Stoff aus Schwarzkümmel-Öl könnte bei der Bekämpfung von aggressivem Darmkrebs helfen
20.08.2014
Das sogenannte Lynch-Syndrom ist eine aggressive Art von erblichem Darmkrebs. Der österreichische Gastroenterologe Christoph Gasche hat Wirkstoffe in Schwarzkümmel-Öl entdeckt, die bei der Bekämpfung dieses Krebses helfen könnten. Mit seinem Team erforscht der Mediziner seit einigen Jahren Substanzen, die bei einer erblichen Prädisposition für diesen Darmkrebstyp oder nach einem bereits aufgetretenen Dickdarmtumor weitere Karzinome verhindern oder zumindest um Jahre hinauszögern. Das sogenannte Thymoquinon könnte dazu gehören, wie die Zeitung „Die Presse“ berichtet.
Erblich bedingter Darmkrebs ist oft sehr aggressiv
In Österreich erkranken jedes Jahr rund 5.000 Menschen an Darmkrebs. Bei etwa zwei bis drei Prozent tritt das erblich bedingte Lynch-Syndrom auf, bei dem nicht wie bei anderen Darmkrebsarten zahlreiche Polypen gebildet werden. Besonders tückisch ist diese Krebsart, weil sich innerhalb eines Jahres aus einen gutartigen Polypen ein bösartiger Tumor entwickeln kann. Bei nicht erblichen Darmkrebs kann diese Entwicklung zehn Jahre dauern. Deshalb sollten Menschen mit einer genetischen Disposition für das Lynch-Syndrom in jährlichen Abständen Vorsorgeuntersuchungen wie Darmspiegelungen (Koloskopien) in Anspruch nehmen. Bei 50 Prozent der Kinder, bei denen ein Elternteil erkrankt ist, tritt im Laufe ihres Lebens ebenfalls dieser Krebstyp auf.
Auch Gasche, der diese besonders aggressive Form des Darmkrebses im Christian-Doppler-Labor für molekulare Karzinom- und Chemoprävention erforscht, spricht sich deshalb für eine gute Vorsorge aus. Bereits seit sieben Jahren sucht er mit seinem Team nach Substanzen, die das Auftreten von Tumoren bei einer erblichen Disposition oder das erneute Auftreten von Karzinomen verhindern oder zumindest für Jahre hinauszögern. „Sie müssen sich vorstellen, dass es sich dabei meist um Patienten handelt, bei denen ein Tumor vor dem 50. Lebensjahr auftritt, bei Menschen, die voll im Leben stehen“, erläutert Gasche im Gespräch mit der Zeitung „Die Presse“.
Das Lynch-Syndrom entwickelt sich aufgrund eines Defekts beim Reparaturmechanismus in den Zellen. Bei ihrer Vermehrung reparieren sie Fehler nicht mehr wie gewohnt. Dadurch werden sie zu Tumorzellen. Welche Gene daran beteiligt sind, ist Gasche und seinen Team bekannt. Das Christian-Doppler-Labor konnte bereits in Tierversuchen durch Verabreichung eines Medikaments, Mesalazin, die Replikationsgenauigkeit der Zellen verbessern, obwohl die Reparaturgene defekt waren. Mesalazin wird bereits in einer von der EU gesponserten klinischen Studie an Patienten getestet. Bei dem Mittel handelt es sich um einen dem Aspirin verwandten Wirkstoff, der bisher zur Therapie entzündlicher Darmerkrankungen angewendet wird.
Schwarzkümmel-Öl soll gegen Dickdarmkrebs wirken
Der Gastroenterologe und sein Team haben einen Wirkstoff in Schwarzkümmel-Öl entdeckt, der ähnliche Eigenschaften wie Mesalazin zeigt, das sogenannte Thymoquinon. „Wir arbeiten eng mit der Firma Biogena zusammen, die Thymoquinon in Kapseln anbietet“, berichtet Gasche. Für Menschen würde man Kapseln mit 300 Milliliter Öl benötigen. Bisher ist es nicht gelungen, ein konzentrierteres Öl herzustellen.
„Man weiß, dass es in Österreich 1000 bis 4000 Lynch-Syndrom-Träger gibt. Dennoch sind nur 70 Fälle in Österreich bekannt“, so der Mediziner. „Das Wissen um diesen speziellen Darmkrebstyp ist sowohl in der Bevölkerung als auch unter den Ärzten viel zu wenig verbreitet.“
Der Gastroenterologe will in Österreich ein spezielles Register für das Lynch-Syndrom aufbauen. Zudem soll jeder Dickdarmtumor auf die beim Lynch-Syndrom auftretenden Gendefekte untersucht werden. Die Untersuchung würde pro Karzinom 50 Euro kosten. „Mit diesem geringen Aufwand könnten pro Jahr geschätzte 125 Familien identifiziert und weitere 250 Angehörige vor einer Krebsentstehung geschützt werden.“
Das Lynch-Syndrom ist die häufigste erbliche Form von Darmkrebs und betrifft etwa fünf Prozent aller Darmkrebsfälle. Die Erkrankung tritt bei Frauen und Männern etwa gleich häufig auf. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose liegt bei 45 Jahren. (ag)
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