
Bild: Jens Bredehorn / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.