Mädchen sollten auf Empfehlung der Stiko schon früher gegen HPV geimpft werden
26.08.2014
Humane Papillomviren (HP-Viren oder HPV) sind Krankheitserreger, die Entzündungen und Hautveränderungen hervorrufen können. In den meisten Fällen gelangen diese durch Geschlechts- oder Oralverkehr in die Haut oder Schleimhaut und vermehren sich dort im Inneren der Zellen. Eine Infektion verläuft normalerweise unbemerkt und heilt von selbst wieder aus. Teilweise blieben die Viren jedoch auch bestehen, wodurch Zellveränderungen verursacht werden, aus denen sich im Laufe der Zeit ein bösartiger Tumor entwickeln kann. Um Mädchen und Frauen vor einer Ansteckung zu schützen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) aktuell eine Impfung bereits im Alter von 9 bis 14 Jahren durchzuführen.
40 Arten „genitaler HPV“ bekannt
Da Humane Papillomviren (HP-Viren oder HPV) weit verbreitet sind, stecken sich die meisten Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens ein Mal mit HPV an. Die Vieren können bei jedem intimen Hautkontakt übertragen werden, wobei eine Infektion zumeist unbemerkt verläuft, keine Beschwerden verursacht und auch wieder von selbst ausheilt. Etwa 40 Arten von HPV sind sexuell übertragbar und werden daher auch „genitale HPV“ genannt. Unterteilt werden diese in so genannte „Niedrigrisiko-Typen“ (nrHPV) und „Hochrisiko-Typen“ (hrHPV). Während Niedrigrisiko-HPV „nur“ unangenehme, aber harmlose Warzen im Genitalbereich (Feigwarzen) verursachen, können "durch Hochrisiko-HPV Zellveränderungen entstehen, aus denen sich in seltenen Fällen im Laufe der Jahre ein bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses (Zervixkarzinom) entwickelt". Zwölf hrHPV-Typen gelten hier als besonders gefährlich, am häufigsten handelt es sich dabei um die Typen 16 und 18.
Impfung sinnvoller im Alter von 9 bis 14 Jahren
Selbst Kondome können nicht zuverlässig vor HPV schützen, da sie nicht alle möglicherweise betroffenen Stellen im Genitalbereich abdecken können. Mädchen und Frauen sollten daher vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft werden. Da dieser Zeitpunkt jedoch oft verpasst wird, sollte die Impfung auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts hin zukünftig deutlich früher erfolgen als bisher. Demnach sollten Mädchen nicht erst im Alter von 12 bis 17 Jahren geimpft werden, sondern bereits im Alter von 9 bis 14 Jahren. „In Deutschland liegt das Alter des ersten Geschlechtsverkehrs im Mittel bei 15 Jahren", so Hans-Iko Huppertz, Direktor der Kinderklinik Bremen-Mitte gegenüber „Spiegel Online“. Dementsprechend sei der richtige Impfzeitpunkt besonders wichtig, denn „da die Impfung nicht mehr wirkt, wenn schon eine Infektion vorhanden ist, ist es wichtig davor zu impfen." Doch bei der HPV-Impfung gibt es in Deutschland offenbar noch großen Aufholbedarf, denn nach Angaben des RKI erhalten je nach Alter bislang lediglich zwischen 30 und 45 Prozent der jungen Frauen einen Impfschutz. Für Experte Huppertz bringt daher die Empfehlung der Stiko neue Hoffnung: „Die jüngeren Kinder sind oft noch in der Betreuung der Kinderärzte, die auch Ängste der Eltern vor der Impfung nehmen können.“
Impfung wirkt offenbar bei jüngeren Mädchen stärker als bei älteren
Demzufolge sei die Empfehlung der Stiko aus Sicht Huppertz’ als "sehr sinnvoll" zu betrachten. Auch weil Untersuchungen darauf hindeuten würden, dass eine Impfung bei jüngeren Mädchen stärker wirke als bei älteren. Dementsprechend bräuchten 13- bzw. 14-jährige Mädchen auch „nur“ zwei Dosen der Impfstoffe Gardasil bzw. Cervarix, wohingegen bei älteren drei nötig wären. Ist die Impfung bis zum 18 Geburtstage erfolgt, kann diese wirksam gegen die beiden „High-Risk“-Viren 16 und 18 schützen, welche in den meisten Fällen für die Entstehung eines Zervixkarzinoms verantwortlich sind. Doch auch eine Impfung bietet keine 100%ige Sicherheit – daher raten Experten immer wieder dazu, zusätzlich die gängigen Früherkennungsuntersuchungen zu Gebärmutterhalskrebs in Anspruch zu nehmen.
Kritiker weisen auf unsichere Datenlage hin
Hier liegt auch einer der Hauptkritikpunkte, denn Skeptiker befürchten, dass Frauen sich durch eine Impfung zu sicher fühlen und dadurch leichtsinnig werden könnten. Zudem gäbe es auch Sicht einiger Kritiker noch keine gesicherten Daten zu Erfolgen der Impfung, denn diese werde erst seit einigen Jahren durchgeführt. Da bösartige Tumore sich aber oft erst nach vielen Jahren entwickeln würden, sei es schwierig, überhaupt genaue Zahlen zu verhinderten Krebsfällen zu erheben. Dennoch lassen erste Studien offenbar einen Erfolg der HPV-Impfung erkennen: So hatte beispielsweise eine vom Pharmaunternehmen „GlaxoSmithKline Biologicals“ finanzierte Studie mit mehr als 17.000 Teilnehmerinnen ergeben, dass eine Impfung innerhalb von vier Jahren eine von hundert Mädchen bzw. jungen Frauen vor einer riskanten Schleimhautveränderung am Gebärmutterhals geschützt hatte. „Eine bevölkerungsweite Impfung, welche den HPV-16/18-Impfstoff sowie eine hohe Abdeckung im frühen Jugendalter beinhaltet, könnte möglicherweise das Potenzial haben, um die Inzidenz von Gebärmutterhalskrebs deutlich zu reduzieren“, so die Wissenschaftler der „HPV PATRICIA Study Group" um Gary Dubin in einem Artikel im Fachmagazin „The Lancet“. (nr)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.