Uniklinik Graz korrigiert abstehende Ohren durch Modellierungssystem
15.08.2014
Viele Menschen leiden an abstehenden Ohren (Apostasis otum). Während Prinz Carles seine „Segelohren“ mit Gelassenheit trägt, ist vom US-Präsidenten Barack Obama bekannt, dass er als Kind wegen der Ohrfehlbildung gehänselt wurde. Wenn Kinder und Jugendlicher sehr stark darunter leiden, bleibt meist nur eine recht aufwendige OP. Ärzte bieten am Grazer LKH-Uniklinikum jedoch eine schonendere Alternative für Babys an. Innerhalb der ersten zwei Lebenswochen kann ein Modellierungssystem verformte Ohrmuscheln korrigieren.
Ohr-Fehlbildung wird durch modellierende Schalen korrigiert
Im Pressegespräch mit der Nachrichtenagentur „APA“ erläuterte Stephan Spendel, stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie in Graz, dass fast jedes dritte Neugeborene mit verformten Ohrmuscheln geboren wird.Bei zehn bis 30 Prozent der betroffenen Babys korrigiert sich die Verformung von allein innerhalb der ersten Lebensmonate. Am Klinikum Graz werde ein schonendes Verfahren angeboten, mit dem die abstehenden Ohren von Säuglingen modelliert würden. „Wichtig ist nur, die modellierenden Schalen bereits innerhalb der ersten beiden Lebenswochen anzulegen. Dann ist das Ohr noch sehr weich und formbar", so Spendel gegenüber der Nachrichtenagentur. Die Ärzte benötigten nur wenige Minuten um das Modellierungssystem anzulegen. Das funktioniere „am besten während die Mutter das Kind stillt". Das Kind müsse die Schalen dann zwei Wochen lang tragen.
Das System würde bereits im Jahr 2010 in den USA zugelassen und wird in Europa nur an der Uniklinik Graz angewendet. „Es wurde uns von einem österreichischen Unternehmen, das die Lizenz für ganz Europa erworben hat, angeboten", erläutert der Plastische Chirurg. Bisher wurden 18 Babys mit dem Modellierungssystem behandelt. „Eine gute Alternative zu dem doch sehr aufwendigen operativen Eingriff", erklärt Spendel. Derzeit werden die Kosten in Höhe von rund 85 Euro für beide Ohren noch vom Lizenzhalter und der Klink geteilt. Der Mediziner rechnet mit 300 bis 500 Behandlungen pro Jahr alleine in der Steiermark. „Wir sind mit der Krankenkasse in Verhandlung."
Wie kommt es zur Ausbildung von abstehenden Ohren?
Meist sind die elterlichen Gene verantwortlich für abstehende Ohren. Sie beeinflussen auch auch, welcher Teil des Ohres das Abstehen bedingt. Am häufigsten ist die sogenannte Anthelix-Falte – der Knick, der den Übergang vom Ohraußenrand zur Ohrmulde bildet – der „Übeltäter“. Die Falte kann entweder zu flach oder gar nicht ausgebildet sein. In der Folge knickt die Ohrmuschel nicht genug nach hinten zum Kopf.
Eine andere Möglichkeit ist eine Verformung der Ohrmulde. Ist sie zu steil ausgebildet, hält sie die Ohrmuschel vom Kopf fern. Nicht selten tritt eine Kombination dieser beiden Varianten auf. (ag)
Bild: uschi dreiucker / pixelio.de
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